Rangnick will Ösis mit Rod Stewart einheizen – Ex-HSV-Profi hat aber eine andere Idee
Ralf Rangnick kennt Kylian Mbappé bestens – schließlich wäre er einst um ein Haar sein Trainer geworden. „Ich habe mich mehrere Male mit den Eltern getroffen“, so berichtete es der österreichische Nationaltrainer vor dem EM-Duell mit den Franzosen am Montag in Düsseldorf. Das war im Februar 2015, der heute beste Stürmer der Welt war damals 16, Rangnick sammelte für RB Leipzig als Sportdirektor Toptalente ein.
Und so kam es, dass er eines Tages auch bei Familie Mbappé auf der Couch saß. „Beim letzten Treffen sagte mir der Papa Wilfried: Okay, wir geben ihnen den Jungen, aber nur, wenn sie selbst den Trainer machen“, sagte Rangnick: „Doch das hatte ich damals überhaupt nicht vor.“ Vier Monate wurde er es doch! Mbappé aber war „nicht mehr zu bekommen“ – so ist die kleine Schmonzette eine der vielen guten Geschichten, die im Fußball nie passiert sind.
Rangnick hätte einst fast Kylian Mbappé verpflichtet
Neun Jahre später muss Ralf Rangnick eine Urgewalt aufhalten, die er selbst einst so gerne geformt hätte. „Er ist zur Zeit, zusammen mit Erling Haaland, wahrscheinlich das Beste, was es im Sturm auf der Welt gibt. Das wissen wir“, sagte er, die Gegenstrategie hat er im Berliner Schlosshotel Grunewald ertüftelt, wo einst Jürgen Klinsmann das Sommermärchen entwarf. „Er ist nur einer von elf Spielern. Wir müssen schauen, dass wir als Mannschaft so gut verteidigen, dass es gar nicht so viele Bälle für ihn gibt.“
48 Stunden vor dem Anpfiff am Montag (21 Uhr/ARD und MagentaTV) jedenfalls setzte Rangnick nicht aufs Taktikbrett, sondern auf ein wenig Lockerung durch Musik. Er hatte der Mannschaft Karten für das Rod-Stewart-Konzert in der Berliner Uber Arena am Samstagabend besorgt – Welthits wie „Sailing“ oder „Maggie May“ sollten ihren beflügelnden Zauber versprühen. „Der Trainer hat es uns am Mittwoch vorgespielt. Wirklich tolle Musik“, berichtete Ex-HSV-Profi Michael Gregoritsch, der aber, wie er scherzte, lieber mit Christoph Baumgartner „einen Pärchenabend“ vor dem Hotelfernseher verbringen wollte. Vorher ging’s ins „Schwitzkastl“, also in die Sauna.
Gregoritsch: Lieber Pärchenabend als Rod Stewart
Die Gelassenheit, die im Lager des Geheimfavoriten ausgestrahlt wird, geht den Franzosen völlig ab. Über vieles wurde in den vergangenen Tagen gesprochen, Fußball gehörte selten dazu. Mbappé hatte einen Schnupfen, okay, viel mehr aber ging es um den heftigen Rechtsruck bei den Europawahlen. Der Topfavorit ist abgelenkt.
„Wir müssen dafür kämpfen, dass der Rassemblement National nicht durchkommt“, also die Rechtspopulisten, sagte Stürmer Marcus Thuram auf der Pressekonferenz im Team-Camp in Paderborn. „Ich denke, die Lage ist sehr traurig, sehr ernst.“
Thuram und Dembélé setzen ein Zeichen gegen Rechts
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen angekündigt – für während der EM. Schon Ousmane Dembélé hatte an seine Landsleute appelliert. „Wir müssen die Leute dazu bewegen, zur Wahl zu gehen“, sagte der frühere Dortmunder, „ich denke, dass die Alarmglocken schrillen.“
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Thuram ging einen Schritt weiter. „Ich hoffe, dass jeder meine Meinung teilt. Es reicht nicht, zu sagen, dass wir zur Wahl gehen müssen“, erklärte er. „Es ist nicht kompliziert, sich dazu zu äußern. Ich habe keinen Zweifel daran, dass in der Mannschaft jeder so denkt wie ich.“ Jedenfalls denkt kaum einer an den Sport. (sid/bv)