Schüsse St. Pauli Reeperbahn
  • Polizisten am abgesperrten Einsatzort nahe der Reeperbahn.
  • Foto: picture alliance/dpa/Steven Hutchings

Dramatische Momente auf dem Kiez – Augenzeuge: „Und ich denke: Ich muss hier weg!“

Gerade noch herrschte auf dem Kiez EM-Party-Stimmung, dann gab es auf einmal Panik: Sonntagmittag ist an der Silbersackstraße (St. Pauli) ein Mann von der Polizei niedergeschossen worden, der Beamte und Passanten mit einer Spitzhacke und einem Brandsatz bedroht hatte. Florian B. (39, Name geändert) war einer der Menschen, auf die der Mann losgehen wollte. Der MOPO schildert er die Augenblicke, die beinahe sein Leben für immer verändert hätten:

„Ich hatte gerade meine Frau und die Kinder bei einem Pizzastand gelassen und suchte einen Kiosk. Ich steh‘ also an der Straße, direkt vor mir eine Absperrung, dahinter eine Hundertschaft der Polizei. Da kommt direkt neben mir dieser Typ aus dem Dönerladen. Groß, dick, mit Glatze, in der Hand eine Spitzhacke oder Axt, und brüllt in Richtung der Polizisten so etwas wie: Ihr Schweine, ihr Schweine, scheiß Europa!

„Alle haben gedacht: Fuck, bloß weg hier“

Der steht wirklich direkt neben mir, ein Meter Abstand, und fuchtelt mit dieser Spitzhacke herum. Ich guck‘ ihn an, er guckt mich an – und ich denke nur: Ich muss hier weg!

Wäre ich stehen geblieben, ich hätte womöglich diese Spitzhacke auf den Kopf bekommen.

Der Typ merkt dann, dass er an der Absperrung der Polizei nicht weiterkommt und dreht sich weg. Er fuchtelt wild mit dem Werkzeug rum. Alle in der Straße denken: Fuck, bloß weg hier.

Ich laufe auch weg, dann höre ich einen Schuss, drehe mich um, weitere Schüsse knallen.

Den Molotow-Cocktail hatte ich in der ersten Situation überhaupt nicht gesehen, sondern nur auf das geachtet, was ich für eine Axt hielt. Niederländische Augenzeugen haben dann der Polizei berichtet, dass er die Waffe wohl auf den Boden gelegt und versucht haben soll, den Brandsatz anzuzünden. Das war wohl der Moment, als die Schüsse fielen.

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Der Typ sah nord- oder  osteuropäisch aus, ich schätze ihn auf irgendwas zwischen 30 und 40 Jahren. Er rief auf deutsch.“

Der Mann – nach MOPO-Informationen ein 39-Jähriger aus Buchholz, der seit längerem an einer psychischen Krankheit leidet – wurde vor Ort von Rettungskräften und einem Notarzt versorgt, kam dann in ein nahes Krankenhaus. Der aktuelle Gesundheitszustand ist unbekannt. Die Polizei schließt einen EM-Bezug und einen islamistischen Hintergrund aus. (dg/mn)

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