Baustellen und Stromausfälle – und das soll eine Erfolgsgeschichte sein
Zehn Jahre sind seit dem Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze in Hamburg vergangen. Seit neun Jahren liegt der Strom in öffentlicher Hand – für Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) eine Erfolgsgeschichte. Denn: Im vergangenen Jahr hat die städtische Stromnetz Hamburg rund 80 Millionen Euro Gewinn gemacht. Geld, das nun in die Kasse der Stadt fließt.
Für die Bürger ist es oft ein Ärgernis: Etwa 170 Mal pro Monat fällt der Strom irgendwo in Hamburg aus. Mal kürzer, mal länger – so wie bei der großen Störung in Tonndorf Ende in diesem Frühjahr. Auf den Menschen heruntergerechnet bedeutete das 2023 einen Ausfall von elf Minuten pro Einwohner Hamburgs. Deutschlandweit stehe man dabei aber im Vergleich gut da, betonte Senator Kerstan.
Umweltsenator Kerstan: Der Strombedarf in Hamburg wird sich in den kommenden Jahren verdoppeln
Noch ärgerlicher für viele Hamburger sind die vielen Baustellen in der Stadt. Insgesamt gibt es aktuell 228 offene Gruben, weil Stromnetz Hamburg die alten Kabel in dem 33.500 Kilometer langen Stromverteilungsnetz austauscht und durch neue, leistungsfähigere ersetzt. Das bedeutet: Lärm, Schmutz, Stau und weniger Parkplätze.
Doch es hilft nichts: „Der Strombedarf wird sich in den kommenden Jahren verdoppeln“, erklärt Kerstan. Das liegt nicht nur daran, dass Hamburg eine stromintensive Wirtschaft hat, sondern auch an der zu erwartenden Zunahme an Elektroautos und Wärmepumpen. Die Stadt müsse die notwendige Infrastruktur bereit stellen, so der Senator. Und das gehe nun mal nicht ohne Behinderungen.
Gleichzeitig sei Stromnetz Hamburg der Motor der Energiewende in der Hansestadt, weil das Unternehmen bei dem Ziel helfe, bis zum Ende dieses Jahrzehnts 70 Prozent C02 einzusparen. So sollen im Jahr 2030 beispielsweise 1500 elektrisch betriebene Busse auf Hamburgs Straßen im Einsatz sein.
Stromnetz Hamburg macht fast 80 Millionen Euro Gewinn
„Seit der Rekommunalisierung der Stromnetz Hamburg vor neun Jahren hat sich das Unternehmen zu einem der wichtigsten Player der Hamburger Energiewende entwickelt“, erklärte Kerstan am Montag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für das Jahr 2023.
Der Rückkauf der Energienetze habe sich gelohnt, betonte der Senator. Denn: Der Gewinn von Stromnetz Hamburg lag im vergangenen Jahr bei 79,1 Millionen Euro, die nun über die Hamburger Netzinfrastruktur Holding an die Stadt überwiesen werden. Insgesamt lag die Summe aus Umsatzerlösen und übrigen Erträgen 2023 bei 1,08 Milliarden Euro, die Investitionen stiegen auf das Rekordniveau von 388,6 Millionen Euro.
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Im Herbst steht nun der nächste Schritt an: Am 2. September wird Stromnetz Hamburg mit der ebenfalls städtischen Gasnetz Hamburg fusionieren. Das Unternehmen mit dann 2300 Mitarbeitern wird auch einen neuen Namen bekommen – welchen, das wollte der Senator noch nicht verraten. Nur so viel: Es werde keinen Verlust von Arbeitsplätzen geben. Auch werde sich die Fusion nicht zulasten der Arbeitsbedingungen in dem neuen Unternehmen auswirken.