„Adoptieren lassen“: So wurden HSV-Boss Kuntz und Football-Esume Kumpel
Er machte die Schützlinge von Stefan Kuntz einst heiß, indem er Dinge sagte wie: „Talent ist so wie ein langer Pimmel: Wenn er nicht hart wird, hilft er dir nicht.“ Inzwischen ist Patrick Esume Commissioner der European League of Football (ELF) – und freut sich als gebürtiger Hamburger sehr darüber, dass die Sea Devils in diesem Sommer, konkret am 14. Juli gegen Rhein Fire, wieder im Volksparkstadion spielen werden. Ob Sportvorstand Kuntz ihn danach auch mal wieder zum HSV einladen wird? Wie vor fünf Jahren, als Esume die DFB-Juwele als Motivationstrainer der deutschen U21 begeisterte?
Bevor die MOPO diese Frage stellte, hielt Kuntz zu Beginn der Pressekonferenz anlässlich des erneuten Sea-Devils-Heimspiels im Volkspark erst mal einen Monolog. Sechs Minuten lang sprach der 61-jährige HSV-Boss darüber, wie er und Patrick Esume sich einst im Rahmen ihrer TV-Tätigkeit bei „ran“ kennen- und schätzen lernten, wie sie Kumpel wurden, welche Ideen er vom „Coach“ bis heute behielt und wie der Football-Experte im Sommer 2019 Kuntz’ U21-Nationalelf eingeheizt hatte.
Kuntz lud Esume 2019 zur U21-Nationalmannschaft ein
„Einige Jungs wollten sich am Ende von Patrick adoptieren lassen“, sagte Kuntz an diesem Mittwoch im Hamburger Rathaus. In seiner Rolle als deutscher U21-Trainer hatte er Esume vor fünf Jahren ins DFB-Trainingslager nach Südtirol eingeladen. Dort bereitete sich das DFB-Nachwuchsteam damals auf die U21-EM in Italien und San Marino (16. bis 30. Juni) vor. Und Kuntz wollte seine Kicker mit Esume und dessen Ansprache positiv überraschen.
Es war eine Idee, die voll aufging. „Am besten streiche ich meine Ideen alle weg“, habe er, also Kuntz, sich damals gedacht. „Denn Patrick hat die Jungs total begeistert.“ Ein Esume-Satz, der ihm bis heute in Erinnerung geblieben sei, sei dieser: „Erfolg ist immer nur gemietet.“ Vor dem Beginn des Turniers hatte Esume seinerzeit sogar eine 45-minütige, fesselnde Motivationsrede an die U21-Nationalspieler gerichtet – und darin dann auch den „Pimmel“-Vergleich herangezogen.
HSV-Boss über Esume-Spruch: „War ein bisschen derber“
„Der Spruch war ein bisschen derber“, sagte Kuntz am Mittwoch mit einem Lächeln. Und dann schwärmte der HSV-Boss noch davon, wie Esume im Juni 2019 selbst eine Einheit seiner damaligen Mannschaft geleitet hatte, an dessen die U21-Kicker sogar gegen den in Football-Ausrüstung gekleideten Ex-Profi Esume antreten mussten. „Das war die schönste Übung“, findet Kuntz. „Über Patricks Stabilität war der eine oder andere überrascht. Es war, als wären sie gegen eine Mauer gelaufen.“ Und dann fiel Kuntz ein: „Ich hoffe, ich quatsche nicht zu viel.“
Dann ging es um Football, den erneuten Gastauftritt der Sea Devils im Volkspark nach dem Debüt im Vorjahr – inklusive Zuschauerrekord: 32.500 waren im Juni 2023 bei der 22:27-Heimniederlage gegen Rhein Fire in die HSV-Arena gekommen. Nun werden die Düsseldorfer wieder in Hamburg gastieren – und Mark Weitz, Geschäftsführer der Seeteufel, schwärmte: „Wir sind sehr dankbar, im Volkspark erneut ein tolles Erlebnis haben zu dürfen. Wir werden auch drumherum eine große Party kreieren. Das wird ein großer Sporttag für die Hamburger.“ Denn nach dem Football-Spiel im Volkspark (16.25 Uhr) wird abends (21 Uhr) in Berlin das EM-Finale stattfinden.
Sea-Devils-Spiel im Volkspark: Fast 20.000 Tickets weg
„Es wird genug Zeit sein, nach dem Spiel zum Public Viewing zu gehen“, versicherte Weitz. Bisher wurden mehr als 15.000 Tickets verkauft, man kratze bereits an den 20.000. Und Esume betonte: „Eine fünfstellige Zuschauerzahl ist im europäischen Football immer ein Riesen-Erfolg. Das ist beachtlich und nicht selbstverständlich.“ Die letzte EM-Partie im Volkspark, ein Viertelfinale, steigt am 5. Juli. Anschließend hat die UEFA noch bis 11. Juli das Hausrecht über die Arena. „Aber wir sind zuversichtlich, dass alles klappt mit dem Umbau“, sagt Weitz. Schon jetzt sind einige Sea-Devils-Vertreter regelmäßig für Vorbereitungen im Stadion, das normalerweise Kuntz’ Arbeitsplatz ist.
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Wird der Vorstand bald also auch mal wieder Esume dorthin einladen? Womöglich gar für Motivationsreden an die HSV-Profis? „Die Verbindung zwischen Patrick, seiner Familie und dem HSV-Fußball gibt es schon sehr lange“, erklärte Kuntz. „Dafür hat er mich nicht gebraucht.“ Esume, der Anfang 2020 unter Ex-Coach Dieter Hecking bereits mal im im Volkspark hospitiert hatte, wurde auf Nachfrage der MOPO etwas offensiver: „Wann immer Stefan mich braucht, egal wann: Dann ruft er an – und dann bin ich am Start.“ Wie im Sommer 2019.