AfD-Politiker beißt Demonstranten – und will Anzeige erstatten
Spricht man in der Politik von einem „Wadenbeißer“, ist das in der Regel im übertragenen Sinne gemeint. In Essen, wo Zehntausende gegen den AfD-Bundesparteitag protestieren, ist es keine Metapher.
Ein AfD-Mitglied hat am Rande des Bundesparteitags in Essen einem Demonstranten in die Wade gebissen – nach eigener Darstellung aus Notwehr. Stefan Hrdy (67) schilderte am Sonntag, wie sich die „eskalierende Situation“ am Samstag aus seiner Sicht entwickelt hat. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Der Pensionär sagte, er sei auf dem Weg zur Grugahalle auf eine Blockade von AfD-Gegnern gestoßen. Als er aus seinem Auto ausgestiegen sei, um einen Polizisten zu bitten, den Weg für ihn freizumachen, sei er plötzlich attackiert worden.
So schildert AfD-Mann Stefan Hardy den Vorfall
Der Parteitagsdelegierte aus Nordrhein-Westfalen sagte: „Dann bekam ich einen Tritt in die rechte Wade, fiel hin und zwei oder drei sind auf mich drauf gefallen, ich sage mal gefallen, und dann kam ein Tritt von rechts, ich konnte ein bisschen ausweichen, habe mich dann in das Bein verklammert und zugebissen, damit ich nicht noch einen Tritt abbekomme.“ In diesem Moment hätten Polizeibeamte eingegriffen. Er habe aufstehen und weiterfahren können.
Die „Bild“-Zeitung veröffentlichte ein Video des Vorfalls. Darin ist zu sehen, wie Hrdy auf eine Polizeiabsperrung zugeht. Mehrere Demonstranten stellen sich ihm in den Weg, es kommt zu einem Tumult und Hrdy geht zu Boden. Das Video deckt sich in Teilen nicht mit Hrdys Darstellung – so ist dort lediglich zu sehen, dass ein Demonstrant mit dem Bein auf ihm liegt, dem Hrdy in die Wade beißt. Der geschilderte Tritt in die Wade ist nicht zu erkennen, allerdings ist die Sicht auf die Szene zwischenzeitlich auch verdeckt.
Eine Sprecherin der Polizei Essen erklärte, dass man von dem Sachverhalt aus den Medien wisse. Ob der Gebissene eine Anzeige erstattet habe, sei aber noch unklar. Die Ermittlungen dauerten an.
AfD-Politiker will Anzeige erstatten
Hrdy selbst sagte, er habe die Absicht, Anzeige zu erstatten. Der AfD-Delegierte sagte, während seiner Zeit bei der GSG 9, der Spezialeinheit der Bundespolizei, habe er zwar gelernt, sich körperlich zur Wehr zu setzen. Der Mann, mit dem er es auf der Straße zu tun gehabt habe, sei allerdings deutlich jünger gewesen als er und habe Stiefel getragen, sagte Hrdy. Er war nach eigenen Angaben 2016 in die AfD eingetreten. Sichtbare Blessuren von dem Vorfall hat er nicht.
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Der AfD-Parteitag war am Samstag von massiven Protesten begleitet worden. Zehntausende demonstrierten gegen die AfD. Dabei war es auch zu Gewalt gekommen. Bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Aktivisten wurden nach Polizeiangaben 28 Beamte verletzt, einer davon schwer. Immer wieder hätten größere Personengruppen mit zum Teil mehreren Hundert Personen durch gewaltsame Störaktionen versucht, die Delegierten an der Teilnahme zu hindern oder Sperrstellen zu durchbrechen, teilte die Polizei am Samstagabend mit.