Georg-Elser-Halle in Hamburg: Betreiber verspricht Großes – und kontert Kritik
Eigentlich sollte die Georg-Elser-Halle oben auf dem Feldstraßen-Bunker schon vor zwei Jahren eröffnen – doch daraus wurde nichts. Jetzt ist es endlich soweit. Die MOPO war vorab in der neuen Konzert- und Veranstaltungslocation und hat mit dem Betreiber gesprochen. Der verspricht Großes – und kontert Kritik.
Wolf von Waldenfels liegt rauchend auf der Bühne, weit oben über St. Pauli, dort, wo bald Musiker:innen spielen sollen. Sneaker, Anzughose, aufgeknöpftes Schlabberhemd – und ein breites Grinsen im Gesicht. Ihm ist die Erleichterung anzumerken. „Ich bin froh, dass es hier bald endlich losgehen kann“, sagt er.
Der Betreiber ist eine Legende der Hamburger Club-Szene
Von Waldenfels kann man als Legende der Hamburger Club-Szene bezeichnen: Der 64-Jährige gründete einst das „Phonodrome“, das „Golem“, das „Uebel&Gefährlich“. Jetzt also die Georg-Elser-Halle. Mit Platz für bis zu 2200 Menschen. Sie soll eine Lücke schließen im Hamburger Konzerthallen-Repertoire, zwischen Docks (Kapazität: bis zu 1500 Menschen) und Inselpark-Arena (bis zu 3900 Menschen). Das Interesse aus der Branche an so einem Ort sei groß, sagt von Waldenfels.
Und auch er verspricht Großes: „Hier oben soll es den besten Sound der Stadt geben.“ Die Anlage: ein Highend-Modell von Hersteller L-Acoustics, „die neueste“, „mindestens Mercedes, wenn nicht sogar Rolls Royce“, erklärt er. Der Mann mag Superlative. Er schwärmt vom einmaligen Blick auf den Hafen, schon der Weg nach oben über den Bergpfad sei ein „cooles Erlebnis“.
Georg-Elser-Halle: Termin für Eröffnung steht fest
2017 sei er erstmals gefragt worden, ob er sich vorstellen könne, die Halle zu betreiben, erzählt von Waldenfels. Schnell habe er Ja gesagt. „Weil gute Hallen Mangelware in Hamburg sind.“ Im Herbst 2022 sollte Eröffnung sein, die ersten Shows waren gebucht, Tocotronic sollten spielen. Dann: Lieferketten-Probleme, Unterbrechungen. Die Eröffnung: vertagt ins Ungewisse.
Jetzt ist es soweit: Am Samstag, 20. Juli soll, die erste Veranstaltung stattfinden: „Ein Konzert mit drei Künstler:innen, die eigentlich in deutlich größeren Hallen spielen“, sagt Booker Malte von der Lancken. Mehr will er nicht verraten. Eingeladen werden sollen Leute aus der Hamburger Musikszene – und Leute aus der Nachbarschaft, aus der viele dem ganzen Bunker-Aufbau-Begrünungs-Projekt kritisch gegenüberstehen.
Noch mehr Event-Charakter im Viertel, noch mehr Touris. Und noch mehr Lärm für die Anwohnerschaft im Karoviertel, die erst kürzlich nach dem Auftakt des EM-Fanfestes einen Hilfeschrei absetzte.
Georg-Elser-Halle: Wie der Betreiber auf Kritik reagiert
Von Waldenfels kennt die Kritik – und kontert sie: Die Halle werde „keine weitere Störung fürs Viertel sein.“ Bei Konzerten würden die Höhe und die gute Isolierung für Ruhe außerhalb sorgen und auch im Hotel, das ebenfalls Teil der Bunker-Aufstockung ist. Und hinterher? „Die Gastronomie direkt auf der Ebene unter uns sorgt eher dafür, dass die Leute hier bleiben und nicht ins Viertel strömen.“
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Man wolle auch ein Ort für die Menschen im Viertel sein, sagen die Macher. Klar, größtenteils gebe es Konzerte, „Pop, Rock, Metal, Jazz, Elektro, jedes Genre“, sagt Booker Malte von der Lancken, im September sollen Auftritte als Teil des Reeperbahn-Festivals hier stattfinden. Aber ansonsten beispielsweise auch Flohmärkte, möglicherweise Ausstellungen.
Georg-Elser-Halle: Kontroverse um Namen
Fix geplant ist noch was: Schulsport. Die Kinder des Struensee-Gymnasiums an der Wohlwillstraße werden hier als erste turnen. Es gibt herunterfahrbare Trennwände, Halterungen für Sportgeräte, Umkleiden. Schulsport hier oben, das sei auch super, weil der Name Georg Elser so auch in der jungen Generation präsent bleibe, sagt Wolf von Waldenfels.
Womit wir bei einer weiteren Kontroverse wären, die diskutiert wurde, als vor zwei Jahren der Name Georg-Elser-Halle bekannt wurde: Darf man einen Ort für kommerzielle Veranstaltungen nach einem Widerstandskämpfer und Hitler-Attentäter benennen? Der Vorwurf: Der Name ein Alibi, vorgeschoben, um Geschäft zu machen, Stichwort „Culture-Washing“.
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Georg-Elser-Halle: Name als programmatisches Versprechen
Von Waldenfels will das entkräften: Man habe sich vorab intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Gespräche geführt, beispielsweise mit Helmut Butzmann, der seit vielen Jahren bei Veranstaltungen in Hamburg an Georg Elser erinnert, auch im „Uebel&Gefährlich“.
Seit 2021 gibt es bereits einen Platz in Hamburg, der ebenfalls dem Mann gewidmet ist, dessen Sprengstoffattentat auf Hitler im November 1939 in München knapp scheiterte. Man begrüße das, es könne doch mehrere Orte der Erinnerung an Elser geben, der vielen eher unbekannt sei, im Gegensatz zu beispielsweise Claus Schenk Graf von Stauffenberg, sagt von Waldenfels.
„Der Name wird bei all unseren Veranstaltungen mitschwingen“, er stehe auf den Tour-Plakaten und werde bei internationalen Künstler:innen „in die Welt getragen.“ Und gleichzeitig gehe mit dem Namen auch ein programmatisches Versprechen einher: „Frei.Wild werden hier beispielsweise ganz sicher nicht spielen.“