Schule nach Corona: So will Hamburg soziale Folgen bekämpfen
Hamburgs Kinder und Jugendliche dürfen zwar wieder in der Schule lernen, die psychischen und sozialen Belastungen der Pandemie werden sie dorthin aber begleiten. Der Bund stellt den Ländern jetzt Millionen für Hilfsprogramme zur Verfügung. Auch in Hamburg wird schon daran getüftelt. Die Linksfraktion fordert, im ersten Halbjahr Noten, Klausuren und Zeugnisse wegzulassen.
Ängste, depressive Symptome, Kopf- und Bauchschmerzen: Aus einer Studie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) geht hervor, dass fast jedes dritte Kind ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland psychische Auffälligkeiten zeigte. Besonders betroffen seien Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und mit Migrationshintergrund. Die seelischen Belastungen und Bedürfnisse von Familien und Kindern müssten während der Pandemie stärker berücksichtigt werden, betonte Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer.
Hamburg: Kinder leiden unter sozialen Folgen der Pandemie
„Für das neue Schuljahr entwickeln Schulbehörde und Sozialbehörde gerade gemeinsam weitere Programme, um soziale Kompetenzen zu stärken“, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde, auf MOPO-Anfrage. Vom Bund gibt es für die Länder mehrere Millionen Euro, um Kinder und Jugendliche nach der Pandemie in ihrer Entwicklung und beim Aufholen von Lernrückständen zu unterstützen. Hamburg erhält rund acht Millionen Euro aus diesem Topf.
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Sechs Millionen Euro sind für die Unterstützung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Freiwilligendienstleistenden, Jugendsozialarbeit und zusätzlicher Sozialarbeit an Schulen vorgesehen. Zwei Millionen Euro stehen für die Stärkung der Kinder- und Jugendfreizeiten, außerschulische Jugendarbeit und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe bereit.
Angebote in den Hamburger Sommerferien
Wann es mit den ersten Maßnahmen losgeht, ist laut Schulbehörde noch Gegenstand der Planung. „In den Sommerferien bieten viele Schulen in Kooperation mit Trägern der Freien Kinder- und Jugendhilfe eine vielfältige Ferienbetreuung an“, so Sprecher Peter Albrecht. „Das Jugendinformationszentrum JIZ hat zudem eine breite Angebotsvielfalt im Rahmen des ,Hamburger Ferienpasses‘.“
Aktionsprogramm der Bundesregierung
Ab Herbst soll das bundesweite Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ starten. Mit Freizeitmaßnahmen sollen die Kinder und Jugendlichen in ihren Sozialkompetenzen gestärkt werden. Außerdem geht es um die Verarbeitung von Problemen der Pandemie wie Konflikten und Isolation. Insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien stehen hier im Fokus. Dazu gibt es eine Kooperation mit Anbietern von Kinder- und Jugenderholungsreisen.
Hamburger Linksfraktion fordert: Weg mit den Noten
Die Hamburger Linksfraktion fordert im nächsten Schuljahr die sozialen Kompetenzen der Schüler:innen ganz oben auf den Bildungsplan zu schreiben. Einen entsprechenden Antrag will die Fraktion in die letzte Bürgerschaftssitzung vor der Sommerpause einbringen. Noten, Halbjahreszeugnisse und Klausuren sollen im nächsten Halbjahr weg, um den Schüler:innen den Druck zu nehmen. Ausflüge, Sportangebote und Kultur sollen stärker im Fokus stehen.
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„Das nächste Schuljahr wird kein normales sein. Es muss in erster Linie dafür genutzt werden, die gravierenden Auswirkungen der Corona Pandemie aufzufangen und zu heilen“, sagte Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus. Für ein gutes Gelingen brauche es zuerst die Einsetzung eines Bildungsrates aus den Schulen und weiteren Schulexpert:innen, so Boeddinghaus weiter. Dieser Rat solle die einzelnen Maßnahmen planen und in den Schulen umsetzen.