Aktivisten blockieren Kreuzfahrtschiffe auf ungewöhnliche Weise – Polizei greift ein
Blockade-Aktion gegen zwei Kreuzfahrtdampfer: In Kiel haben Aktivisten am Sonntagabend zwei Kreuzfahrtschiffe am Auslaufen gehindert – und dabei zu einer ungewöhnlichen Methode gegriffen. Neun Aktivisten wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Zehn Gegner des Kreuzfahrttourismus hinderten nach eigenen Angaben in Kiel mit ihren Kajaks zwei Kreuzfahrtschiffe am Auslaufen. Dazu fuhren sie vor dem Bug der Schiffe herum, wie ein Teilnehmer der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagnachmittag sagte.
Polizei nimmt Aktivisten in Gewahrsam
Wie die Polizei am späten Sonntagabend in einer Mitteilung bekanntgab, war das geplante Ablegen eines der Kreuzfahrtschiffe um 18 Uhr wegen der Aktion nicht möglich. Das „Vorgehen der Aktivisten“ sei jedoch als Versammlung eingestuft und bis 19 Uhr genehmigt worden.
Nachdem die Aktivisten ihre Aktion um 19 Uhr nicht beendeten, seien insgesamt neun Personen in Gewahrsam genommen worden, teilte die Polizei mit. Das erste Schiff habe dann gegen 19.40 Uhr seinen Liegeplatz verlassen können, das zweite planmäßig um 21 Uhr.
Es sei glücklicherweise niemand verletzt worden, hieß es in der Polizei-Mitteilung. Die Aktivisten seien gegen 21 Uhr wieder aus der Gewahrsam entlassen worden. Gegen sie sei ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung und des Hausfriedensbruchs eingeleitet worden.
Aktionsgruppe gegen Kreuzfahrttourismus
Mit der Blockade wollte die Aktionsgruppe „Smash Cruiseshit“ nach eigenen Angaben gegen die Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus auf das Klima und gegen Arbeitsbedingungen an Bord protestieren. Außerdem solle auf „bestehende koloniale Ausbeutung“ aufmerksam gemacht werden, hieß es in einer Mitteilung.
„Emissionen, Ausbeutung, Umweltzerstörung – das bedeuten Kreuzfahrten. Wer damit verdient sind die Kreuzfahrtunternehmen. Darauf wollten wir aufmerksam machen und das ist uns mehr als gelungen“, äußert sich Aktivist René nach der Aktion. „Unsere Freund*innen von Stop Croisières hatten das bereits gestern in der Bretagne geschafft.“
„Mein Schiff 7“ und „AIDAbella“ betroffen von der Aktion
Betroffen waren von der Blockade die „Mein Schiff 7“ und die „AIDAbella“ am Ostseekai. Der Protest sei Teil europaweiter Aktionen, die über das European Cruise Activist Network (ECAN) organisiert worden seien, teilten die Aktivisten mit.
„Wir haben gezeigt, dass Kreuzfahrten und ihre Auswirkungen auf Mensch, Klima und Umwelt nicht unkommentiert passieren können. AIDA, TUI und Co legitimieren mit leeren Versprechungen ein Weiter-so. Das ist Greenwashing. Kreuzfahrt wird nie nachhaltig und fair sein!“ so Teilnehmer Alex.
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In Kiel boome die Kreuzfahrt, hieß es. Von Jahr zu Jahr steige die Anzahl der Passagiere. Der Großteil der Schiffe werde mit hochgiftigem Schweröl betrieben. Bereits am 1. Juni hatte es im Kieler Hafen einen ähnlichen Protest gegen den Kreuzfahrttourismus gegeben. (due/dpa/aba)