DFB startet gegen Frankreich: Heute ist der Tag der Wahrheit
Rund zwei Wochen lang bereiteten sie sich auf diesen Moment vor – nun wird es ernst für das DFB-Team und Joachim Löw. Mit der Partie gegen Frankreich startet auch der dreimalige Europameister in die EM. Für den Bundestrainer die erste knallharte Prüfung bei seinem Abschiedsturnier, das er mit aller Macht erfolgreich bestreiten möchte.
Er hat die Ruhe weg, da kann die Anspannung noch so groß sein. Als die Technik bei der Abschluss-Pressekonferenz des DFB-Teams in München hakte und Löw 30, 40 Sekunden lang auf eine Frage warten musste, war der 61-Jährige wieder ganz er selbst. Andere hätten leicht genervt reagiert, Löw grinste nur kurz und frech, wie ein Lausejunge. Das hat er sich über all die Jahre bewahrt.
DFB-Start gegen Frankreich: Anfang vom Ende für Löw
So soll und wird man ihn als Typen in Erinnerung behalten. Wie aber steht es um den Trainer Löw? Darüber wird nicht unwesentlich diese EM entscheiden. Weltmeister 2014, abgestürzt vier Jahre später. Seitdem gefühlt immer eher im Krisenmodus. Der letzte Akt der 15 Jahre währenden Löw-Ära aber soll sitzen.
An diesem Dienstag ist der erste Tag der Wahrheit. Das spürte Löw, als er gestern in den Team-Bus stieg, der ihn und seine Mannschaft aus dem Quartier in Herzogenaurach in den Spielort München brachte. „Als ich einstieg, dachte ich: Endich geht es los”, gab er später zu, bekräftigte aber: „Innerlich bin ich sehr ruhig und gelassen.” Er fühlt sich bestens vorbereitet, obwohl oder vielleicht gerade weil der heutige Gegner der Weltmeister ist: „Wir haben in den 14 Tagen wirklich gut gearbeitet und viel diskutiert. Wir haben gemerkt, dass die Dinge mehr und mehr zusammenwachsen.”
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Löw wirkt wie einer, der weiß, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat. Aus seinem Umfeld war mehrfach zu hören, der Bundestrainer mache einen extrem fokussierten Eindruck und brenne auf sein letztes Turnier mit dem DFB. Aber war Löw vor Turnieren jemals nicht fokussiert?
Am Ende könnte es darauf ankommen, dass er nach längerer Zeit mal wieder ein gutes Händchen in den entscheidenden Situationen beweist. Das war Löw zuletzt abhanden gekommen, insbesondere auch in den Partien mit den großen Nationen der Welt. Seit der EM 2016 gewann Löws Deutschland nur ein einziges von zwölf Duellen gegen ein Team aus den Top Ten der FIFA-Weltrangliste. Im März 2017 war das, beim 1:0 gegen England in Dortmund, damals traf Lukas Podolski noch. Lange her. Zu lang, gemessen an Löws Ansprüchen.
Jogi Löw braucht gutes Händchen für DFB-Aufstellung
Dieses Turnier soll das Bild nochmal drehen. Er wird an diesem Dienstag alles reinwerfen, schon in seiner Ansprache. Das Taktische besprach er mit seinen Profis bereits am Montagabend, „in der letzten Sitzung vor dem Spiel geht es dann mehr um Emotion”, sagt Löw. „Das mache ich gern aus dem Bauch heraus.”
Wehmut verspüre er nicht. Noch nicht. „Ich mache mir keine Gedanken darüber, dass es die letzten Wochen und Spiele sind”, gibt Löw zu verstehen. „Ich bin jetzt gewissermaßen im Tunnel. Aber wenn es dann soweit ist, hoffentlich erst in einigen Wochen, kann es natürlich sein, dass Wehmut ins Spiel kommt.”
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Erstmal hat Löw noch etwas vor. Welche Stimmung im Land ihn dabei begleiten wird, dürfte sich an diesem Abend entscheiden.