Deutschlandticket teurer? Richtig so!
Die Einführung des Deutschlandtickets ist ein Erfolg, keine Frage. Es ist günstig, es hat den irrsinnigen deutschen Tarifdschungel gelichtet. Und je mehr Menschen Bahn und Bus fahren, desto weniger Autos quetschen sich auf die Straßen. Jetzt soll es etwas teurer werden, wahrscheinlich zehn Euro im Monat, und die Aufregung ist riesig. Dabei ist doch klar: Es kann kein supergutes ÖPNV-Angebot zum Schleuderpreis geben.
Wer vor Einführung des Deutschlandtickets ein HVV-Abo hatte, spart seit Einführung im Mai 2023 bis zu 165 Euro – im Monat. Das ist schön für die Nutznießer. Allerdings kostet dieses staatliche Präsent auch drei Milliarden Euro extra im Jahr, bezahlt von allen, die Steuern zahlen, ob sie nun Bahn und Bus fahren oder nicht. Und schon vorher wurden die Ticketpreise kräftig subventioniert, von den Zuschüssen für die Bahn-Infrastruktur (9,2 Milliarden Euro allein 2023) ganz zu schweigen.
Ein Deutschlandticket für 59 Euro wäre immer noch ein super Deal
Warum es jetzt wahlweise unzumutbar oder gar eine „Frechheit“ (Bodo Ramelow, Linke) sein soll, die Profiteure all dieser Leistungen etwas stärker an den Kosten zu beteiligen, erschließt sich nicht. Für 59 Euro einen ganzen Monat den HVV und den dazu den gesamten Nahverkehr in Deutschland nutzen zu können, wäre ja immer noch ein super Deal. Für Kinder und Bedürftige kann es ja wie jetzt auch Ausnahmen und Sozialtarife geben, die große Masse dürfte sich deswegen jedenfalls kaum wieder ins Auto setzen.
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Die Alternative wäre: Immer höhere Zuschüsse, da die Kosten (Energie, Löhne) Jahr für Jahr steigen. Geld, das dann etwa für Bildung oder Sicherheit fehlt. Oder schlechterer Service: Schon jetzt wird in allen norddeutschen Flächenländern aus Kostengründen die Einstellung von Strecken geprüft, die Einnahmeausfälle durch das Deutschlandticket verschärfen das Problem. Aber was nutzt ein billiges Ticket, wenn es immer weniger Strecken gibt, um damit zu fahren?
Leider hat man bei der Bahn auch nicht das Gefühl, das Geld wäre besonders gut angelegt: 2,4 Milliarden Euro Verlust hat der Staatskonzern 2023 eingefahren. Der Vorstand kassiert trotz Verspätungswahnsinns Millionengehälter, die Lokführer setzen Forderungen durch, die sie in einem normalen, derart defizitären Unternehmen nie erreichen könnten. Warum? Am Ende zahlt ja der Staat. Also wir alle.