Dienstwagen: Klöckner fährt die größte Dreckschleuder
Dienstwagen sollen klimafreundlicher werden, fordert die Bundesregierung immer wieder. Doch sie selbst geht nicht unbedingt mit gutem Beispiel voran. Viele ihrer Dienst-Karossen sind nicht auf dem neuesten Stand der Umwelttechnik. Und die selbst gesteckte Quote bei E-Autos verpassen die Ministerien um Lichtjahre.
Vor zwei Jahren fuhr noch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) den klimaschädlichsten Dienstwagen. Inzwischen hat ihn Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) von diesem zweifelhaften Spitzenplatz abgelöst. Ihr verlängerter Audi A8 Diesel (Audi A8 L 50 TDI Quattro) stößt 191 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der FDP hervor, über die der „Tagesspiegel“ berichtet.
Klöckner fährt noch einen zweiten Dienstwagen (den Plug-in-Hybrid BMW 745Le), der „nur“ 59 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Nimmt man den Mittelwert, kommen Klöckners Autos auf einen Durchschnitt von 125 Gramm CO2. Erst mit größerem Abstand folgt dann Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU), der mit seinem BMW 730Ld (150 Gramm) und seinem BMW 745 LE (65 Gramm) auf durchschnittlich 107,5 Gramm kommt. Auf Platz drei landen Altmaier und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD), deren Dienstwagen je noch 66 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen.
Merkel fährt in einem gepanzerten Wagen
Quasi außerhalb der Konkurrenz fahren Angela Merkel (CDU), Olaf Scholz (SPD), Horst Seehofer (CSU), Heiko Maas (SPD) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die praktisch nur in besonders schweren, gepanzerten Limousinen unterwegs sind. Diese stoßen zwischen 260 und 421 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Am besten unter den Ministern schneidet noch Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) ab. Sie lässt sich – wie Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) – in einem Plug-in-Hybrid in Form des BMW 745 Le (60 Gramm) chauffieren. Zudem verfügt Schulze als einzige Ministerin überhaupt über ein Elektro-Auto: einen Mercedes EQC 400.
Sandra Weeser (FDP) kritisiert, die Bundesregierung mache sich unglaubwürdig. „Wenn eine Bundesregierung wie beim Thema Klimaschutz viel von den Menschen einfordert, dann müssen Regierungsmitglieder und Ministerien die ersten sein, die hier vorangehen“, erklärte sie.
Die Dienstwagenflotten reißen alle Grenzwerte
Und tatsächlich: Auch die Dienstwagen-Flotten der Ministerien entsprechen nicht den Vorgaben. Seit 2020 gilt in der EU ein „CO2-Flottengrenzwert“ von 95 Gramm. Das Familienministerium kommt auf 235 Gramm, am besten schneidet noch das Verteidigungsministerium mit durchschnittlich 151 Gramm ab. Unter den insgesamt etwa 32.500 Dienstfahrzeugen gibt gerade einmal 405 Elektroautos. Das entspricht einer Quote von 1,24 Prozent. Das selbst gesteckte Ziel der Bundesregierung liegt aber bei 20 Prozent.
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Warum passiert nicht mehr? Es finde ein „permanenter Austausch eines Teils der Fahrzeugflotte statt“, schreibt das Bundesumweltministerium entschuldigend. Dieser sei aber durch die Abschreibungszeiträume und Laufzeiten von Leasingverträgen vorgegeben.