Unterricht an einer Schule.
  • Ein Lehrer steht vor seiner Klasse (Symbolbild). In Hamburg können Schulen auf Noten verzichten und andere Bewertungen entwickeln.
  • Foto: Imago

Schulsenatorin sorgt für Freude und Entsetzen: Keine Noten bis zur 9. Klasse

Diese Äußerung schlug hohe Wellen: Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) hat verkündet, dass an Hamburger Schulen bis Klasse 9 keine Noten vergeben werden müssen. Das gelte für Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien. Bei Eltern und Lehrern sorgt die Nachricht teils für Freude, teils für Entsetzen.

Es war eine Frage in einem „taz“-Interview Anfang der Woche, die für Überraschung sorgte. Auf den Schulversuch „Alleskönner“ angesprochen, dessen rund 50 teilnehmende Schulen dauerhaft bis Klasse 9 auf Noten verzichten dürfen, betonte die Senatorin: „Wer mitmachen möchte, kann mitmachen. Wir sind in Hamburg sehr offen dafür. Es gibt auch einen Beschluss meiner Partei dazu.“

Alleskönner: Hamburger Schulen verzichten auf Noten

Der Schulversuch war bereits 2008 gestartet, es nahmen 53 Grund-, Stadtteilschulen und Gymnasien teil. Mittlerweile ist der Schulversuch lange abgeschlossen, und die 48 noch beteiligten Schulen dürfen auch weiterhin bis Klasse 9 auf Notenzeugnisse verzichten. Danach sind sie dann aber wieder Pflicht.

Natürlich bedeutet der Verzicht auf Noten nicht, dass die Schülerinnen und Schüler nicht bewertet werden. Aber es gibt statt Notenzeugnissen dann ausformulierte Lernentwicklungsberichte mit Kompetenzrastern zur Beurteilung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen. Wie es etwa bei der Grundschule Arnkielstraße (Altona-Nord) gehandhabt wird.

Mit den Schülern werden individuelle Lernziele vereinbart und ihnen wird regelmäßig zurückgemeldet, wo sie gerade stehen. Das dürften auch Hamburgs Gymnasien so umsetzen. Bei vielen Lehrern und Eltern stoßen solche Projekte häufig auf Ablehnung. Es gibt aber auch Befürworter – auf jeden Fall klafft ein tiefer meist unversöhnlicher Graben zwischen Befürwortern und Gegnern.

Initiative „Bildungswende jetzt“ befürwortet Notenverzicht

Voll des Lobes ist die Hamburger Initiative „Bildungswende jetzt“. In einer Stellungnahme heißt es: „Die Verbreitung des ,Alleskönner‘-Ansatzes auf jede Schule in Hamburg stellt eine wichtige Weiche, um den Leistungsdruck und die Selektionsfunktion nach Klasse 4 und 6 zu bekämpfen.“ Begründet wird das damit, dass Noten nicht zu gerechter Leistungskontrolle und Vergleichbarkeit führen würden, sondern Kinder oftmals einer „Notenwillkür“ ausgesetzt seien.

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Die Initiative fragt aber kritisch an, ab welchem Zeitpunkt denn Schulen mit dem Notenverzicht starten könnten und wie Schulleitungen und Lehrkräfte darin unterstützt werden, alternative Rückmeldeverfahren zu entwickeln und zu etablieren.

Auch die Vorsitzende der Elternkammer, Simone Kohl, hatte sich zuletzt positiv über den Schulversuch „Alleskönner“ geäußert und mehr alternative Rückmeldeformate statt Noten eingefordert. An Grund- und Stadtteilschulen sowie Sonderschulen gibt es dafür Unterstützung, allerdings sieht das an den Gymnasien ganz anders aus, wo Lehrer und Eltern häufig das Leistungsprinzip durch eine solche Abkehr von Noten Infrage gestellt sehen.

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