Levin Öztunali, Bilal Yalcinkaya, Jonas Meffert und Jean-Luc Dompé jubeln über ein HSV-Tor gegen den VfB Lübeck
  • Jean-Luc Dompé (r.) ließ mit seinen Treffern auch seine HSV-Kollegen strahlen.
  • Foto: WITTERS

„Das darf nicht passieren“: Baumgart kritisiert HSV nach Test – und lobt Dompé

Steffen Baumgart war zufrieden mit dem ersten Test, dem 12:0 gegen TuS Neetze: „Es war ein sehr schöner Nachmittag.“ Und der Trainer war auch happy mit der Art und Weise, wie der 5:1-Sieg gegen Drochtersen/Assel am Freitag zustande gekommen war. „Es war ein sehr guter Gegner und ein gutes Ergebnis.“ Es sah zunächst danach aus, als würde es 22 Stunden später erstmals in der Vorbereitung ein schlechtes Resultat setzen. Der HSV agierte erst blamabel, siegte nach 0:2-Rückstand aber noch mit 5:2 beim Drittliga-Absteiger VfB Lübeck – weshalb auch Baumgart wieder happy war. Nicht zuletzt über Dreierpacker und Zauberer Jean-Luc Dompé.

Am Ende war er dann doch verdient, der Erfolg vor 10.093 Zuschauern. Aber er hatte sich mindestens 45 Minuten lang nicht angedeutet. „In der ersten Halbzeit gab es eine klar bessere Mannschaft – und die war nicht meine“, hielt Baumgart in seinem Testspiel-Fazit treffend fest. „Wir sind schwer reingekommen, das war zu erwarten.“ Wegen der Partie am Vorabend. „Was nicht zu erwarten war, ist, dass zwei Tore fallen, die mit unserem Mitwirken passiert sind.“

HSV-Profi David verursacht Elfmeter – Lübeck in Führung

Wie angekündigt, setzte Baumgart an der Lohmühle auf eine gänzlich veränderte Startelf. Im Vergleich zum 5:1 gegen Drochtersen/Assel stand Daniel Heuer Fernandes anstelle von Matheo Raab im Tor. Die Profis, die am Freitag beginnen und 60 Minuten lang spielen durften, saßen diesmal zunächst auf der Bank. Die Spieler wiederum, die gegen D/A als Joker auf nur 30 Minuten Spielzeit kamen, standen nun in der Startelf – mit Ausnahme von Omar Sillah und Fabio Baldé. Zudem schickte Baumgart William Mikelbrencis und Immanuel Pherai, die in Kehdingen noch im Kader gefehlt hatten, von Beginn an ins Rennen. Die vermeintlich zweite Reihe enttäuschte jedoch erst einmal.

Das Spiel des HSV in der ersten Halbzeit war von Unaufmerksamkeiten geprägt, von Ballverlusten – und zwei Gegentoren. Nach einem strammen Rückpass von Bakery Jatta ließ Jonas David den Ball in Richtung der eigenen Strafraum-Mitte verspringen und kam gegen den heranrauschenden Manuel Farrona Polido zu spät. Herdi Bukusu verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0 für den VfB (28.). Und in der Nachspielzeit staubte Morten Wahl, der Bruder von St. Pauli-Verteidiger Hauke Wahl, nach einem zunächst abgeblockten Freistoß zum 2:0 ab (45.+1).

„Man hat gesehen, welche Qualität Lübeck hat“, lobte Baumgart den Gegner. „Am Ende lag es an der Frische im Kopf. Dann passieren Fehler, die nicht passieren dürfen.“ Wie der von David vor dem ersten Gegentor. Der HSV hatte durch Jatta (9./29.), Moritz Heyer (11.) und Mikelbrencis (36.) gute Chancen, ließ auf der anderen Seite aber sehr viele zu. Felix Drinkuth (2./22.), Jannik Westphal (26.) und Farrona Pulido (30./31.) hätten gegen die wacklige HSV-Abwehr, in der die nicht verletzten Sebastian Schonlau und Nicolas Oliveira (Kader zu klein) fehlten, ebenfalls treffen können.

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Lübecker bereits am 13. Juni in die Vorbereitung gestartet sind, also drei Wochen vor dem HSV. Andererseits standen auf VfB-Seite sieben Neuzugänge in der Startelf, denen noch Rhythmus fehlt – die ihren Gegenübern vom HSV in der ersten Hälfte aber trotzdem häufig überlegen waren.

Ramos und Karabec treffen vor nächster Dompé-Show

„Es ist noch etwas ausbaufähig von unserer Seite“, sagte HSV-Vizepräsident Bernd Wehmeyer in der Halbzeit am Stadion-Mikrofon. „Entscheidend ist, wenn es am 2. August richtig losgeht. In der Vorbereitung kann man so etwas noch mal verzeihen.“ Also, dass der Zweiklassen-Unterschied lange überhaupt nicht zu erkennen war. Immerhin, der HSV wurde nach der Pause besser: Immanuel Pherai schoss einen Freistoß an die Latte (50.), Guilherme Ramos köpfte eine Flanke von Ludovit Reis zum 2:1 ins Netz (52.). Und Jattas Versuch wurde gerade noch geblockt (58.), bevor Neuzugang Adam Karabec per abgefälschtem Schuss sein zweites HSV-Tor in zwei Tagen erzielte (63.).

Neuzugang Adam Karabec sorgte nach der Pause für den 2:2-Ausgleich des HSV. WITTERS
Adam Karabec im Zweikampf mit Julian Albrecht.
Neuzugang Adam Karabec sorgte nach der Pause für den 2:2-Ausgleich des HSV.

„Ich bin froh, dass wir eine klare Reaktion gezeigt haben“, sagte Baumgart. „Das ist sehr, sehr wichtig. Und für die Mannschaft, die als Erstes auf dem Platz war, war es wichtig, mit einem Unentschieden rauszugehen. Auch für den Kopf.“ Das 2:2 entsprach der Leistungssteigerung, die die erste HSV-Elf an diesem Samstag an den Tag legte, ehe Baumgart nach einer Stunde sein komplettes Team austauschte.

Und Jean-Luc Dompé brauchte nur wenige Minuten, um als Joker aus spitzem Winkel ins kurze Eck zur 3:2-Führung zu treffen (67.). Der HSV wurde besser, was er auch tun musste, und griffiger, weil der VfB es nicht mehr war. Da war er dann also doch, der Klassenunterschied. Omar Sillah verpasste im Fallen (74.) das 4:2 – das dann zehn Minuten später erneut Dompé vorbehalten war: Sein Traumtor aus gut 25 Metern in den Winkel ließ Jonas Meffert nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen (84.). „Ich habe die Chance gesehen“, beschrieb Dompé die Szene nach Spielende. „Ich weiß, dass ich einen guten Schuss habe. Ich bin so glücklich über das Tor.“

Der HSV siegt nach klarer Leistungssteigerung verdient

Und die nächste Zaubershow des Franzosen nach seinem Gala-Auftritt am Vortag erhielt noch seine Krönung. Ob gewollt oder nicht, auch ein Chipball von Dompé (Schuss oder Flanke?) nach kurzem Tänzchen landete noch im langen Eck zum 5:2-Endstand (88.). „Dompé war in beiden Spielen sehr auffällig, das freut uns“, sagte Baumgart. „Er ist in einer anderen körperlichen Situation als am Ende der Vorsaison. Er hat weniger Schmerzen, daran haben wir sehr intensiv gearbeitet und versucht, das in den Griff zu kriegen. Wir hoffen, dass es so bleibt.“

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Damit es auch wirklich so bleibt, empfiehlt Baumgart Dompé: „Der Hauptpunkt, um sich kontinuierlich zu steigern, ist auch in der Zweiten Liga, dass er gut trainiert und Spaß mit den Jungs hat. Dann können solche Aktionen dabei herauskommen. Dass er eine Extra-Qualität hat, wissen wir. Er muss sie nur für uns einbringen – und das macht er im Moment.“ Weshalb der HSV trotz zunächst schwacher Leistung doch noch den dritten Sieg im dritten Testspiel feiern konnte. „Wir nehmen es als das, was es ist“, resümierte der Trainer: „Es war ein sehr guter Test, den wir am Ende doch noch bestanden haben.“ Mit etwas Glück nach dünner erste Hälfte – und einem überragenden Dompé.

So spielte der HSV bis zur 61. Minute: Heuer Fernandes – Ramos, David, Katterbach – Poreba, Heyer – Mikelbrencis, Karabec, Reis, Jatta – Pherai.

So spielte der HSV ab der 61. Minute: Heuer Fernandes – Hadzikadunic, Elfadli, Muheim – Meffert, Yalcinkaya – Baldé, Öztunali, Dompé – Sillah, Königsdörffer.

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