Kurz vor Olympia: Messerattacke in Paris
Schon in der kommenden Woche werden Sportfans aus aller Welt nach Paris strömen, entlang der Seine sollen rund 300.000 Zuschauer während eines bunten Mega-Spektakels unbeschwert den Start der Olympischen Spiele feiern – nun sorgt eine Messerattacke im Herzen der französischen Hauptstadt für Schlagzeilen. Das Thema Sicherheit rückt kurz vor der Eröffnungsfeier unweigerlich wieder in den Fokus.
Bei einer Patrouille am Bahnhof Gare de l’Est, einem Pariser Verkehrsknotenpunkt, wurde am Montag ein Soldat von einem Angreifer mit einem Messer verletzt. Der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden, teilte Innenminister Gerald Darmanin auf X mit. Das Leben des Soldaten sei nicht in Gefahr. Die Staatsanwaltschaft leitete sofort Ermittlungen wegen versuchten Mordes ein.
Über 1700 Sicherheitskräfte im Einsatz
In Paris, wo wie in ganz Frankreich seit dem Anschlag bei Moskau im März die höchste Terrorwarnstufe herrscht, platzt der Vorfall mitten in die letzten Olympia-Vorbereitungen. Dieser Tage kommen die ausländischen Sicherheitskräfte in der Millionen-Metropole an, die die französischen Behörden während des Mega-Events im Kampf gegen Bedrohungen aller Art unterstützen sollen.
„Ein Großteil“ davon werde laut Innenministerium „in Bahnhöfen, Flughäfen und rund um die 39 Austragungsorte“ der Spiele eingesetzt. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Polizeikreisen erfuhr, sollen insgesamt 1750 Sicherheitskräfte aus etwa 40 Ländern, darunter auch Deutschland, in Frankreich im Einsatz sein. Sie sollen die rund 35.000 Polizisten und Gendamerie-Mitglieder sowie die 18.000 Soldaten unterstützen, die im Schnitt jeden Tag mobilisiert werden.
Bach: „Haben vollstes Vertrauen“
Schon weit im Vorfeld hatte die geplante Eröffnungsfeier, die erstmals nicht in einem Stadion stattfinden wird, für Debatten gesorgt. So wurde und wird seit Monaten diskutiert, ob die Zeremonie auf der Seine wie angedacht stattfinden kann. Frankreichs Behörden und auch die Organisatoren äußerten sich stets optimistisch, so auch IOC-Präsident Thomas Bach.
„Wir haben volles Vertrauen in die französischen Behörden“, sagte der 70-Jährige im Interview mit Eurosport Mitte Juni: „Wir erhalten regelmäßig Informationen, und alle arbeiten sehr, sehr sorgfältig und sehr professionell.“
Tabor: „Müssen uns keine Sorgen machen“
Generell herrscht Vertrauen in die Vorkehrungen, auch beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). „Nach allem, was wir wissen, auch was unsere Verbindungspolizisten aus der Bundespolizei und aus dem BKA uns sagen, müssen wir uns keine Sorgen machen und gehen davon aus, dass wir so gut beschützt sind, dass wir sichere Spiele erleben werden“, erklärte Olaf Tabor, DOSB-Vorstand Leistungssport.
Verteidigungsminister Sebastien Lecornu sprach am Dienstag unterdessen dem verletzten Soldaten sein Mitgefühl aus und forderte auf X zu „Unterstützung und Anerkennung für unsere Streitkräfte“ auf, „die sich mehr denn je an der Gewährleistung der Sicherheit der Franzosen beteiligen“.
Täter bereits bekannt
Der Verletzte gehörte zu der Anti-Terror-Einheit Sentinelle, die als Reaktion auf das Attentat auf das Satiremagazin Charlie Hebdo 2015 gebildet worden war und deren schwer bewaffneten Soldaten seitdem zum Stadtbild von Paris gehören. Nach Polizeiangaben habe der Angreifer seine Attacke damit begründet, dass das Militär Menschen im seinem Land töten würde. Der 40-Jährige, der in der Demokratischen Republik Kongo geboren ist und die französische Staatsbürgerschaft besitzt, sei den Behörden in Zusammenhang mit einem Mord im Jahr 2018 bekannt gewesen.
Das könnte Sie auch interessieren: Selenskyj-Berater giftet gegen IOC wegen Russland-Rückkehr
Damals soll er einen 22-Jährigen erstochen haben, war laut AFP aber wegen verminderter Zurechnungsfähigkeit nicht dafür verantwortlich erklärt und in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden. Nun sorgte er mit seiner Messerattacke für Schlagzeilen. (dpa/bv)