Auf wen sich Hauke Wahl in der Bundesliga freut
Gut Ding will Weile haben. Manchmal braucht es halt ein wenig, bis man am Ziel seiner Träume angekommen ist, man frage nach bei Hauke Wahl. Der gebürtige Hamburger musste 30 Jahre jung werden, um sich Erstliga-Profi nennen zu dürfen. Das will er mit dem FC St. Pauli genießen, sich zudem weiter verbessern – wobei es ein wenig gedauert hat, in der Realität wieder Fuß zu fassen, wie er einräumte.
„Das war schon schwierig“, antwortet Wahl auf die Frage, wie lange er gebraucht habe, um das mit dem Aufstieg wirklich zu fassen. „Ich habe viel mit Freunden telefoniert, dann kriegt man es so ein bisschen mit, dass man was geschafft hat.“ Die Meisterschaft sei dann noch mal „was ganz Krasses“ gewesen, „das hätte ich vor dem Spiel auch nicht gedacht. Und wenn man dann den Tag später sieht, was das alles mit sich gebracht hat. Diese Meisterschale in der Hand zu haben, die Medaille um den Hals, das war schon ein krasser Moment.“ Gleich am nächsten Tag sei er in den Urlaub geflogen, „und ich habe schon drei, vier Tage gebraucht, um da anzukommen, weil man natürlich emotionsmäßig am Anschlag war“.
St. Paulis Hauke Wahl: Mit 30 Jahren erstmals Erstligist
Inzwischen hatte er genug Zeit zum Verarbeiten. Bundesliga. „Es war immer mein Ziel, weil ich auch so von mir überzeugt bin, dass das auch die Liga ist, in die ich gehöre“, erklärt Wahl. Mit Kiel war er mal kurz davor, da hat es nicht geklappt, mit dem FC St. Pauli dann aber endlich doch. „Wenn man nach dem Osnabrück-Spiel meine Familie gesehen hat, meine Frau, wie glücklich sie waren, als sie gesehen haben, wie glücklich ich bin – es wusste jeder in meinem nahen Umfeld, wie viel mir das bedeutet hat“, erinnerte er sich. Ganz wichtig für ihn auf dem Weg in die höchste deutsche Spielklasse: die gewisse Lockerheit, die man braucht. „Wenn man zu verbissen ist, dann weiß ich nicht, ob das klappt“, mutmaßt er. „Ich spiele einfach besser, wenn ich es genieße. Klar, ich hab sehr viel Motivation, aber nicht in der Verbissenheit, dass ich Dinge unbedingt machen muss.“
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Bei seinem persönlichen Triumph ginge es auch nicht nur darum, Teil eines Erstligisten zu sein, zu dem er ja auch hätte wechseln können. „Sondern diesen Schritt mit einer Mannschaft zu machen, diesen Erfolg zu haben. Dieses letzte Jahr war unfassbar, und ich habe es unfassbar genossen. Weil wir nicht nur erfolgreich gespielt haben, sondern auch wegen der Art und Weise, wie wir gespielt haben.“ Mit den Jungs habe es gepasst, „das hat mich schon sehr erfüllt. Die Bundesliga war mein Ziel, als ich hierher gekommen bin, und den Weg sind viele Jungs mitgegangen“.
Hauke Wahl will zeigen, dass er auch anders kann
Und das Gros davon wird Wahl zur Seite stehen, wenn es jetzt darum geht, sich in der Beletage zu behaupten und die dafür notwendigen Entwicklungen mitzumachen. „Es ist klar, dass wir nicht mehr so viel Ballbesitz haben werden wie im letzten Jahr“, sagt Wahl. „Deswegen wird es für mich viel ums Verteidigen gehen.“ Er glaube, dass er da von vielen unterschätzt werde. „Aber jetzt habe ich einen Trainer, der da extrem viel Wert drauf legt. Und ich kann mich in vielen Bereichen noch verbessern, um als Gesamtpaket Innenverteidiger kompletter zu werden. Ich glaube, dass viele, wenn sie den Namen Hauke Wahl hören, denken, das ist einer, der viel hinten raus spielt und ein bisschen wie als Libero agiert. Jetzt werde zeigen, dass ich auch eine andere Art habe, Fußball zu spielen.“
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Das sollen auch all die Stars und Sternchen zu spüren bekommen, die es mit dem Blondschopf zu tun bekommen werden in der kommenden Saison. „Ich war jetzt bei ein paar EM-Spielen und hab mir da natürlich Stürmer angeguckt, gegen die wir jetzt spielen“, erzählt er. Da freue man sich natürlich auf die Duelle, aber gegen die Bayern und Dortmund habe er schon gespielt, in Stuttgart, gegen Werder. „Es hört sich vielleicht ein bisschen doof an, aber ich freue mich auf Heidenheim, weil ich da auch ein halbes Jahr gespielt habe“, sagt Wahl. Auf Frank Schmidt, „dem ich auch ein bisschen was zu verdanken habe, der in meiner Entwicklung auch sehr wichtig war“. Den Torwart kenne er noch, Kevin Müller, „ein sehr sympathischer Typ, mit dem habe ich mich auch gut verstanden“. Auf Kiel freue er sich, natürlich, „das ist immer klar. Aber es gibt sonst kein Spiel, wo ich sofort in den Kalender geschaut habe“.
Kiezkicker Hauke Wahl wäre auch ohne Bundesliga glücklich
Irgendwann, wenn er die Schuhe an den Nagel gehängt hat, wird er aber gewiss en Detail zurückblicken auf das, was jetzt noch vor ihm liegt. Es werden für Hauke Wahl gefühlte Bonus-Zeiten. „Ich glaube, dass ich auch ohne Bundesliga am Ende meiner Karriere glücklich gewesen wäre“, sagt er. „Weil ich jetzt schon mehr erreicht habe, als mir 98 Prozent aller Leute, mit denen ich mal die Wege gekreuzt habe, zugetraut hatten.“