Ließ sich feiern wie ein Popstar: Donald Trump bei seinem ersten Auftritt nach dem Mordschlag am Samstag.
  • Ließ sich feiern wie ein Popstar: Donald Trump bei einem Auftritt auf dem Parteitag der Republikaner
  • Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Carolyn Kaster

„Von Gott gesandter Erlöser“: Jetzt wird der Trump-Kult vollends hysterisch

Der Parteitag der US-Republikaner in Milwaukee ist nicht nur eine politische, sondern auch eine religiöse Veranstaltung. Denn nach dem um Haaresbreite fehlgeschlagenen Mordanschlag auf Donald Trump hat die messianische Verklärung des Ex-Präsidenten neue Höhen erreicht. Seine rechtsreligiöse Anhängerschaft sieht sich in ihrer Überzeugung bestätigt, dass Trump ein von Gott gesandter Erlöser ist – und himmlischen Schutz genießt.

Trump habe bei seiner Wahlkampfkundgebung am Samstag „einen Engel auf seiner Schulter sitzen gehabt“, sagt Jack Prendergast, ein Parteitagsdelegierter aus New York. Und es sei die „Hand Gottes“ gewesen, die das Gesicht des 78-Jährigen zur Seite gedreht habe, als die Schüsse des Attentäters fielen. Wegen der Bewegung hatte die Kugel nur das Ohr des Republikaners getroffen.

Trump wird nach Attentat zum Märtyrer erklärt

Als ein „Wunder“ bezeichnet dies Sylvia Spivey, eine andere Teilnehmerin des Parteitags. Und obwohl ihr Idol nur leicht verletzt wurde, sagt sie: „Er hat eine Kugel für uns alle eingesteckt.“ Beim Parteitag werden T-Shirts mit dem bereits berühmt gewordenen Foto direkt nach dem Attentat verkauft: Das Bild des blutenden und die Faust reckenden Trump vor der US-Flagge unterstreicht seinen Märtyrer-Status.

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Vor diesem Hintergrund war die formelle Ernennung des 78-Jährigen zum erneuten Präsidentschaftskandidaten am ersten Tag der Versammlung mehr als nur ein politischer Akt – sie geriet zur einem Gottgesandten gebührenden Huldigung. Dass er das Attentat überlebt hat, bestätige in den Augen von Trumps frommen Anhängern seinen göttlichen Auftrag, „den Vereinigten Staaten und der Welt die Erlösung zu bringen“, erläutert der auf Religionsfragen spezialisierte Historiker Matthew Sutton in der „Washington Post“.

Trump selbst pflegt keinen frommen Lebensstil

Schon vor dem Attentat wurde Trump von seinen evangelikalen und anderen rechtsreligiösen Anhängern als eine Messias-ähnliche Figur verehrt, die die gottlose Linke bekämpft, ungeborene Babys vor mörderischen Abtreibungsärzten beschützt und traditionellen christlichen Werten neue Geltung in der US-Gesellschaft verhilft. Dabei sahen sie in christlicher Milde darüber hinweg, dass ihr Idol selbst nicht gerade einen frommen Lebensstil pflegt und kaum als persönliches Vorbild für christliche Tugenden dienen kann.

Trumps zivilrechtliche Verurteilung wegen sexueller Gewalt, seine einstige Prahlerei damit, Frauen ungehindert zwischen die Beine fassen zu können, seine angebliche – von ihm dementierte – Sexaffäre mit dem Pornostar Stormy Daniels, kurz nachdem Ehefrau Melania den gemeinsam Sohn Barron zur Welt gebracht hatte, wie auch Trumps strafrechtliche Verurteilung wegen Vertuschung eines Schweigegelds an Stormy Daniels – all dies hat seine Erhöhung zum Erlöser nicht behindern können.

Trump leistet seiner weiteren Verklärung zur quasi-religiösen Gestalt nach dem Attentat selbst eifrig Vorschub: „Es war Gott allein, der verhindert hat, dass das Undenkbare geschieht“, schrieb er kurz danach in seinem Onlinenetzwerk Truth Social. Seit dem Attentat wurde quer durchs Land für Trump gebetet.

Ultrarechte feiern Trump

In den Onlinenetzwerken kursiert seither ein Bild, in dem Jesus Christus höchstpersönlich Trump die Hände beschützend auf die Schultern legt. Trumps Schwiegertochter Lara Trump, die die republikanische Parteizentrale leitet, versah das Bild auf ihrem Instagram-Konto mit dem biblischen Spruch „Fürchte dich nicht, denn ich stehe dir bei.“

Beim Parteitag wird Trump am Donnerstag die große Rede halten, in der er seine Nominierung für die Präsidentschaftswahl im November formell annimmt. Dann wird seine messianische Verklärung einen weiteren Höhepunkt erreichen. „Das Böse ist zu dem Mann gekommen, den wir so verehren und lieben“, hatte die ultrarechte Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene in ihrer Rede am ersten Tag der Versammlung gesagt. „Ich danke Gott dafür, dass er seine Hand über Präsident Trump gehalten hat.“

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