Voll cool: Wie St. Paulis neuer Keeper schon Coach Blessin entnervt hat
Wenn der junge Mann seine Aura, die ihn in Medienterminen umgibt, auch auf den Platz transportieren kann, hat der FC St. Pauli mal einen echten Ruhepol dazugeholt. „Ich würde mich als sehr entspannten Typen bezeichnen“, sagt Ben Voll über Ben Voll, und wohl jeder, der sich mal mit ihm unterhalten hat, wird das sofort unterschreiben. Was freilich nichts am Ehrgeiz ändert, der den neuen Kiez-Keeper umtreibt.
„Ich bin in der Erwartung gekommen, eine neue Herausforderung anzugehen, die Chance, sich als Profi in der höchsten Spielklasse beweisen zu können“, sagt der 23-Jährige. „Für mich war es einfach gut, den Schritt zu gehen und neue Impulse zu bekommen.“ Den Schritt von Viktoria Köln, wo der 1,95-Meter-Mann in den vergangenen beiden Spielzeiten Stammkeeper war und wo er in Olaf Janßen einen Coach hatte, der sich bestens bei Braun-Weiß auskennt. „Ich hatte ihn angerufen, als es feststand“, erklärt Voll. „Da hat er mich auch beglückwünscht. Er findet es sehr schade, dass ich gegangen bin, aber bei dem Verein konnte er das absolut verstehen.“
St. Paulis neuer Torhüter wurde bei Hansa erwachsen
Ob Janßen da bei einem anderen ehemaligen Verein Volls viel Unterstützer findet, darf bezweifelt werden: Die ersten Erfahrungen im Herrenbereich macht der gebürtige Bergisch-Gladbacher bei Hansa Rostock. „Als St. Pauli jetzt angefragt hat, hatte ich keinerlei Bedenken“, sagte Voll in Bezug auf die gelebte Abneigung beider Fanlager und klärte auf: „Für mich war Rostock eine wichtige, sehr lehrreiche Zeit. Auch was das Erwachsenwerden angeht, das Ausziehen von zu Hause, das Torwarttraining unter Dirk Orlishausen.“ Er habe dort Schritte gehen können, in den drei Jahren von 2019 bis 2002 aber kein einziges Profi-Spiel gemacht. „Das wurde mir verwehrt“, befand Voll, und besonders glücklich sei er darüber nicht gewesen.
Umso besser geht es ihm nun bei St. Pauli. „Ich habe sehr gute Eindrücke, es macht sehr viel Spaß“, lautete sein Urteil über das Trainingslager in Scheffau. „Wir haben hier super Möglichkeiten, auch zum Regenerieren nach den Einheiten.“ Dass er in Abwesenheit der verletzten Nikola Vasilj und Sascha Burchert derzeit die Nummer eins darstellt, darüber macht sich Voll so gar keinen Kopf. „Für mich geht es erst einmal darum, Einheit für Einheit mitzunehmen, Gas zu geben, mich an das Niveau anzupassen“, winkte er ab. „Alles andere muss man dann schauen, es sind noch über vier Wochen bis zum Saisonstart.“ Spielzeiten wie jetzt in den Tests täten ihm einfach gut, „das habe ich auch in den letzten zwei Jahren in Köln gemerkt“.
Ben Voll sieht bei St. Pauli die Chance, sich zu beweisen
Voll sieht in Hamburg „eine neue Chance, sich zu beweisen und zu schauen, zu was es im Endeffekt reicht“. Er wolle nicht einfach nur spielen, „dann könnte man ja auch in der Landesliga kicken“, sondern höchstmöglich: „Ich will schauen, wo die eigenen Grenzen liegen und sie, wenn es nötig ist, verschieben.“
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Die ersten Duftmarken hat er bei Chefcoach Alexander Blessin schon mal gesetzt. Als der bei der Einheit am Mittwoch bei Team Rot als Stürmer mitmischte, musste er Voll überwinden, um zu treffen. Das gelang nur ein einziges Mal bei diversen Versuchen. „Wir hatten ein kleines Privatduell, als er kurz mal zur Grätsche angesetzt hat“, erinnerte sich der Schlussmann schmunzelnd.