„Das ist mein Naturell“: Warum sich Karol Mets in der Rolle der Nervensäge gefällt
Er zählt trotz seiner nun auch bereits 31 Jahre zu den gefühlt Unkaputtbaren beim FC St. Pauli. Karol Mets hat noch keine einzige der schwer intensiven Einheiten der Vorbereitung verpasst, marschiert immer vorweg und findet nach manch einem Training noch Zeit für Torschuss-Wettbewerbe mit Kollegen. Doch ganz so vital, wie es für Beobachter ausschaut, ist der Este dann doch nicht mehr.
„Ich bin müde“, stöhnte er nach der ersten Einheit des Montags, „sehr müde.“ Für Gimmicks wie eingangs erwähnte Torschuss-Challenges aber muss immer Zeit sein, findet er. „Da geht es darum, dass die Verlierer die Schuhe der Gewinner putzen müssen“, erklärte er grinsend. „Das macht ja Spaß.“ Und Spaß ist unabdingbar, wenn man so hart arbeitet wie der Kiezklub in Scheffau.
Karol Mets: St. Pauli hat noch einen langen Weg zu gehen
Dass vieles anders ist und noch werden wird im Vergleich zur Vorsaison, ist natürlich auch an Mets nicht vorbeigegangen. „Wir sind in eine bestimmte Richtung unterwegs, aber es ist noch ein langer Weg zu gehen“, analysierte er den Stilbruch von Fabian Hürzeler zu Alexander Blessin. Ob nun beim Verteidigen, Angreifen oder in Sachen Prinzipien – überall gelte es, noch an den Details zu arbeiten. „Es ist gut, dass wir noch vier Wochen Zeit haben.“
Denn auch dem Routinier ist klar, dass sich durch den Aufstieg einiges ändern wird. „Es gibt natürlich Unterschiede zwischen der 1. und der 2. Liga. „Ich stelle mich darauf ein, dass wir mehr verteidigen, dass wir defensiv sicher stehen müssen“, sagte Mets. Dafür müssten alle die Ideen von Blessin verinnerlicht haben, die der neue Coach seinen Schützlingen während der Einheiten, vor allem aber in den Videosessions zu vermitteln versucht.
Mets‘ Erfahrung kann St. Pauli enorm helfen
Ein erfahrener Recke ist naturgemäß dafür prädestiniert, eine Führungsrolle einzunehmen. Entsprechend laut präsentiert sich der Innenverteidiger auf dem Platz, wohl wissend, dass manch ein Kollege ein Umgangsproblem damit haben könnte. „Ich glaube, ich gehe meinen Mitspielern manchmal ziemlich auf die Nerven“, räumte er lächelnd ein. Aber das sei halt sein Naturell.
Zudem bringt Mets aus seinen nunmehr 94 Länderspielen mit Estland eine Erfahrung mit, die sich als unbezahlbar erweisen könnte. Denn mit seiner Auswahl ist er in den meisten Partien krasser Außenseiter, ähnlich wird es St. Pauli in der kommenden Saison ergehen. Und natürlich hat Mets einen Ideenansatz, wie man damit umgehen kann. „Klar, der einfachste Weg wäre, keine Fehler zu machen“, befand er. Da das aber ein hehres Unterfangen darstellt, empfiehlt er einen anderen Ansatz: „Es geht nur über das kollektive Verteidigen. Ein Einzelner wird einen Top-Stürmer nicht stoppen können, das geht nur als Mannschaft mit einer guten Organisation.“
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Am Mittwoch werden die Kiezkicker diesbezüglich schonmal einen Vorgeschmack bekommen, wenn es gegen Olympique Lyon geht. „Die würden auch in der Bundesliga eine gute Rolle spielen“, mutmaßte Mets. „Ich freue mich auf das Spiel, denn es wird uns zeigen, wo wir gerade stehen. Und wenn wir einen guten Job machen, sind wir sicherlich nicht chancenlos.“