Marie-José Pérec
  • Entzündete das Olympische Feuer: Frankreichs Sportlegende Marie-José Pérec
  • Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Natacha Pisarenko

„Who is the girl?“ ARD-Kommentator Bartels patzt übel bei Eröffnungsfeier

Was für eine Party! Die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele von Paris war feucht-fröhlich – im besten und zugleich schlechtesten Sinne. Der Regen. Diese gigantisch-grandiose und zugleich herrlich detailverliebte und verspielte Inszenierung hätte Traumwetter verdient gehabt. Und die TV-Übertragung nach Deutschland einen Kommentator, der gut vorbereitet ist.

Tom Bartels stand im Regen – im doppelten Sinne. Es schüttete wie aus Kübeln, was er bei der Live-Übertragung der ARD immer wieder erwähnte, so oft, dass es vielen TV-Zuschauenden auf die Nerven ging. War ja nicht zu übersehen, dass es regnete. Die französischen TV-Kollegen dagegen konzentrierten sich mehr auf den Inhalt der Eröffnung, die Stories, den historischen Background. Hierbei wurde Bartels von Co-Kommentatorin Friederike Hofmann nass gemacht, die deutlich besser vorbereitet schien. Mit der Zweiten sah man besser.

Allerdings ist Reden Silber. Gold dagegen, auch mal schweigen zu können. Im Netz gab es viele kritische Stimmen, dass zu viel kommentiert wurde, die Show zerredet worden sei. Andere freuten sich über die vielen Erläuterungen, fühlten sich mitgenommen auf der rasanten Reise. Diskutabel und wie so oft: Geschmackssache.

Tom Bartels erkennt Marie-José Pérec nicht

Indiskutabel ist dagegen, was sich Bartels, der vor allem als Kommentator von Fußballspielen bekannt ist (WM-Finale 2014), am Ende der Eröffnungsfeier leistete, als die finalen Fackelträger die letzten Schritte zum Fesselballon machten, um das Olympische Feuer zu entzünden. Ein Mann, eine Frau. Gerade sie eine Sport-Ikone von Weltrang, weit über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Dem ARD-Duo, vermeintlich als Experten am Werk, scheinbar nicht.

ARD-Kommentator Tom Bartels IMAGO/Panama Pictures
ARD-Kommentator Tom Bartels
ARD-Kommentator Tom Bartels

„Who is the girl? Who is the girl? You know it?“, hörte man im Fernsehen Bartels aufgeregt fragen, der sich offenbar an andere Reporter wandte. Er hatte vergessen, sein Mikrofon kurz stummzuschalten. Kann passieren. Doch nicht dieser Fehler war schlimm, sondern die Frage. Besser: die Unkenntnis. Sollte man sagen: die Ignoranz? Nicht verschwiegen werden darf, dass auch Kollegin Hofmann an dieser Stelle stumm blieb.

Bei dem „Girl“ handelt es sich um die Grande Dame der französischen Leichtathletik, Marie-José Pérec (56), dreimalige Olympiasiegerin über 400 und 200 Meter, zweimalige Weltmeisterin, zweimalige Europameisterin, aufgrund ihres eleganten Laufstils „Die Gazelle“ genannt. Eine Legende.

Pérec war Favoritin als Feuerentzünderin

In den Tagen vor der Eröffnungsfeier war es in Paris Thema und ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, dass Pérec am Ende das Feuer entzünden würde. War es also Unkenntnis? Oder war es mangelhafte Vorbereitung? Und damit mangelnde Professionalität?

Marie-José Perec, dreifache Olympiasiegerin über 200 und 400 Meter, und Teddy Riner, dreimaliger Olympiasieger im Judo, entzündeten das Olympische Feuer. AFP
Marie-José Perec und Teddy Riner entzünden das Olympische Feuer.
Marie-José Perec, dreifache Olympiasiegerin über 200 und 400 Meter, und Teddy Riner, dreimaliger Olympiasieger im Judo, entzündeten das Olympische Feuer.

Zugegeben: Im Endspurt des Fackellaufs wechselte sich die Trägerinnen und Träger in schneller – vielleicht zu schneller – Folge ab. Es war phasenweise unübersichtlich. Und da es sich um französische Sport-Legenden handelte, kann es durchaus auch passieren, dass man als ausländische TV-Kommentierende nicht jede Person gleich erkennt. Aber Pérec? 

Der Mann, der mit einer Fackel an der Seite von „Who ist he Girl“ stand und den die ARD-Experten zumindest recht zeitnah erkannt haben, war übrigens Teddy Riner, Judo-Legende, in Frankreich ein Superstar, ein Gesicht dieser Spiele und nicht zu übersehen mit seinen 2,04 Metern und 140 Kilo. Dreimaliger Olympiasieger, zwölfmaliger Weltmeister – und noch aktiv. Bei diesen Spielen will er sein viertes Olympia-Gold.

Bartels äußert sich: „Ich kenne sie natürlich“

Bartels hat sich mittlerweile zu seinem Fauxpas geäußert. „Wir hatten eine alphabetisch geordnete Namensliste mit 30 Leuten. Als Pérec auftauchte, waren 15 Leute von dieser Liste noch offen. Somit war ich nicht sicher, ob sie das schon ist und jetzt das Feuer entzündet wird. Das ging auch den meisten meiner Kollegen so“, sagte er der „Bild“. „Ich kenne sie natürlich, aber wir hockten da vier Stunden unter einer Plane und haben kaum was erkannt. Pérec war dann drei Sekunden von schräg hinten zu sehen und es gab, entgegen unserer Erwartungen, keine Namenseinblendungen.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp