Jessica von Bredow-Werndl mit Pferd Dalera
  • Mit ihrer Stute Dalera krönte sich Jessica von Bredow-Werndl zur Olympia-Siegerin im Einzel.
  • Foto: imago/Stefan Lafrentz

„Kurz mal weg“: ARD-Kult-Kommentator bei Gold-Ritt zu Tränen gerührt

Zitternd verfolgte Jessica von Bredow-Werndl auf einem TV-Schirm den letzten Ritt der Konkurrenz, dann sprang die Dressurreiterin ihrem Mann Max in die Arme. Am Abreiteplatz begannen die Feierlichkeiten nach ihrem zweiten Gold. Die 38-Jährige gewann mit ihrer Stute wie am Vortag mit der Mannschaft auch das Einzel und krönte sich im Schlosspark von Versailles zur Dressur-Königin der Olympischen Spiele. Silber sicherte sich Isabell Werth mit Wendy. Es flossen Tränen – auch beim ARD-Kult-Kommentatoren.

„Ich bin einfach berührt, unfassbar dankbar und überwältigt“, sagte von Bredow-Werndl, die bei der Siegerehrung Glückstränen vergoss, der ARD und schwärmte von ihrer 17 Jahre alten Stute Delara: „Ich habe ihr vertraut, sie hat mir vertraut, das war einfach wieder die perfekte Symbiose. Sie hat ihr Herz für mich da drin gelassen.“

Carsten Sostmeier kommentiert Olympia-Reiten

Auch ARD-Kommentator Carsten Sostmeier war sprachlos ob der Vorstellung des Gespanns. „Dalera schenkt der Reiterin ihre Beine zum gemeinsamen Tanz“, sagte er poetisch und fügte – den Tränen nahe – hinzu: „Man meint im Gesicht der Stute ein Lächeln zu erkennen, das förmlich die Sonne ins Dressur-Viereck zaubert. Der Platz Im Rücken von Dalera ist für Bredow-Werndl kein Arbeitsplatz, kein Sportplatz, schon gar kein Exerzierplatz, der Platz auf dem Rücken von Dalera ist für Jessica von Bredow-Werndl ein Ehrenplatz.“ Wow!

Nach dem Gold-Ritt musste Sostmeier offenbar kurz mit seinen Emotionen kämpfen, schluckte und schwieg. „Ich drück’ mich mal kurz weg“, agte er nur kurz. Am Ende verabschiedete sich der Kommentator mit den Worten an ARD-Moderator Alexander Bommes ins Studio: „Ach Alex, ich ringe kurz nach Luft, aber sie wird wiederkommen.“

Als Reitsportkommentator der ARD war Carsten Sostmeier merklich gerührt vom Auftritt von von Bredow-Werndl. picture alliance/dpa/Thomas Frey
Carsten Sostmeier
Als Reitsportkommentator der ARD war Carsten Sostmeier merklich gerührt vom Auftritt von von Bredow-Werndl.

Die Siegerin musste nach ihrem famosen Ritt noch ein paar Minuten bangen, denn die letzte Reiterin war Cathrine Laudrup-Dufour mit Freestyle. Strahlend war sie zuvor aus dem brodelnden Stadion geritten, lobte ihre Dalera und rief: „Hoffentlich reicht es.“ Ja, es reichte. Denn die Dänin patzte. Für von Bredow-Werndl war es die Wiederholung des Doppel-Sieges von Tokio.

Werth und von Bredow-Werndl holten Gold und Silber

Und es gab sogar zwei deutsche Medaillen im Einzel, da auch Werth mit Wendy brillierte. „Die Spiele sind einfach fantastisch“, kommentierte Werth: „Hier mit Gold und Silber nach Hause zu fahren, sprengt meine Erwartungen. Und dann diese Atmosphäre, es ist unglaublich und fanatisch.“

Die beiden deutsche Konkurrentinnen feierten zusammen den Doppel-Erfolg, den es so auch in Tokio gegeben hatte. „Es freut mich extrem“, kommentierte die Siegerin: „Das war natürlich unsere Traumvorstellung, dass wir noch einmal zusammen auf dem Podium stehen. Darüber haben wir gestern noch gesprochen, das ist unfassbar.“

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Von Bredow-Werndl ließ ihre Dalera in der Kür wieder einmal tanzen. Zu einem Medley von französischer Chanson-Musik reihte die 38-Jährige mit der Stute Elemente mit höchsten Schwierigkeitsgraden aneinander. Nach ihrem herausragenden Auftritt wischte sie sich eine Träne aus den Augen.

Aber auch Werth zeigte noch einmal eine Gala in der Kür. Zu einem Potpourri rund um den Schmuse-Song „Mandy“ von Barry Manilow, der wegen ihrer Stute auf „Wendy“ umgedichtet wurde, begeisterte die 55-Jährige aus Rheinberg die rund 15.000 Zuschauer im Stahlrohr-Stadion von Versailles. Nach dem Ritt zeigte sie ihre Faust und strahlte.

Isabell Werth dominiert Olympia-Medaillenspiegel

Am Vortag hatten Werth und von Bredow-Werndl gemeinsam mit Frederic Wandres bereits eine goldene Medaille in der Mannschaft gewonnen. Viel Zeit zum Feiern blieb dabei nicht, da noch am Abend die Vorbereitung auf die Kür begann, bei der die beiden deutschen Reiterinnen zu Konkurrentinnen wurden – und beide jeweils noch eine Medaille gewannen.

Werth hatte mit dem hauchdünnen Sieg mit dem Team bereits etwas Einmaliges geschafft. Sie stieg zu Deutschlands Rekord-Medaillengewinnerin auf. In Werths Olympia-Bilanz stehen nun acht goldene und sechs silberne Olympia-Medaillen. Die Kanutin Birgit Fischer ist die deutsche Nummer zwei, sie hatte in ihrer Karriere acht olympische Goldmedaillen und vier Silbermedaillen geholt. „Also das ist schon sehr, sehr besonders“, sagte sie zu ihrer Olympia-Bilanz. „Das macht mich natürlich stolz.“ Sie kündigte an: „Ich werde mit Birgit bald einen trinken gehen. Wir haben beide echt was hingekriegt.“

Der Weg zum Rekord-Sieg, dem 15. deutschen Team-Gold bei Olympischen Spielen, war ein ganz besonderer. Denn er war so knapp wie noch nie – und Werth hatte ihn bereits abgeschrieben, weil von Bredow-Werndl in dem Grand Prix Special ungewohnte Schwächen zeigte. „Wir haben uns verrechnet, sind zum Stall und haben gedacht, das reicht nicht“, berichtete Werth: „Ich habe gedacht, das war knapp vorbei.“

Frederic Wandres schwärmt von Isabell Werth

Als der Jubel im Stadion ausbrach, „mussten wir wieder zurück“, sagte Werth und fügte grinsend an: „Da sage noch einer, Dressursport ist langweilig.“ Die erfahrene Reiterin gab zu: „Dass das noch so ein Krimi werden würde, haben wir nicht so richtig erwartet. Wir haben Blut und Wasser geschwitzt.“

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Werths einzigartige Karriere hatte bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona begonnen, wo sie mit Gigolo Team-Gold gewann. Vier Jahre später feierte sie Doppel-Gold mit demselben Pferd. Weitere Goldmedaillen holte sie mit den Pferden Satchmo, Weihegold und Bella Rose. Zu Werths außergewöhnlicher Erfolgsbilanz gehören außerdem neun WM-Titel. „Dieses Durchhaltevermögen über all die Jahre, das ist der Wahnsinn“, schwärmte ihr Teamkollege Frederic Wandres: „Geht nicht, gibt es nicht.“ (aw/dpa)

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