Brisanter Bericht: Schiri-Manipulation bei Olympia? Aus für Sportart gefordert
Während in Paris die Olympischen Spiele 2024 in vollem Gange sind und auch die Wettbewerbe im Säbelfechten laufen, hat die ARD-„Sportschau“ am Sonntagabend eine Recherche zu Manipulationsvorwürfen in der Disziplin veröffentlicht. Bis in die höchsten Ebenen des Sports soll laut Insidern hinter den Kulissen ein System etabliert sein, dass Betrug ermögliche.
Als Sportjournalist und ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt während der Live-Übertragung zu den Olympischen Spielen auf dem Sofa platznimmt, ändert sich der bisher gelöste Tonfall von Moderatorin Esther Sedlaczek. Statt über Medaillen und Erfolgsgeschichten der Spiele sprechen beide über einen handfesten Skandal: Im Säbelfechten sollen Schiedsrichter massiv beeinflusst werden. Entweder durch monetäre Anreize oder enormen Druck.
ARD-Recherche: Säbelfechten im Fokus
Aufhänger ist ein Duell vom 27. Juli im Grand Palais bei den laufenden Spielen. Sandro Bazadze (Georgien) und Mohamed Amer (Ägypten) tragen das Achtelfinale im Säbelfechten aus, als der Georgier glaubt, den finalen Treffer gelandet und damit gewonnen zu haben. Doch die Schiedsrichterin entscheidet nach einem Zögern anders. Warum? Für Bazadze, der damit ausscheidet, und viele andere unverständlich.
Entscheidungen im Fechtsport sind trotz elektronischer Hilfe nach wie vor schwierig. Schiedsrichter haben deshalb einen Ermessensspielraum. Beweise für ein Ausnutzen dieses Spielraumes im Achtelfinale liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor, doch die neuesten Erkenntnisse aus der veröffentlichten Recherche legen einen schlimmen Verdacht nahe.
Marcus Schulz, ein ehemaliger Referee, hatte sich bereits vor einiger Zeit in den USA an die Öffentlichkeit gewandt. Seine Äußerungen gingen jedoch weitestgehend unter. Er berichtet über einen konkreten Manipulationsversuch: „Wir sind auf sein Hotelzimmer gegangen und er sagte: ‚Marcus, wärst du bereit, einen gewissen Vorteil anzunehmen?‘ ‚Ich sagte: ‚Wofür?‘“ Der namentlich nicht genannte Trainer meinte darauf hin: „‚Für den und den Fechter würden wir dir 5000 Euro bieten.‘“
Geld und Druck als Mittel der Manipulation?
Schulz habe nach eigenen Angaben sofort abgelehnt. Daraufhin habe der Trainer erwidert: „Sei nicht naiv! Versuchst du jetzt, ein guter Junge zu sein? So wirst du es nie nach oben schaffen? Sie werden dich nie nach oben lassen.“ Joachim Wargalla, Ex-Olympia-Kampfrichter, bestätigt den Druck, nur bestimmte Entscheidungen würden einen an die Spitze des Sports bringen: „Ein bezahlter Kampfrichter, dem man sagt, was er zu tun hat, erfordert gar kein Bestechungsgeld. Ihm wird gesagt, wer gewinnen soll. Und wenn er das nicht macht, verliert er seinen Job oder wird nicht mehr eingesetzt.“
Als vermutlicher Drahtzieher im Fecht-Skandal wird in der Recherche Alisher Usmanov genannt. Der Russe war lange Jahre Präsident des Fecht-Weltverbandes und soll trotz seiner selbst gewählten Suspendierung mit dem Beginn des Angriffskrieges Russland gegen die Ukraine weiterhin die Fäden ziehen. Außerdem soll er in engem Kontakt mit dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin stehen.
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Schulz‘ Forderung ist drastisch: „Solange das Säbelfechten in der Form manipulierbar ist, sollte es nicht im olympischen Programm weitergeführt werden.“
Das Regelwerk sei so kompliziert geworden, dass Manipulationen aufgrund des Interpretationsspielraumes zu leicht geworden sei. Da der deutsche Präsident des IOC, Thomas Bach, ein ehemaliger Florettfechter ist, sei dieser Schritt laut Hajo Seppelt jedoch unwahrscheinlich.