Millerntor-Party! St. Pauli schießt den Europapokalsieger ab
Der FC St. Pauli hat seinen letzten Test bestanden. Vor 26.302 Zuschauer:innen am Millerntor besiegten die Kiezkicker Europapokalsieger Atalanta Bergamo mit 3:0 (0:0). Die Saison kann kommen – zumal Trainer Alexander Blessin seine erste Elf offenbar gefunden hat.
Man muss Testspiel-Erfolge gegen Mannschaften, deren Fokus auf dem Spiel gegen Real Madrid um den UEFA-Supercup am nächsten Mittwoch liegt, nicht überbewerten. Aber Bergamo tat St. Pauli zumindest in der ersten Hälfte den Gefallen, ein sehr ernsthafter Testgegner zu sein. Wie schon bei den siegreichen Proben gegen Lyon (1:0) und Norwich (3:1) brauchte St. Pauli zehn, zwölf Minuten, um in die Partie zu finden.
St. Pauli-Bergamo: Lookman vergibt die ersten Chancen
Eine Anfangsphase, in der Bergamos Europapokal-Held Ademola Lookman den Ball erst haarscharf vorbeisetzte (3.) und dann an einer Parade von Keeper Nikola Vasilj (7.) scheiterte. Bei seinem dritten Strafraum-Auftritt wurde er von Hauke Wahl geblockt (11.) – das Zeichen für Braun-Weiß, schon vor der unmittelbaren Gefahrenzone stärker dagegen zu halten.
Blessin vertraute derselben Startelf wie beim 3:1 in Norwich – und sah diese langsam, aber sicher besser ins Spiel kommen. Johannes Eggestein (26.) kam nach einem weiten Wahl-Pass im Strafraum zu Fall, was aber deutlich zu wenig für einen Strafstoß war. Der quirlige Morgan Guilavogui (30.) setzte den Ball übers Tor, zwischendurch musste Vasilj gegen Mario Pasalic (29.) retten. Das Spiel nahm Fahrt auf.
Millerntor: Alle Spieler in der Hälfte von Bergamo
In der 43. Minute kam es zwar zu keiner St. Pauli-Chance, aber zu einer Situation, die Blessin gefallen haben dürfte. Bei einem braun-weißen Angriff befanden sich außer Vasilj alle 21 Akteure in Bergamos Hälfte. Auch wenn weder Wahl noch Eric Smith eine geeignete Anspielstation fanden – St. Pauli hatte seine anfängliche Scheu längst abgelegt.
Zur Pause wechselte Blessin nur Carlo Boukhalfa für Connor Metcalfe ein. Die erste Elf soll sich einspielen – und das tat sie gegen die Lombarden, die nach mehreren Wechseln ihren Spielfluss zunehmend verloren. Kapitän Jackson Irvine (56.) scheiterte noch mit einem Kopfball, doch kurz darauf klingelte es: Ein Freistoß von Smith segelte durch den Torraum auf den langen Pfosten, wo Eggestein (58.) aus kurzer Distanz einköpfte – 1:0 für St. Pauli!
St. Pauli gewann an Selbstvertrauen, die Gäste immer mehr die Lust am Spiel. Vasilj rettete noch einmal gegen Lookman (65.), danach stellten die Gastgeber die Weichen auf Sieg. Ein krasser Abwehrfehler ermöglichte dem inzwischen eingewechselten Oladapo Afolayan (68.) das zweite Tor, nur eine Minute später legte Boukhalfa (69.) zum 3:0 nach. Jubel am vollbesetzten Millerntor.
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Eine Zweithalbzeit-Gala der Kiezkicker gegen einen nur noch halbherzigen Gegner. So schön der Erfolg gegen den Europa-League-Sieger auch ist: Um sich für die Bundesliga zu wappnen, werden die Erkenntnisse aus der ersten Halbzeit wichtiger sein als die aus der torreichen zweiten.