„Ransi, lass Dich drücken": Torschütze Königsdörffer (unten) wird von Ludovit Reis geherzt.
  • „Ransi, lass Dich drücken": Torschütze Königsdörffer (unten) wird von Ludovit Reis geherzt.
  • Foto: WITTERS

„Da wollte ich gehen!“ Königsdörffer spricht über Flucht-Pläne vom HSV

Hätte man vor dem Zweitligastart auf den formstärksten HSV-Profi der ersten Saisonwochen setzen sollen, wären vermutlich nicht allzu viele Stimmen auf Ransford Königsdörffer abgegeben worden. Doch der Angreifer offenbarte auch gegen Hertha BSC, dass er Hamburgs Mann der Stunde ist. Nach dem Doppelpack in Köln (2:1) traf er auch beim 1:1 gegen die Berliner, überraschte sich damit selbst und wurde anschließend von Trainer Steffen Baumgart geadelt. Dabei hätte Königsdörffer den Verein im vergangenen Winter am liebsten verlassen.

Er trifft zurzeit so gut, dass er es selbst nicht so ganz glauben kann. Wenige Sekunden nachdem Königsdörffer am Samstagabend zur Führung eingenickt hatte, zuckte er beim Torjubel mehrfach mit den Schultern. Nachdem er schon in Köln fast per Kopf getroffen hatte und den Latten-Abpraller einschob, schädelte er nun direkt ein. Seine Geste sollte die eigene Verwunderung darüber ausdrücken. „Offenbar bin ich jetzt ganz gut mit dem Kopf“, sagte Königsdörffer später und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Wenn es mal läuft, dann eben richtig. Königsdörffer legte einen Knall-Start in die Saison hin. Nie zuvor in seiner Profi-Karriere startete der 22-Jährige mit drei Toren in den ersten beiden Saisonspielen. Schon jetzt hat er mehr Tore auf dem Konto als nach der gesamten vorigen Saison. Da waren es zwei in 30 Zweitliga-Einsätzen.

HSV-Stürmer Königsdörffer will Vertrauen zurückzahlen

„So ist Fußball“, sagt der Deutsch-Ghanaer, „das ist ein schnelllebiges Geschäft. Heute so, morgen so.“ Und weiter: „Ich bekomme vom Trainer viel Vertrauen, das will ich natürlich zurückzahlen. Dass ich selbst an mir wachse, ist gut so und muss auch langsam so sein. Ich werde ja bald 23 …“

Genau genommen in rund vier Wochen, am 13. September. Königsdörffer, der aus der Not um das verletzungsbedingte Fehlen Robert Glatzels eine Tugend macht, bringt sich in Position, um auch nach der Rückkehr des Top-Knipsers eine gute Rolle spielen zu können. „Er ist jetzt erst mal die Nummer eins“, bekennt Baumgart, dem auch das Zweikampfverhalten und Spielverständnis seines Dreifach-Torschützen gefällt: „Ihn nur anhand der Tore zu bewerten, wäre mir zu wenig. Er hat sich schon in der Vorbereitung aufgedrängt.“

HSV-Stürmer Selke muss sich über Joker-Einsätze fehlen

Tatsächlich nutzt Königsdörffer aktuell die Zeit, um sich nachhaltig in Position zu bringen. Ein fitter Glatzel ist beim HSV gesetzt, soviel steht fest. Für Königsdörffer aber geht es darum, sich für den Platz neben oder direkt hinter Glatzel zu empfehlen. Sein Konkurrent Davie Selke, der sich nach seiner Verletzung nun über Joker-Einsätze empfehlen muss, wird sich strecken müssen, um Königsdörffer den Rang abzulaufen. „Davie wird in jedem Fall noch länger brauchen, um in eine gute Verfassung zu kommen“, weiß Baumgart. Auch Glatzel, der nach Möglichkeit kommenden Sonntag im Pokal in Meppen dabei sein soll, „müssen wir erst noch dahin kriegen, dass er 60, 70 Minuten spielen kann“.

Glatzel, Königsdörffer, Selke. Drei HSV-Angreifer, drei unterschiedliche Ausgangslagen. Das mit der Konkurrenz will der Senkrechtstartet der ersten Spiele allerdings nicht zu hoch hängen. „Ich würde es nicht als Konkurrenz betiteln“, sagt Königsdörffer. „Wir sind alles Teampartner, wir unterstützen uns gegenseitig. Aber natürlich will jeder spielen und das ist auch gut so.“

Im Winter wollte Königsdörffer den HSV verlassen

Königsdörffer selbst weiß nur zu gut, dass es mit Friede, Freude, Eierkuchen allein dann eben doch nicht getan ist. Noch im vergangenen Winter hatte er beim HSV einen so schweren Stand, dass er den Verein am liebsten verlassen hätte. „Das war nicht bei Steffen Baumgart, sondern noch bei Tim Walter“, erklärte er nun. „Das war im Winter, da wollte ich gehen. Ich wollte einfach mehr spielen. Ich durfte dann aber nicht wechseln, also bin ich geblieben.“ Nun habe sich die Situation geändert: „In diesem Sommer gab es bis jetzt nichts und das wird es auch erst mal nicht geben. Aktuell bin ich hier und bin glücklich hier.“

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Das beruht dann auf Gegenseitigkeit. Glatzels HSV-Comeback wird zwar weiterhin herbeigesehnt. In Sachen Trefferquote aber springt Königsdörffer zurzeit in die Bresche.

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