Müll in der Seine
  • Die Wasserqualität der Seine sorgt auch nach den Olympischen Spielen für Diskussionen.
  • Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Große Vorfreude, aber: Auch die Paralympics haben ein Problem

Thomas Bach kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Doch dass der IOC-Boss bei seinen Lobeshymnen auf die Spiele von Paris ausgerechnet das Wortspiel „Seine-sational” wählte, hatte leicht groteske Züge. Schließlich melden sich immer mehr Sportler mit Krankheitssymptomen nach dem Schwimmen in der braunen Brühe. Das milliardenschwere Prestigeprojekt Seine war das einzige, dass die Organisatoren aber mal so gar nicht in den Griff bekamen.

Und in nicht einmal drei Wochen sollen auch die paralympischen Triathleten in den schmutzigen Fluss springen. „Es gibt keinen Plan B. Genau wie bei Olympia wird der Triathlon mit Schwimmen in der Seine stattfinden oder als Duathlon”, sagte der deutsche Chef de Mission Karl Quade dem SID. Bereits bei den Vorab-Besuchen der Olympiastadt in den Vorjahren sei das Thema „virulent” gewesen. „Man wusste, dass die Seine nicht zum Schwimmen einlädt”, so Quade.

Beck: „Bei vielen der selbe Verlauf“

Der Testwettkampf der paralympischen Athleten hatte im Vorjahr bereits nur als Duathlon ausgetragen werden können. Und für die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler wäre das vermutlich diesmal auch die sichere Variante. Denn das Freiwasserschwimmen hatte für viele sehr unangenehme Folgen, innerhalb des deutschen Teams klagten alleine drei Sportler über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

„An vielen Beispielen hat man gesehen, dass die Werte wohl doch nicht gut genug waren. Bei vielen Athleten war es derselbe Verlauf”, sagte Leonie Beck im Interview mit Münchner Merkur/TZ. Sie selbst hatte ihre Erkrankung öffentlich gemacht. „Es ist wie eine Lebensmittelvergiftung, der Körper kämpft mit heftigen Reaktionen dagegen an”, berichtete die Doppel-Europameisterin, die als Mitfavoritin über zehn Kilometer auf Platz neun geschwommen war.

„Schon ein bisschen angefressen“

Sie sei „froh, dass ich wieder gesund bin. Ich habe mich neunmal übergeben, in dem Moment war mir alles andere scheißegal. Ich wollte einfach wieder gesund werden. Ich finde es schon schade, wie es gelaufen ist. Die Medaillengewinner sind natürlich glücklich nach Hause. Der Rest ist schon ein bisschen angefressen.”

Der als Fahnenträger eingeplante irische Schwimm-Olympiasieger Daniel Wiffen musste gar die Schlussfeier absagen. „Ich bin unglaublich enttäuscht, dass ich nicht die Gelegenheit hatte, Fahnenträger zu sein”, schrieb der Goldmedaillengewinner über die 800 m Freistil beim Kurznachrichtendienst X. Er sei nach dem Freiwasserschwimmen am Sonntag „ins Krankenhaus geeilt”, weil er sich „mit einem Virus sehr unwohl” gefühlt habe.

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Bis zu den paralympischen Triathlon-Wettkämpfen am 1. und 2. September bleibt noch etwas Zeit. Doch die Probleme für die Behindertensportler werden sicher nicht geringer. Sie müssen trotz fehlgebildeter oder gänzlich fehlender Extremitäten gegen eine immense Strömung ankämpfen. Und ob die Wasserwerte besser werden, scheint ohnehin ungewiss. Bei derartigen Großereignissen „sollten die Athleten und ihre Sportart im Vordergrund stehen, nicht die Kulisse”, forderte Beck in der SZ. (sid/bv)

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