Schwimmer Michael Phelps bei den Paris Open 2016
  • Trotz seiner großen Erfolge kämpfte auch Michael Phelps mit Depressionen.
  • Foto: IMAGO / Icon Sportswire

Auch Superstar Phelps hatte sie: Das steckt hinter Post-Olympia-Depressionen

Psychologin Marion Sulprizio geht davon aus, dass es bei Depressionen nach Olympia eine hohe Dunkelziffer unter den Teilnehmern gibt. „Es ist das berühmte Eisberg-Modell. Man sieht ein paar Leute, die darüber sprechen, aber den größeren Teil sieht man nicht“, sagte Sulprizio

Nach Ansicht der Expertin von der Deutschen Sporthochschule in Köln gibt es viele Möglichkeiten, die helfen können, nach Olympischen Spielen eben nicht in ein Loch zu fallen. „Die Psychologie und die Sportpsychologie haben viele Angebote und leisten Präventivarbeit. Für die Sportlerinnen und Sportler ist es wichtig, das Mindset auf das, was kommt, vorzubereiten“, sagte Sulprizio. „Die Angebote gibt es. Die Nutzung ist noch nicht optimal, da ist Luft nach oben.“

Immer noch ein Tabu-Thema

Immer häufiger berichten Sportlerinnen und Sportler von ihren mentalen Problemen nach Olympia, vermutlich noch mehr schweigen aber auch. „Das Thema der Post-Olympic-Depression ist für viele Sportler und Sportlerinnen ein Tabu-Thema. Aber das ist bei vielen psychischen Erkrankungen der Fall. Die Sorge vor einer Stigmatisierung ist groß. Deswegen erfährt man auch nicht so viel davon, wie es für viele Menschen Thema ist“, berichtete Sulprizio, die Geschäftsführerin der Koordinationsstelle „MentalGestärkt“ ist.

Selbst Michael Phelps war betroffen

Groß in den Fokus rückte das Thema, als Rekord-Olympiasieger Michael Phelps seine Probleme nach Olympischen Spielen vor Jahren öffentlich machte. Auch im deutschen Team gibt es Fälle, die über ihre Probleme sprachen: Etwa die deutsche Fahnenträgerin von Paris, Judoka Anna-Maria Wagner. Sie litt nach den Spielen in Tokio an Depressionen.

Debütanten sind besonders gefährdet

Gerade Phelps zeigt, dass es auch große Routiniers treffen kann. Aber besonders gefährdet scheinen Debütanten. „Sportler, die zum ersten Mal bei Olympia dabei sind, fallen recht schnell in ein Loch“, sagte Ulli Knapp, Trainer von Malaika Mihambo. Erfahrenere Sportler wüssten, was auf sie zukomme. „Neulinge werden oft regelrecht erschlagen von dem Riesenereignis Olympia“, sagte der Routinier nach acht Olympischen Spielen in Folge.

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„Bei der Post-Olympia-Depression geht es um das Phänomen, dass alles auf den Tag X ausgerichtet ist. Entweder bekomme ich eine Medaille oder nicht. Vielleicht werde ich auch Letzter. Auf dieses Ziel arbeiten die Sportler vier oder vor Tokio sogar fünf Jahre hin“, sagte Sulprizio. „Und dann wird das System von einem auf den anderen Tag auf null heruntergefahren. Das macht das Problem aus. Viele denken vorher nicht daran, was nach dem Tag X sein wird.“ (dpa/bv)

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