Ryo Miyaichi ballt die Faust und jubelt.
  • Ryo Miyaichi (hier im Juni 2023) kann endlich wieder jubeln.
  • Foto: imago/AFLOSPORT

Er dachte ans Karriereende: Ex-St. Pauli-Pechvogel wieder im Glück

Drei Kreuzbandrisse und fast 200 verpasste Pflichtspiele: Lange sah es nicht so aus, als würde die Karriere von Ryo Miyaichi noch einmal eine positive Wendung nehmen. Doch im Herbst seiner Laufbahn scheint der ehemalige Kiezkicker einen unverhofften zweiten Frühling zu erleben. 

Miyaichis Krankenakte ließt sich erschütternd: Drei Kreuzbandrisse, eine schwere Leistenverletzung, mehrere Bänderrisse. Kaum eine Profi-Saison, in der der Japaner nicht mindestens zwei Monate ausfiel. Für St. Pauli reichte es auch deshalb in sechs Jahren (2015 bis 2021) nur für 80 Einsätze.

Ex-St. Pauli-Profi Ryo Miyaichi endlich wieder fit

Seinen dritten und jüngsten Kreuzbandriss zog sich Miyaichi im Juli 2022 zu, schon in Diensten der Yokohama F. Marinos, für die er seit Sommer 2021 spielt. Für den Flügelstürmer eine Zeit, die von Zweifeln an einer Zukunft im Profifußball geprägt waren, wie Miyaichi dem japanischen Portal „soccer-king“ verriet: „Ich habe mich wirklich gefragt: Werde ich noch einmal zurückkehren können?“

Er konnte. Und wie: Seit der 31-Jährige im Mai letzten Jahres auf den Platz zurückkehrte, ist er vollkommen verletzungsfrei, sammelte 63 Einsätze, in denen er sieben Tore und vier Assists beisteuern konnte. In den seltensten Fällen stand Miyaichi dabei in der Startelf, auf keinen Fall sollen Anfälligkeiten vergangener Tage wieder aufbrechen. 

Die Yokohama F. Marinos änderten Miyaichis Mentalität

Für Miyaichi ist es eine ganz besondere Zeit. Nach seinem ersten Tor nach dem Comeback, einem 4:3-Siegtreffer in der 97. Minute gegen Kashiwa Reysol im Juni 2023, hätten sich sämtliche Emotionen entladen: „Ich hatte das Gefühl, dass alle Gefühle in diesen Moment hineingetragen und zu einem Tor wurden“, so Miyaichi. 

Dass der fünffache japanische Nationalspieler in seinen Dreißigern fitter und vor allem stabiler als je zuvor ist, hängt auch mit einer sensibleren Behandlung seines Körpers und seines Geistes zusammen. Für seine Fitness habe er nach seinem Comeback „sehr viel Wert auf Massagen und Erholung gelegt. Denn man musste sich um andere Bereiche kümmern als vor der Rückkehr“, erklärte Miyaichi. 

Zwischen den Ohren habe er sich zudem eine gesündere und weniger egoistische Haltung zu seinem Beruf angeeignet: „In Europa war es mein Ziel, aufzusteigen. Mein berufliches Weiterkommen war die erste Priorität“, schreibt Miyaichi in seinem Buch „Still Looking Forward“. „Seit ich bei den Marinos bin, habe ich die Bedeutung des ,Kämpfens für die Mannschaft‘ und das Wesen des Teamspiels kennengelernt. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass es am wichtigsten ist, mein Bestes für die Mannschaft und nicht für mich selbst zu geben.“

Miyaichi verpasste Sieg der Champions League nur knapp

Und Miyaichi treibt noch eine dritte Sache an: Dankbarkeit. „Ich konnte dank der Hilfe und Unterstützung vieler Menschen zurückkehren, und jetzt möchte ich allen etwas zurückgeben, indem ich ihnen auf dem Spielfeld eine positive Spielweise zeige, die ihnen Spaß am Fußballspielen vermittelt.“

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Und den Fans möglicherweise Glücksmomente in Form sportlicher Erfolge zu beschert. Im vergangenen Jahr war es bereits knapp, im Finale der asiatischen Champions League scheiterten Miyaichi und seine Marinos erst im Finale. Miyaichi kam in beiden Partien zum Einsatz. Ein Highlight, von dem er noch vor einigen Jahren zwischen OP-Saal und Reha-Zentrum nicht zu träumen gewagt haben dürfte. 

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