Charlie Mulgrew (l.) und Harry Kane 2017
  • Der Schotte Charlie Mulgrew (l.) und Harry Kane beim 2:2 im letzten Duell 2017
  • Foto: imago/Sportimage

Die Mutter aller Derbys! England und Schottland treffen zum 115. Mal aufeinander

England will sich vom Nachbarn aus dem Norden auf dem Weg zum EM-Triumph nicht aufhalten lassen, Schottland träumt von einer Überraschung gegen den alten Rivalen. Er wäre wohl auch nötig, um beim ersten großen Turnier seit 1998 ins Achtelfinale einzuziehen.

Ach, wenn es doch einen neuen Jim Baxter geben würde. Die Schotten sehen sich nach dem Mittelfeldspieler, der 1967 im Wembley-Stadion groß auftrumpfte und die Gastgeber in der Schlussphase düpierte, als er drei, vier, fünf Mal den Ball hochhielt, ehe er ihn weiterspielte. Schottland gewann 3:2 beim damaligen Weltmeister – ein Höhepunkt in der schottischen Fußball-Geschichte.

EM: England und Schottland liefern sich historisches Duell

„Wenn Schottland das erste Tor gelingt, ist alles möglich“, glaubt die Trainerlegende Alex Ferguson vor dem 115. Aufeinandertreffen der britischen Ballspieler. Am 30. November 1872 versammelten sich die besten Kicker beider Verbände auf einem Cricket-Platz in Glasgow zum ersten Länderspiel der Geschichte. Das 0:0 begründete eine nun fast anderthalb Jahrhunderte währende Rivalität.

Die Pioniere: 1872 reisen diese englischen Kicker nach Glasgow zum ersten Länderspiel der Fußball-Geschichte. imago/United Archives International
Erstes Länderspiel England gegen Schottland
Die Pioniere: 1872 reisen diese englischen Kicker nach Glasgow zum ersten Länderspiel der Fußball-Geschichte.

England liegt mit 48:41 Siegen vorn, bis 1986 war die Bilanz noch ausgeglichen. Im 19. Jahrhundert konnte sich der Sieger des Insel-Duells als Weltmeister fühlen – die 1880er-Jahre dominierten die Schotten, im Jahrzehnt danach die Engländer. Doch seitdem auch jenseits der britischen Inseln gegen den Ball getreten wird, hat die sportliche Bedeutung nach und nach abgenommen.

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„Das wird eines der größten Spiele in unserer Karriere“, sagt der höfliche englische Stürmer Marcus Rashford vorm heutigen Match: „Schottland ist gefährlich in vielerlei Hinsicht.“ Doch für England haben Spiele gegen Deutschland oder Argentinien heutzutage weit mehr Brisanz. Für die Schotten, die nach 23 Jahren wieder an einem großen Turnier teilnehmen, sieht das anders aus: Spätestens, seitdem das englisch dominierte Großbritannien über die Köpfe der schottischen Mehrheit hinweg aus der EU austrat, spielt auch die Politik wieder auf dem Rasen mit.

England gegen Schottland: 22.500 Zuschauer im Wembley dabei

Auch deshalb hat der englische Verband die 22.500 Zuschauer im Wembley-Stadion aufgerufen, dem Gegner mit Respekt zu begegnen und nicht die Hymne auszupfeifen. Sportlichen Respekt zeigt der Außenseiter nicht übermäßig. „Wir spielen Woche für Woche in der Premier League gegen diese Jungs“, stellt Schottlands Mittelfeldspieler John McGinn fest: „Wir können ihnen große Probleme bereiten.“ Die Hoffnungen ruhen besonders auf Außenbahn-Sprinter Andy Robertson vom FC Liverpool.

Englische Fans feiern den Treffer von Raheem Sterling in Wembley gegen Kroatien. WITTERS
Raheem Sterling trifft gegen Kroatien
Englische Fans feiern den Treffer von Raheem Sterling in Wembley gegen Kroatien.

Nach dem 0:2 gegen Tschechien steht Schottland schon mit dem Rücken zur Wand. England startete mit dem 1:0 gegen Kroatien gut, trotzdem ist Trainer Gareth Southgate erleichtert, dass Abwehrchef Harry Maguire sich wieder fit gemeldet hat.

Southgate stand am 15. Juni 1996 im Wembley-Stadion auf dem Platz, als England und Schottland ihr einziges Endrunden-Spiel bestritten. Beim Stand von 1:0 für England verschoss Schottlands Kapitän Gary McAllister einen Elfmeter. Im Gegenzug erzielte Paul Gascoigne den 2:0-Endstand mit einem Traumtor, das seitdem auf Tausenden englischen Schulhöfen nachzustellen versucht wurde.

Spritziger Stürmer: Paul Gascoigne (am Boden) wird für sein Traumtor bei der EM 1996 nicht nur mit Lob überschüttet. Imago/ Mary Evans
Paul Gascoigne jubelt bei der EM 1996
Spritziger Stürmer: Paul Gascoigne (am Boden) wird für sein Traumtor bei der EM 1996 nicht nur mit Lob überschüttet.

Wo die Schotten von der Baxter-Jonglage schwärmen, erinnern sich die Engländer an die Lupfer-Volley-Kombination von „Gazza“ bei der EM 1996. Die wiederum ging am Ende an Deutschland – auch, weil Southgate im Halbfinale einen Elfmeter verschoss …

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