Der Angeklagte sitzt vor Prozessbeginn neben seiner Anwältin Sandra Baumann in einem Gerichtssaal im Landgericht.
  • Der Angeklagte sitzt vor Prozessbeginn neben seiner Anwältin Sandra Baumann in einem Gerichtssaal im Landgericht.
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Aufgelauert und erstochen: Mann tötet Ehefrau – „war wie in Ekstase“

Sie hatte große Angst vor ihrem Ehemann, wurde von ihm gestalkt, schließlich wurde sie getötet: Ein 50-Jähriger muss sich vor dem Landgericht Oldenburg wegen des Mordes an der 41-Jährigen verantworten. Zum Auftakt gestand der Pole die Tat. In einer von seiner Verteidigerin vorgelesenen Erklärung heißt es, er habe auf sie in einer „tragischen Kurzschlussreaktion“ eingestochen. „Er war wie in Ekstase und nicht bei Sinnen“, sagte die Anwältin. Ihr Mandant bedaure die Tat.

Der Mann aus dem Landkreis Cloppenburg ist angeklagt, im Februar in den frühen Morgenstunden seine getrennt von ihm lebende Ehefrau und Mutter zweier gemeinsamer Töchter heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Laut Anklage habe der Mann sie mit der Tat dafür bestrafen wollen, dass sie sich von ihm losgesagt hatte. „Weil er sie nicht mehr haben konnte, sollte auch niemand anderes sie haben können“, sagte die Staatsanwältin. Ein Polizeibeamter sagte als Zeuge, der Angeklagte sei der Überzeugung gewesen, dass seine Frau einen neuen Mann gehabt habe.

Ehemann durfte sich Ehefrau nicht nähern

Die 17-jährige Tochter sagte als Zeugin, die Eltern hätten viel gestritten. Immer wieder sei es auch zu sexuellen Übergriffen gegenüber der Mutter gekommen. Das habe sie ihr erzählt. Als der Angeklagte sie wieder habe „anfassen“ wollen, sei sie im September 2023 ins Frauenhaus geflüchtet. Nach kurzer Zeit zogen Mutter und Tochter in eine neue Wohnung in Damme (Landkreis Vechta). Die ältere Tochter war schon ausgezogen.

Der Angeklagte soll der Frau nachgestellt, sie verfolgt und mit Anrufen und Textnachrichten belästigt haben. „Er hat die Trennung nicht akzeptiert“, sagte der Polizeibeamte. Die Tochter sagte, ihre Mutter habe ihr eine E-Mail vom Vater vorgelesen, in der er angedroht habe, die 41-Jährige zu töten. Bei der Polizei zeigte die Frau den Mann schließlich an, weil sie sich unzumutbar von ihm belästigt fühlte.

In einem Polizeibericht wurde vermerkt, dass sie „große Angst“ gehabt habe und sich „nicht mehr frei bewegen“ konnte. Einen Monat vor dem Tötungsdelikt ordnete ein Familiengericht an, dass sich der Ehemann seiner Frau nicht näher als 100 Meter nähern dürfe.

Ehemann tötet Frau: Das Opfer starb noch am Tatort

Am Tattag soll der Angeklagte die 41-Jährige vor ihrem Wohnhaus nach Angaben der Staatsanwaltschaft „aufgelauert“ haben. Die Frau war auf dem Weg zur Arbeit, die Tochter schlief im Haus. Laut Anklage stach der Mann mehrfach auf das Opfer mit einem Messer ein. Die Frau starb noch am Tatort, ein Nachbar fand sie und benachrichtigte die Rettungskräfte.

In der von der Verteidigerin vorgelesenen Erklärung heißt es, der Angeklagte habe seine Frau mit dem Messer „erschrecken“ und sich vor ihren Augen seine Venen aufschneiden wollen. So habe er sie für sich zurückgewinnen wollen. Als er erkannt habe, dass dies nicht funktioniere, habe er „planlos“ auf sie eingestochen. Weil er überfordert gewesen sei, sei er geflüchtet.

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Kurz nach der Tat hatte der Angeklagte einen Unfall auf der Autobahn 1 nördlich von Wildeshausen, er erlitt schwere Verletzungen. Nach Angaben des Vorsitzenden Richters fuhr der Angeklagte in einem Baustellenbereich mit erhöhter Geschwindigkeit auf einen Lkw auf. Das Auto brannte vollständig aus. Ersthelfer zogen den Fahrer aus dem Wagen. Der Prozess wird am 29. August fortgesetzt. (dpa)

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