Berüchtigte Neonazis als Ordner? Massiver Fan-Ärger bei St. Pauli-Partie in Halle
Unterm Strich verlief der Abend weit weniger dramatisch, als man hätte befürchten können. Dennoch gab es Vorfälle rund um das Gastspiel des FC St. Pauli beim Halleschen FC (3:2 n.V.), von denen man sich hüten sollte, sie als „normal“ oder „gerade noch erträglich“ einzustufen. Daran änderte auch die grundsätzlich sehr herzliche und vom Kiezklub sehr wohl registrierte Gastfreundschaft der Vereinsverantwortlichen für die Hamburger Kolleginnen und Kollegen nichts.
Und das muss sich der Regionalligist dann auch ans Revers heften (lassen). Denn wer – und so scheint es nach MOPO-Informationen gewesen zu sein – bundesweit bekannte Neonazis in seinem Ordnungsdienst einsetzt, und das in diesem Fall sogar noch vor dem Gästeblock, darf sich nicht wundern, wenn einem das um die Ohren fliegt. Von St. Pauli-Fans wurden jedenfalls mutmaßlich in Felix Reck und Steve Weinhold zwei eindeutig der rechten Szene zuzuordnende Personen als Ordner identifiziert. Beide gehören bzw. gehörten der Erfurter Nazi-Hooligan-Gruppe „Jungsturm“ an.
St. Pauli-Boss Göttlich kennt Ordnungsdienst-Problem
„Diese Problematik ist nicht neu und taucht leider immer wieder auf“, sagte Präsident Oke Göttlich der MOPO. „Es ist wichtig, dass genauer hingeschaut wird, welche Personen als Ordner:innen eingesetzt werden. In kritischen Situationen ist es entscheidend, inwieweit Vertrauen in das Handeln der Ordnungskräfte besteht und diese verantwortungsbewusst im Sinne aller Beteiligten agieren.“
Als das die Runde machte, stimmten die Gäste-Fans mehrfach antifaschistische Gesänge an. Auf Videos aus dem Hamburger Block ist zudem eindeutig erkennbar, dass etliche Hallenser Fans von den benachbarten Tribünen mit dem Hitler-Gruß provozierten. Zudem wurden sowohl Spieler als auch Anhänger:innen nach dem Spiel mit gefüllten Getränkebechern beworfen.
St. Pauli-Fans beklagen Willkür bei Einlass in Halle
Dies alles ging an einigen mitgereisten Hamburger:innen vorbei, weil sie trotz gültiger Eintrittskarten nicht in ihren Block gelassen wurden. Der war zwar ausverkauft, aber für alle Welt ersichtlich nicht komplett gefüllt. Offenbar wurde vom Ordnungsdienst recht willkürlich und mit fadenscheinigen Begründungen entschieden, manchen Menschen den Zutritt zu ihren Plätzen verweigern.
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„Wir sind froh, in der nächsten Runde zu stehen nach dieser packenden Pokalschlacht“, sagte Göttlich. „Umso betrüblicher ist es, dass einige unserer Fans nicht 120 Minuten voll mitfiebern konnten, da sie trotz gültiger Tickets nicht zu ihren Sitzplätzen im Gästebereich gelassen wurden.“ Dennoch bzw. gerade deswegen sprach er den Fans einen großen Dank für den lautstarken Support aus.