Auf der gesamten Südtribüne des Volksparkstadions sind gelbe BVB-Shirts zu sehen.
  • Auf der gesamten Südtribüne des Volksparkstadions waren gelbe BVB-Shirts zu sehen.
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„Es war unglaublich!“ BVB-Fans nehmen HSV-Stadion ein – DFB-Star schwärmt

Nicht so sehr wie bei Heimspielen des HSV, die Nordtribüne war aber auch am Samstagabend gut gefüllt. Allerdings ohne schwarz-weiß-blaue Fahnen, ohne Banner, ohne Trommeln – und auch Gesänge gab es von dort diesmal nicht. Die Stimmung kam von woanders. Im Rahmen des 4:1-Erstrunden-Erfolgs im DFB-Pokal beherrschten die Fans von Borussia Dortmund das Volksparkstadion, auf der kompletten Südkurve gab es fast nur eine Farbe zu sehen: gelb. Und der BVB übersprang die Regionalliga-Hürde Phönix Lübeck fast problemlos. Ein DFB-Star schwärmte im Nachgang von der Stimmung.

Es passierte das, was man als Underdog im DFB-Pokal gar nicht will: ein frühes Gegentor. Die Lübecker, die ihr Cup-Heimspiel in der Arena des HSV austrugen, lagen schon nach drei Minuten zurück. BVB-Verteidiger Waldemar Anton traf nach einer Ecke von Pascal Groß per Direktabnahme (3.). Eine Tor-Produktion zweier Neuzugänge beziehungsweise zweier Nationalspieler. In Emre Can besorgte ein weiterer DFB-Star per Elfmeter das 2:0 (31.).

Borussia Dortmund besiegt Phönix Lübeck im Volkspark

Phönix ging offensiv früh ins Pressing, stellte den Champions-League-Teilnehmer vor Probleme – was Nuri Sahin, den neuen BVB-Coach, an der Seitenlinie einige Male verzweifeln und wütend abwinken ließen. Die Dortmunder Fans, die im Volkspark für eine Lautstärke sorgten, die zumindest vergleichbar ist mit der bei HSV-Partien, hatten trotzdem beste Laune. Und Julian Brandt erzielte kurz vor der Pause dann noch das 3:0 (45.+1). Standesgemäß.

Brandt war es dann aber auch, der kurz nach der Pause den Ball vertändelte, Phönix-Verteidiger Obinna Iloka nahm das Geschenk an, traf ansehnlich in den Winkel zum 1:3 (55.) – und auch die angereisten Lübeck-Fans bewiesen, dass sie laut jubeln können. Nur die Torhymne war nicht wie sonst üblich „Always Hamburg“ von Scooter. Dann traf Ex-HSV-Talent Emanuel Adou den Pfosten (60.) und Mini-Gedanken an die Sensation waren plötzlich wieder da.

Ex-HSV-Talente trifft – doch dann jubeln BVB-Fans wieder

Aber nicht lange. BVB-Joker Julien Duranville stellte den alten Abstand wieder her und rannte Coach Sahin in die Arme (62.). Da wurde es wieder laut. 50.971 Zuschauer strömten in die Arena und sorgten für einen Rekord. Dass das Stadion nicht ausverkauft sein würde, war wegen der anders als üblich nicht komplett gefüllten Nordtribüne, die für die Dortmunder Gästefans tabu war, zu erwarten. Nur HSV-Mitglieder konnten Tickets für den A-Rang erwerben.

BVB-Trainer Nuri Sahin (in weißem Shirt) war mit dem Auftritt von Niklas Süle (2.v.r.), Nico Schlotterbeck (r.) und Co. in der ersten Hälfte nur bedingt zufrieden. WITTERS
Nuri Sahin gibt den BVB-Profis Niklas Süle und Nico Schlotterbeck an der Seitenlinie Anweisungen
BVB-Trainer Nuri Sahin (in weißem Shirt) war mit dem Auftritt von Niklas Süle (2.v.r.), Nico Schlotterbeck (r.) und Co. in der ersten Hälfte nur bedingt zufrieden.

Teile der HSV-Ultras aber hatten zuletzt ihren Ärger darüber geäußert, dass der Verein die Arena jetzt auch noch für ein DFB-Pokal-Spiel vermietet. „Unser Stadion ist kein Airbnb, Ihr Geier!“, war auf einem Banner während des ersten Heimspiels zu lesen. Diesmal war im Stadion nur ein einziges Banner mit HSV-Raute zu sehen: „Eine Freundschaft, die niemals endet“, stand auf dieser schwarz-gelb-blau-weißen Fahne mit Dortmunder sowie Hamburger Wappen. Eine schöne Randgeschichte. Genauso wie die Einwechslung von Debütant Maximilian Beier, der gefeiert wurde.

Phönix bereitet Dortmund im DFB-Pokal einige Probleme

Die Phönix-Anhänger jubelten nicht noch mal, weil erst Torschütze Iloka an den Pfosten köpfte (81.) und dann Leander Fritzsche ebenfalls nach einer Ecke an die Latte (84.). Bitter. Der Viertligist präsentierte sich nicht nur als ein würdiger Pokal-Gastgeber, sondern auch als mehr als respektabler Gegner, der dem BVB einige Probleme bereitete. Dennoch ging der deutliche Sieg des Bundesliga-Topteams natürlich in Ordnung. Und so verließen alle Fans den Volkspark mehr oder weniger glücklich. Vor allem die Dortmunder, die die HSV-Arena am Samstagabend für knapp zwei Stunden farblich und stimmungsmäßig eingenommen haben. Doch das hat jetzt wieder ein Ende.

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Und einen Moment zum Schmunzeln gab es dann auch noch, als unmittelbar nach Abpfiff ein männlicher Flitzer den Platz stürmte und den BVB-Profis entgegen sprintete. Gelächter brach aus, Marcel Sabitzer versuchte, den Mann mit einem harmlosen Gehfehler zu stoppen. Und kurze Zeit später hatte die kleine Störaktion ein Ende. „Wir mussten eine Runde weiterkommen. Pflichtaufgabe erfüllt“, bewertete BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl nüchtern.

BVB-Profi Pascal Groß genoss Atmosphäre im Volkspark

Dortmunds Debütant Pascal Groß war schon etwas emotionaler, als die MOPO ihn in der Mixed Zone auf die Stimmung im Volkspark ansprach. „Es war unglaublich, schon ab dem Aufwärmen“, schwärmte der 33-Jährige, der im deutschen EM-Kader gestanden hatte und der kürzlich aus Brighton zum BVB wechselte. „In meinem ersten Pflichtspiel hier war das etwas ganz Besonderes. Ich probiere, alles zu genießen, alles aufzusaugen, einfach gut Fußball zu spielen. Dann kann man das Drumherum noch mehr genießen.“ Wie an diesem Abend in Hamburg.

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