Otter Fiete und sein saucooler Abgang in Finkenwerder
„Hoffentlich sehen wir den nie wieder!“ sagt Christian Erdmann von der Wildtierstation über einen Patienten, der zur Kurzzeitpflege in der Aufnahmestation in Klein Offenseth-Sparrieshoop (Kreis Pinneberg) war. Der Otter war offenbar in Finkenwerder von einem Auto angefahren worden. Um den kapitalen Kerl überhaupt händeln zu können, wurde extra Spezialmaterial aus den USA bestellt.
Eine Familie hatte den völlig geschwächten Otterrüden gefunden und konnte ihn sogar einfangen, so dass es für Christian Erdmann von der Wildtierstation ganz einfach war, das Tier dann abzuholen. Erdmann: „Der muss richtig am Ende gewesen sein. Denn eigentlich sind Otter wie Pitbulls, die bei der Russenmafia aufgewachsen sind. Die bekommst du nicht so einfach mal zu greifen.“
Offenbar war das Tier gehandicapt und wahrscheinlich hatte der Schwimmkünstler eine kleine Auseinandersetzung mit einem Auto. Er war auch längst total abgemagert und wäre wohl auf sich allein gestellt verhungert. „Über unsere Wildtierkameras im Gehege konnten wir uns schon bald überzeugen, dass Fiete sich keine bleibenden Schäden zugezogen hatte“, so Erdmann. Der Fischfresser hatte aber wohl nichts erjagen können.
Fischotter auf Finkenwerder wieder freigelassen
Nachdem er dann fünf Wochen lang Drei-Sterne-Betreuung im „Hotel Wildtierstation“ genossen hat – mit täglichen Großportionen Fisch – durfte Fiete nun aber wieder in sein angestammtes Revier in Finkenwerder abtauchen. Und wie das im Urlaub halt so passiert, hatte Fiete in der kurzen Zeit knapp fünf Kilo zugelegt und sein Gewicht so fast verdoppelt. „Er ist nicht dick geworden“, so Erdmann. „Aber er hat sein altes Kampfgewicht zurück.“
Weil mit Ottern und ihrem Gebiss nicht zu spaßen ist, hatten Erdmann und seine Kollegen sich Spezialausrüstung aus den USA schicken lassen. „Denn sowas bekommst du hier gar nicht.“ Und zwar extra stabile Kescher und extra feste Handschuhe. Erdmann wusste schon, warum Vorsicht angebracht ist. Er war bereits vor einem Jahr einmal von einem Otter gebissen worden – ein dicker Lederhandschuh half ihm damals nichts. „Die Zähne gingen da durch wie nix.“
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Aber wie das so ist, wenn man für alles am Tag der Freilassung gewappnet ist: „Da kommt das kapitale Tier doch ganz kooperativ aus seiner Schlafbox in die Transportbox gelaufen.“ Kein Handschuh, kein Spezialkescher nötig. Und beim Öffnen der Box läuft Fiete auf den ihm bekannten Steg am Wasser und gleitet geräusch- und tropfenlos wie ein Aal ins Wasser, taucht unter und ist verschwunden. Kein Blick zurück.
„Ein junger Otter hätte jetzt noch etliche Drohgebärden gemacht und wäre mit einem gewaltigen Platsch da reingesprungen. Aber dafür ist Fiete zu erfahren und souverän. So wünscht man sich das“, sagt Erdmann. Und hat einen Wunsch: „Hoffentlich bleibt er gesund und wir sehen ihn nie wieder.“