Bittere Tränen in Paris: Deutscher Paralympics-Star erlebt ein Desaster
Leon Schäfer weinte bitterlich in den Armen seiner Familie und Freunde. Doch nichts konnte den deklassierten Weitsprung-Weltmeister trösten. Völlig frustriert und noch immer mit feuchten Augen trottete Schäfer wortlos an den wartenden Journalisten vorbei, nachdem er nicht mal in die Nähe seiner erträumten Goldmedaille bei den Paralympics in Paris gekommen war.
Satte 75 Zentimeter trennten den Athleten des TSV Bayer 04 Leverkusen auf Rang vier vom Sieg in der Startklasse T63. Zu allem Überfluss stellte sein großer Rivale Joel de Jong noch mit dem letzten Versuch einen Weltrekord auf, der Niederländer flog auf 7,68 Meter. Schäfer biss sich dagegen vergeblich die Zähne an der Sieben-Meter-Marke (6,93) aus.
Leon Schäfer wollte Gold und landet auf Platz vier
Sprechen wollte der schillernde Star mit Tattoos, Durag (Kopftuch afrikanischer Herkunft) und Nasenpiercing anschließend nicht, erst mit etwas Abstand fand er doch noch Worte für das Unerklärliche. „Ich konnte es heute einfach nicht abrufen“, sagte Schäfer in der ARD: „Ich bin gemacht für diese große Bühne, für diese großen Momente. Ich kann nicht sagen, woran es gelegen hat.“
Schäfer hatte nicht nur sich selbst großen Druck auferlegt, der 27-Jährige trug dies auch nach außen. Er wolle „eine geile Show“ abliefern und „auf Gold gehen“, hatte Schäfer im Vorfeld angekündigt.
Bundestrainerin Marion Peters sprach ihrem Schützling Mut zu. Sie hoffe, Schäfer könne in der Nacht nach seinem Desaster „die Energie in sich sammeln und sich morgen rehabilitieren. Er hat die Form und ich glaube an ihn“.
Eine „geile Show“ lieferten im fast ausverkauften Stade de France am Samstagabend andere. Wie De Jong, der Schäfer erst im Juni bei seinem Heimspiel in Leverkusen mit 7,67 Metern gleich um 42 Zentimeter den Weltrekord abgenommen hatte. Hinter dem Goldmedaillengewinner landeten Daniel Wagner aus Dänemark mit 7,39 Meter und sein Landsmann Noah Mbuyamba mit 7,01 Meter.
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Schäfers großer Traum platzte damit. Schon in Tokio verpasste er Gold, nach Problemen mit seiner Prothese holte er aber immerhin Silber. Lange darf Schäfer allerdings nicht trauern. Schon am Sonntagabend (21.50 Uhr) im Vorlauf über 100 Meter ist der Bremer wieder gefordert. Auch im Sprint hat sich Schäfer große Ziele gesetzt.
„Ich will für Gold gehen, so wie in Kobe (bei der WM im Mai; Anm. d.Red.)“, hatte Schäfer selbstbewusst gesagt. Zumindest diese seiner Ankündigungen kann er noch liefern. (sid/lmm)