Von wegen Müll! „Trash Island“ im Schmidtchen macht Riesenspaß
Es ist selten, dass ein Bühnenstück mit aktuellem Bezug vier Jahre in der Schublade liegen bleibt und dann bei der verspäteten Uraufführung aktueller ist denn je. So ist es aber mit „Trash Island“, dem nagelneuen Musical im Schmidtchen gewesen. Ursprünglich sollte es im April 2020 Premiere feiern, aber wegen der Pandemie fiel das ins Wasser.
Nun also, etwas mehr als vier Jahre später, konnte das Schmidtchen endlich, endlich das Publikum zur Uraufführung begrüßen – mit giftgrünen und schlumpfblauen Cocktails, „garantiert plastikfrei“. Denn in „Trash Island“ geht es um Plastik, Nachhaltigkeit, Müll und Recycling. Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit Karacho, guter Laune und irrwitzigem Humor.
Schon das Bühnenbild ist besonders: Auf engstem Raum stapeln sich Müllsäcke und Tüten um eine viereckige Konstruktion herum, die dank mehrerer Klappen und Schrägen zur vielseitig bespielbaren Bühne avanciert. Hauptspielplatz: Trash Island, eine Müllinsel im Pazifik, die zu hundert Prozent aus Plastik besteht und auf der Johanna (Kathrin Finja Meier) mit ihrem Vater (Markus Schöttl) und ihrem als Baby dort gestrandeten Quasi-Adoptivbruder Friday (Patrik Cieslik) lebt.
Eigentlich ist es ein idyllisches Dasein, fernab der Zivilisation, von der die drei nur mitkriegen, was angeschwemmt wird. Etwa die Coronaschutzmasken, bei denen das lustige Rätselraten beginnt: Einweghandtasche, Ellbogenschutz, Hut oder Penishalter? Johanna konstatiert zufrieden: „Marmor, Stein und Eisen bricht. Plastik hält.“
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Eines Tages platzt in diesse Idyll Influencer Felix mit schnellen Technobeats; er will die Welt retten und Trash Island wegputzen. Doch als er Johanna trifft, funkt es gewaltig und plötzlich ist gar nicht mehr klar, was gut und böse ist, was nachhaltig und was richtig und falsch. Dann taucht auch noch das supernachhaltige Kreuzfahrtschiff „Bio-Ida“ mit einem an Florian Silbereisen erinnernden Kapitän auf, und das Chaos ist perfekt.
Die Gags und Kalauer übrigens auch. Da der Cast nur aus drei Darstellern besteht, verkörpert jeder der drei mehrere Rollen, muss sich im Blitztempo umziehen und umschalten, was allen drei hervorragend gelingt. Genial wird dies, als auch noch drei Leute in Schutzanzügen auftauchen, die auf der Suche nach Seltenen Erden sind, und als Markus Schöttl alle drei auf einmal verkörpert. Überhaupt – auch Choreografien und Stimmen sind erstklassig, dieses Musical ist einfach ein Genuss.
Schmidtchen: bis 29.9. und 13.2.-15.3.2025, Mi/So 19 Uhr, Do 19.30 Uhr, Fr/Sa 20 Uhr, ab 24 Euro