Robert Glatzel, Eric Huwer und Adam Karabec halten einen Ball und lachen in die Kamera
  • Robert Glatzel (l.) konnten die HSV-Bosse um Eric Huwer (M.) halten, Adam Karabec (r.) wurde auf Leihbasis geholt.
  • Foto: WITTERS

Dickstes Transfer-Minus: Warum sich der HSV das leisten kann

Die ablösefreien Transfers von Davie Selke und Lucas Perrin ließ sich der HSV nichts kosten, auch für die Leihe von Adam Karabec (Sparta Prag) wurde keine Gebühr fällig. Für die Verpflichtungen von Silvan Hefti, Emir Sahiti, Daniel Elfadli, Vorjahres-Leihgabe Lukasz Poreba und Neu-Leihgabe Marco Richter (Mainz 05) mussten die Bosse insgesamt aber 4,25 Millionen Euro hinblättern – wohingegen nur der Abgang von Lászlo Bénes eine Einnahme von rund zwei Millionen Euro einbrachte. Macht unterm Strich ein Transfer-Saldo von minus 2,25 Millionen Euro. Es ist das mit Abstand dickste aller 18 Zweitligisten. Warum sich der HSV das leisten kann.

Bakery Jatta, Jean-Luc Dompé, Fabio Baldé, je nach Systematik auch Richter, Ransford Königsdörffer oder Karabec – auf den Außenpositionen war der HSV bereits vor dem Deadline Day top besetzt, zumindest auf dem Papier. Und dann überwiesen die Bosse kurz vor dem Transferschluss auch noch 1,2 Millionen Euro an Hajduk Split, um sich die Dienste von Sahiti zu sichern. In etwa genauso viel zahlte der HSV in diesem Sommer bereits für Hefti, zudem etwa 800.000 Euro für Elfadli, circa 750.000 Euro für Poreba und 300.000 Euro an Leihgebühr für Richter.

HSV hatte im Sommer Transfer-Ausgabe von 4,25 Millionen

Viel Geld. Zum Vergleich: Im Sommer 2023 hatte der HSV, was reine Ablösesummen angeht, „nur“ gut eine Million Euro für Neuzugänge ausgeben – obwohl der Verein schon damals der besten finanziellen Bilanz seit 14 Jahren entgegensteuerte. Nachdem der HSV das Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Gewinn von 1,05 Millionen Euro und dem ersten Plus seit elf Jahren beendet hatte, betrug es im Vorjahr dann sogar 7,8 Millionen Euro. Die Zahlen belegen die wirtschaftliche Stabilität des HSV – und ermöglichten den neuerlichen Transfer-Angriff jetzt mit.

„Die Spieler, die wir behalten wollen, behalten wir. Dazu kommen neue Spieler, von denen wir uns erhoffen, dass sie uns noch besser machen“, hatte Finanz-Vorstand Eric Huwer Mitte Juli in der MOPO angekündigt. Und in der Tat: Anschließend blätterte der HSV allein für Hefti, Richter und Sahiti noch rund 2,7 Millionen Euro hin – und liegt in der Endabrechnung dieses Sommers nun bei einem Transfer-Saldo von minus 2,25 Millionen. Innerhalb der Zweiten Liga weist nur der 1. FC Kaiserslautern ein ähnlich großes Defizit auf; bei den Pfälzern sind es 1,89 Millionen Euro.

HSV-Boss Huwer: „Wir gehen mehr ins Risiko als zuletzt“

Es wird deutlich: Den Ankündigungen aus dem Volkspark folgten taten – weil man es sich inzwischen leisten kann und trotzdem die wirtschaftliche Vernunft bewahrt, wie Huwer immer wieder betont. „Wir sind handlungsfähig und gehen jetzt auch schon mal ein bisschen mehr ins Risiko als zuletzt“, unterstrich der 40-Jährige Ende Juli. „Wir wollen es dieses Jahr unbedingt erreichen“, spielte er auf den Aufstieg an. „Und darauf ist unser Handeln gerade ausgerichtet.“ Dass Huwer und die Sportchefs Stefan Kuntz und Claus Costa genau so handeln können, hat Gründe.

Waren nach dem Abstieg im Frühjahr 2018 noch Fragen aufgekommen, wie lange der HSV finanziell denn überhaupt in der Zweiten Liga überleben könnte, hat der HSV – wie Huwer bereits verraten hat – nun sein drittes Geschäftsjahr mit positivem Endergebnis hinter sich. Die Ursachen sind vielschichtig und mitursächlich für die Transfer-Offensive.

Ein paar Beispiele: Die Fans rennen dem HSV weiterhin die Bude ein, 55.906 Zuschauer kamen in der Vorsaison im Schnitt zu den 17 Heimspielen und sorgten für einen neuen Rekord. Deshalb kalkuliert Huwer für die neue Spielzeit nun sogar mit einem Durchschnitt von mehr als 50.000 Fans pro Partie im Volksparkstadion. Das Ticketing boomt.

Ticketing und Trikotverkäufe boomen beim HSV weiter

Und auch der Merchandising-Hype nimmt nicht ab: Die Trikot-Verkäufe sind wieder auf Rekordniveau, in Summe 40.000 Heim-, Auswärts- und Ausweichjerseys hat der HSV seit dem Saisonbeginn verkauft. Betrachtet man die Verkaufsstarts aus allen Vorjahren, ist das ein Spitzenwert. Der Klub hat schon jetzt in etwa die Hälfte der Trikot-Vorjahresmenge an den Mann oder die Frau gebracht und bereits Tausende neue Exemplare nachbestellt. In den zwei Vorsaisons hatte es jeweils neue Bestmarken an Erlösen aus Fanartikeln gegeben, zuletzt 16,5 Millionen Euro.

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Hinzu kommen die Einnahmen aus der Stadion-Vermietung. Die UEFA überwies in diesem Jahr drei Millionen Euro an den HSV, um den Volkspark als EM-Stätte zu nutzen. Weil Schachtar Donezk die HSV-Arena in der Vorsaison als Europapokal-Heimspielstätte genutzt hatte, hatten die Hamburger bereits zwischen drei und vier Millionen Euro kassiert; jetzt erfolgte die neuerliche Vermietung an Europa-League-Klub Dynamo Kiew. Und im Juli trat zudem US-Popstar Taylor Swift zweimal im Volkspark auf, wofür der HSV laut „Abendblatt“ mehr als eine Million Euro erhielt.

HSV kassierte auch viel Geld durch die Stadion-Vermietung

Es sind Summen, die den Weg hin zur finanziellen Stabilität nicht einzig und allein erklären, die der Vereinskasse aber guttun. Zumal die massiven, etwa 30 Millionen Euro schweren Investitionen ins Volksparkstadion nicht vergessen werden dürfen, die Hamburg als EM-Standort erst ermöglichten. Die Turnier-Spiele begeisterten, und auch beim HSV gilt: Das Produkt Sport bleibt Kern allen Handelns. „Die Zielsetzung ist es nicht, jedes Jahr profitabel zu sein sondern sportlich erfolgreich“, sagt Huwer. „Wir wollen die maximale sportliche Ambition erfüllen. Das ist der Aufstieg.“ Und darum leistete sich der HSV in diesem Sommer auch das dickste Transfer-Minus aller Zweitligisten.

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