Sinani ausgebremst – und in der Sackgasse bei St. Pauli? Altes Problem nach Neustart
Länderspielreisen sind für Danel Sinani so etwas wie aktiver Wellnessurlaub für die Sportlerseele. Denn anders als beim FC St. Pauli ist der Offensivmann in der Nationalmannschaft Luxemburgs gesetzt und eine feste Größe. An seiner Reservistenrolle im Verein hat sich trotz großer Hoffnungen auch unter dem neuen Trainer Alexander Blessin erst einmal nichts geändert, zuletzt war er nicht einmal mehr Ersatz. Enttäuschend. Das Gegenteil eines frischen Neustarts. Steckt Sinani in der braun-weißen Sackgasse?
In der aktuellen Länderspielpause fand sich der 27-Jährige zu allem Überfluss zunächst auch in der ungeliebten Zuschauerrolle wieder und war gar nicht im Kader. Im ersten von zwei Spielen in der Nations League C, dem Auswärtsspiel gegen Nordirland in Belfast (0:2) am Donnerstag, verbüßte er noch seine Rot-Sperre. Im November war Sinani im EM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein nach einem groben Foulspiel vom Platz gestellt und anschließend von der UEFA mit einer Sperre für zwei internationale Pflichtspiele belegt worden. Bei den Test-Länderspielen im Juni gegen Frankreich und Belgien durfte er hingegen eingesetzt werden.
Danel Sinani nach Rot-Sperre wieder für Luxemburg
Wenn Luxemburg am Sonntag (15 Uhr) zu Hause gegen Belarus spielt, dann wird Sinani mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Beginn an auflaufen und Länderspiel Nummer 63 (bislang 13 Tore, sieben Vorlagen) bestreiten. Endlich Wettkampf. Es ist viel aufgestaute Energie vorhanden, womöglich auch reichlich Frust. Interviews will er derzeit nicht geben.
Mit großen Hoffnungen war der Linksfuß nach einer für ihn persönlich unbefriedigenden Aufstiegssaison mit nur sieben Kurzeinsätzen in der Liga in die Vorbereitung auf die Bundesliga gestartet, beflügelt von seinem Siegtreffer im Saisonfinale, das St. Pauli die Meisterschaft bescherte. Ein Wechsel war auch deshalb kein Thema.
Verletzung bremst den Neustart unter Blessin
„Das Tor in Wiesbaden hat ihm großen Auftrieb gegeben und im Trainerwechsel hat er eine Chance gesehen“, weiß Sportchef Andreas Bornemann. Sinani wollte nach dem überraschenden Abschied von Fabian Hürzeler zu Premier-League-Klub Brighton unter der Regie von Nachfolger Blessin und einem veränderten Spielsystem einen neuen Anlauf nehmen. „Man hat in der Vorbereitung gesehen, dass er sich was vorgenommen hat. Aber durch seine Verletzungspause hat sich ein kleiner Rückstand ergeben.“
Ausgebremst. Es ist spekulativ, ob sich ohne die Pause etwas entscheidend an der aktuellen Situation von Sinani geändert hätte, aber es spricht wenig für einen Stammplatz. Und wenn es um Einwechslungen im Mittelfeld geht, hat – wie schon in der vergangenen Saison – Carlo Boukhalfa die Nase vorn. Der ist gerade auf der Achterposition die defensivere und schnörkellose Variante, während Sinani ein offensiver Achter oder Zehner ist, der auch als hängende Spitze spielen könnte. Für dieses Profil gab es bislang allem Anschein nach wenig bis keinen Bedarf. Nachdem Sinani im DFB-Pokal in Halle und zum Liga-Auftakt gegen Heidenheim noch auf der Bank gesessen hatte, war er gegen Union nicht im Kader. Passt er als Spielertyp einfach nicht? Oder noch nicht.
Bornemann: Sinani muss auf seine Chance hinarbeiten
Abgeschrieben ist Sinani beim Kiezklub aber nicht und es war zuletzt auch nichts davon zu hören, dass der Verein ihn abgeben wollte. Dennoch muss der Nationalspieler auch im zweiten Jahr um jede Einsatzminute kämpfen und sich über die Nationalmannschaft profilieren – und im Training aufdrängen.
Bornemann: „Wir hoffen, dass er durch einen Einsatz im zweiten Länderspiel Spielpraxis sammeln und mit einer guten Leistung auch Selbstvertrauen tanken kann, um dann weiter beharrlich auf seine Chance hinzuarbeiten.“ Da klingt auch deutlich die Erwartung durch, dass Sinani mindestens genauso hart im Training arbeitet wie zuvor und vielleicht sogar noch eine Schippe drauflegt.