Das Harburger Rathaus: Die SPD sprach sich für eine Zusammenarbeit mit Grünen und Linken aus.
  • Das Harburger Rathaus: Die SPD sprach sich für eine Zusammenarbeit mit Grünen und Linken aus.
  • Foto: picture alliance/dpa/Marcus Brandt

Eine Schlammschlacht, brisante Details beim Friseur: Politiker in heller Aufregung

Es ist ein Paukenschlag im Bezirk Harburg: Am Wochenende sprach sich eine Mehrheit der dortigen SPD-Fraktion für eine Zusammenarbeit mit Grünen und Linken aus. Eine solche Koalition für eine komplette Legislatur wäre eine Premiere in der Hansestadt. Währenddessen liefert sich die SPD im Hintergrund eine Schlammschlacht – und ein Harburger Kandidat der bislang verschmähten CDU plauderte im Friseursalon brisante Details aus, inklusive einer möglichen Kooperation mit der AfD. Was er nicht wusste: Eine andere Politikerin hörte alles mit…

Claudia Loss heißt die neue Frau an der Spitze der Harburger SPD. Sie wurde am Samstag im Stadtteilzentrum „Feuervogel“ mit 42 von insgesamt 50 möglichen Stimmen ins Amt gewählt. Ihre Vorgängerin Oksan Karakus war nicht wieder angetreten. Loss war viele Jahre in der Bezirkspolitik tätig, bevor sie im Jahr 2020 in die Hamburgische Bürgerschaft wechselte.

SPD Harburg spricht sich für Gespräche mit Grünen und Linken aus

Dann die Überraschung am gleichen Abend: Die deutliche Mehrheit der Delegierten sprach sich für eine künftige Zusammenarbeit im Bezirk mit Grünen und Linken aus. Sollte es mit den Linken nicht klappen, wolle man es mit Volt versuchen.

Allerdings rumort es bei der Harburger SPD schon länger in den eigenen Reihen: Co-Fraktionsvorsitzende Natalia Sahling beobachtete im Wahlkampf zur Bezirkswahl im Juni, dass immer wieder gezielt ihre Plakate zerstört oder gestohlen wurden – Dutzende waren es, in einer Nacht 60 auf einmal. Sahling erstattete Anzeige. Doch die Ermittlungen führten nicht etwa zum politischen Gegner, sondern zur eigenen Partei.

Daraufhin gab es mehrere Hausdurchsuchungen bei Sahlings Genossen. Zweien von ihnen, Mehmet Kizil, Vorsitzender der SPD Hausbruch, und Benizar Gündogdu, Vorsitzende von Harburg-Ost, soll deswegen jetzt die politische Arbeit für drei Monate untersagt werden. Sie dürfen auch nicht bei der Bürgerschaftswahl antreten. Kizils Anwalt Mathias Frommann, ehemaliger SPD-Bezirkschef von Hamburg-Nord, sprach im NDR von einer Kampagne gegen seinen Mandanten und bezeichnete die Ermittlungen als diskriminierend. Sollte es zu einer Abspaltung kommen, wäre die Mehrheit im Harburger Rathaus in Gefahr.

Klare Absage von der Harburger SPD an die CDU

Eine klare Absage gab es am Samstag wiederum an die Harburger CDU, die mit der SPD eine Große Koalition angestrebt hatte. Den Sozialdemokraten dürfte sauer aufgestoßen sein, dass die CDU die aktuelle Bezirkschefin Sophie Fredenhagen (SPD) nicht weiter an der Spitze des Bezirksamtes sehen wollte. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Bliefernicht brachte mit dem Hamburger Verwaltungsrichter Klaus Torwarth einen Gegenkandidaten ins Spiel.

Der schien sich seiner Sache allerdings schon zu sicher zu sein. Wie das „Abendblatt“ berichtet, plauderte das ehemalige SPD-Mitglied bei einem Friseur in Heimfeld vertrauliche Informationen aus. Die Mehrheit der Wahl habe er bereits in der Tasche, soll er laut Kundenberichten gesagt haben. Im Notfall würde er auch auf die Stimmen der AfD in der Bezirksversammlung zurückgreifen. „Die werden ja nicht gleich wieder den Reichstag anzünden“, soll er weiterhin gesagt haben.

Allerdings: Laut der Zeitung saß auf einem der anderen Friseurstühle ausgerechnet Harburgs neue SPD-Chefin Claudia Loss, die den CDU-Politiker laut eigener Aussage noch im Salon zur Rede stellte. Und auch die CDU selbst rückte inzwischen wieder von Thorwarth ab, verzichtete darauf, ihn als Kandidat zu nominieren. Die jetzige Entscheidung der SPD, auf eine Rot-Rot-Grüne Koalition zu setzen, bezeichneten die Harburger Unionspolitiker als Enttäuschung. Gerade in der Verkehrspolitik werde in den kommenden fünf Jahren eine Fehlentwicklung auf Harburg zukommen, prognostizierte Fraktionsvorsitzender Bliefernicht laut „harburg-aktuell“.

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