Donald Trump und Kamala Harris standen sich im ersten und womöglich einzigen TV-Duell des Wahlkampfs gegenüber.
  • Donald Trump und Kamala Harris standen sich im ersten und womöglich einzigen TV-Duell des Wahlkampfs gegenüber.
  • Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon

Bizarres TV-Duell: Trump ist angezählt – aber noch nicht geschlagen

Es war eine Show der Absurditäten: Das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump dürfte viele wichtige Wechselwähler in das Lager der US-Vizepräsidentin getrieben haben. Trump verlor an mehreren Stellen die Fassung und konnte keine positiven Zukunfts-Visionen für das Land präsentieren. Geschlagen ist er trotzdem noch lange nicht.

Trump ist besessen von Größe. Vor allem von der Größe seiner Wahlkampf-Veranstaltungen. Das weiß natürlich auch Harris. Als die Moderatoren auf das für Harris eher unangenehme Thema Migration zu sprechen kamen, platzierte sie geschickt eine Spitze gegen Trump. Dessen Veranstaltungen seien so langweilig, dass die Menschen diese in Scharen vorzeitig verließen, sagte sie.

Trump: „Haitianer verspeisen Haustiere der Amerikaner”

Ein Schlüsselmoment. Der 78-Jährige schluckte den Köder. Zornig schlug er verbal um sich und behauptete, die Kriminalitätsrate in den USA stiege auf Grund der Einwanderung massiv – auch wenn die Statistiken des FBI etwas völlig anderes sagen. In der Folge verlor Trump immer weiter die Fassung. Er beschimpfte Harris als Marxistin und verstieg sich zu der lächerlichen Behauptung, illegale Einwanderer aus Haiti würden in Springfield (Illinois) die Haustiere von Amerikanern verspeisen – was die dortige Stadtverwaltung schon gut ein Dutzend mal dementiert hat.

Donald Trump: Ex-Präsident lebt in seiner eigenen Traumwelt

Beim Thema Abtreibung behauptete Trump, in demokratisch regierten US-Bundesstaaten sei es erlaubt, Babys nach ihrer Geburt (!) abzutreiben – was leicht nachprüfbar natürlich kompletter Unsinn ist. Aber diese Episode zeigt exemplarisch Trumps Problem: Er lebt in einer Traumwelt und glaubt zum Teil den Lügen, die er selbst in die Welt setzt oder die in seinem Umfeld gesponnen werden.

Harris wird auch mit schwierigen Typen fertig

Und Harris? Für sie ging es vor allem darum, sich den Amerikanern zu präsentieren. Und zu beweisen, dass sie auch mit einem schwierigen Gegenüber wie Trump souverän umgehen kann. Das gelang ihr in weiten Teilen. Beim Thema Wirtschaft („Ich will eine Chancenwirtschaft”) konnte sie nicht restlos überzeugen. Trotzdem formulierte Harris wenigstens positive Visionen für die USA, während Trump das Land ständig schlecht redete, und sich selbst – eine bewährte Methode von Populisten – als die einzige Lösung für alle Probleme präsentierte.

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Selbst konservative Kommentatoren – beispielsweise bei Fox News – sahen Harris als Punktsiegerin des TV-Duells. Bonus für die Demokraten: Pop-Mega-Star Taylor Swift ließ ihre meist jungen 283 Millionen Instagram-Follower nach den 90 Minuten wissen, dass sie für Harris stimmen werde.

Das Rennen in den Swing-States ist sehr eng

Geschlagen ist Trump trotzdem noch nicht. In den entscheidenden Swing-States (North Carolina, Pennsylvania, Georgia, Wisconsin, Michigan und Nevada) sind die Rennen äußerst knapp. Am Ende wird es also womöglich auf ein paar Tausend Stimmen ankommen. Entscheidend könnte also sein, wer dort am besten mobilisieren kann. Die Briefwahl beginnt dort in wenigen Tagen.

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