Als die MOPO Miss Germany kürte
Sie lesen hier einen Auszug aus dem schonungslos ehrlichen Buch „Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.“ (352 S., Junius) zum 75. Geburtstag der MOPO, Deutschlands ältester Boulevardzeitung.
12. Dezember 1953, Ernst-Merck-Halle, auf dem heutigen Gelände der Hamburg-Messe. Knapp 6000 Menschen drängen sich in der damals größten Hamburger Veranstaltungs-Arena, bis weit hinein ins Parkett sind Laufstege aufgebaut. Hier wird die „Miss Germany 53/54“ gewählt – und die MOPO ist die Veranstalterin des Wettbewerbs.
Statt einer Jury wählen die Zuschauerinnen und Zuschauer – und die lassen die Lokalmatadorin gewinnen: Die 17-jährige Heidi Krüger aus Hamburg gewinnt mit 1887 von insgesamt 5574 abgegebenen Stimmen.
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Es ist ein kurzes Vergnügen für die neue „Miss Germany“. Für die Wahl zur „Miss Europa“ wird sie nicht zugelassen, danach ist nichts mehr von ihr zu hören, jedenfalls nichts, was mit Schönheitswettbewerben zu tun hat. Auch für die MOPO bleibt die Ausrichtung der Miss-Germany-Wahl eine Ausnahme. Stattdessen folgen nun „Miss Morgenpost“-Wahlen – in einem deutlich kleineren Rahmen.
„Miss Morgenpost“-Wahlen im Büro der Chefredaktion
Im Jahr 1971 findet die Wahl nicht mehr vor Tausenden in einer Halle, sondern im Büro der Chefredaktion statt. Die Jury besteht aus ausgewählten MOPO-Machern, ähm, Verzeihung, MOPO-Männern.
Die Damen reihen sich vorm Schreibtisch auf (siehe Foto), werden begutachtet. Ein für heutige Maßstäbe seltsames Prozedere, damals stört sich niemand daran. Die Siegerin der Wahl ist später Arm in Arm mit einem Mann zu sehen, der damals im Kabinett von Willy Brandt das Verteidigungsministerium führt: Helmut Schmidt.