• „Terror-Piloten lebten in Hamburg!“ – Diese MOPO-Titelseite ging 2001 um die ganze Welt.
  • Foto: MOPO-Archiv

9/11: MOPO-Schlagzeile ging um die Welt

Sie lesen hier einen Auszug aus dem schonungslos ehrlichen Buch „Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.“ (352 S., Junius, 29.90 Euro) zum 75. Geburtstag der MOPO, Deutschlands ältester Boulevardzeitung.

Am frühen Abend des 12. September 2001, einen Tag nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, landet ein Fax des Axel-Springer-Auslandsdienstes (SAD) auf Umwegen in der MOPO-Lokalredaktion. Brisanter Inhalt: Die Spur der Terror-Piloten führt nach Hamburg! Mohammed Atta, Mastermind der 9/11-Terroristen, lebte in der „Martinstraße 54“, so heißt es aus Kreisen von US-Sicherheitsbehörden. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, wo und unter welchen Umständen die Attentäter ihre teuflischen Anschläge geplant hatten.

Polizeireporter Matthias Onken hat Spätdienst, er checkt die Adresse. Eine Martinstraße gibt es in Hamburg nicht. Martinistraße am UKE? Oder vielleicht der Martin-Luther-Ring in Harburg? „Wir fahren hin“, entscheidet Onken und schnappt sich Polizeifotograf Rüdiger Gaertner. Eine gute Stunde später meldet sich Onken aus dem Süden der Stadt in der Redaktion: „Du glaubst es nicht, es scheint zu stimmen. Wir sind über Umwege in der Marienstraße 54 gelandet, sind im Haus, waren bei den Nachbarn.“

MOPO-Polizeireporter waren noch vor Polizei bei Wohnung

Nachdem die MOPO-Reporter sich umgesehen und eine leere, frisch gestrichene Wohnung durch den Briefkastenschlitz fotografiert haben, fährt ein erster Streifenwagen vor. Die Besatzung wurde durch die Pressestelle der Polizei alarmiert. Minuten später rückt ein Großaufgebot an, sperrt das unscheinbare Mehrfamilienhaus ab. Noch in der Nacht sind BKA und FBI vor Ort.

MOPO-Titelseite geht um die ganze Welt

In der Redaktion der MOPO in der Bahrenfelder Griegstraße lässt sich das Adrenalin fast mit Händen greifen. Chefredakteur Josef Depenbrock reagiert wie entfesselt auf die Recherchen der Kollegen, erhöht die Druckauflage. Layouter gestalten Kiosk-Plakate mit der exklusiven Schlagzeile, die das internationale Nachrichtengeschehen der nächsten Tage bestimmen wird: „Terror-Piloten lebten in Hamburg.“ Die Nachrichtenagentur dpa sendet am Erscheinungstag ein Foto der MOPO-Titelseite, es geht um die ganze Welt.

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Buchbild
Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.

Ein besonderes Jubiläumsbuch – ganz ohne langweilige Danksagungen: Zum 75. Geburtstag der „Hamburger Morgenpost“ zieht Deutschlands älteste Boulevardzeitung blank und erlaubt ehrliche Einblicke in das Innenleben der Redaktion – ungeschönt, nicht immer hübsch, manchmal ganz schön heftig. Aber auch voller Liebe, Energie und Respekt für das, was Menschen hier in 75 Jahren geleistet haben.

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Polizeireporter Matthias Onken wird später Lokalchef und dann Chefredakteur der MOPO, bevor er 2008 als Hamburg-Chef zu „Bild“ wechselt. Heute lebt und arbeitet er in Hamburg als Kommunikationsberater. Rüdiger Gaertner ist seit mehr als 30 Jahren Polizeireporter der MOPO. 2025 geht er in den Ruhestand.

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