Dieses Auto in Warschau steht bis zum Dach im Wasser.
  • Dieses Auto in Warschau steht bis zum Dach im Wasser.
  • Foto: Szymon Pulcyn/PAP/dpa

Hochwasser: Vier Tote, mehrere Vermisste, Ortschaften evakuiert

In Österreich, Tschechien und Polen laufen die Schutzmaßnahmen vor Überschwemmungen auf Hochtouren. Auch Gebiete in Deutschland sind von Unwettern betroffen.

In Österreich und Polen bereiten sich die Menschen auf massives Hochwasser vor. In Tschechien und Polen wurden bereits erste Dörfer evakuiert. In Österreich wurden Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt. Auch für Deutschland warnen Experten vor Überschwemmungen – betroffen sind Gebiete in Süd- und Ostdeutschland. 

In Rumänien starben nach Starkregen mindestens vier Menschen in den Fluten. In den betroffenen Ortschaften in dem südosteuropäischen EU-Land erreichten die Wassermassen eine Höhe von bis zu 1,7 Metern, hieß es in Medienberichten.

Hochwasser: Überflutete Straßen in Tschechien 

In der tschechischen Stadt Opava – an der Grenze zu Polen gelegen – mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Abend mitteilten. Betroffen ist unter anderem die größte Plattenbausiedlung der Stadt. Der gleichnamige Fluss Opava, ein Nebenfluss der Oder, trat an manchen Stellen bereits über die Ufer. Befürchtet wurde ein Jahrhunderthochwasser oder sogar eine stärkere Flut als bei der Katastrophe von 1997. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.

Mehrere Menschen wurden nach Angaben der Polizei vermisst. Bei Jesenik im Altvatergebirge stürzte ein Auto in einen reißenden Strom. Ein Insasse konnte sich ans Ufer retten, von drei anderen fehlte jede Spur. In Jankovice stürzte ein 54-Jähriger bei Aufräumarbeiten in einen Hochwasser führenden Bach und tauchte nicht wieder auf. 

In Tschechien in der östlichen Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien müssen nach Einschätzung der Behörden Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Menschen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Dort und in der Region um Olomouc (Olmütz) wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. Selbst kleine Bäche verwandelten sich in reißende Ströme. Mancherorts mussten Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht werden. Bilder zeigten überflutete Straßen mit schwimmenden Autos. Die Armee stand bereit, um zu helfen. 

Gemeinden in Österreich zum Katastrophengebiet erklärt

Wegen der Hochwasserlage musste außerdem eine Klinik evakuiert werden. Mehr als 180 Patienten des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Brünn (Brno) sollten nach und nach in andere Einrichtungen gebracht werden, wie die Leitung der Klinik mitteilte.

In Österreich haben Einsatzzentralen wegen der anhaltenden schweren Regenfälle mehr als ein Dutzend Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt. In der Region Waldviertel rund 120 Kilometer nordwestlich von Wien wird Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre vorkommt.

„Die kommenden Stunden werden für den Hochwasserschutz die Stunden der Wahrheit und für unsere Einsatzkräfte und zahlreiche Landsleute zu einer massiven Belastungsprobe“, warnte die Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner „Gerade im Waldviertel erwarten wir Herausforderungen in historischer Dimension.“

Polen: Mehr Regen als beim Jahrtausendhochwasser

Dauerregen lässt auch im Südwesten Polens die Flüsse anschwellen. Seit Freitagmorgen ist dort mehr Regen niedergegangen als beim sogenannten Jahrtausendhochwasser 1997. In Jarnoltowek in der schlesischen Region Oppeln waren es innerhalb von 24 Stunden 161,5 Millimeter, wie das Meteorologische Institut (IMGW) mitteilte. Das waren 30 Millimeter mehr als der bisherige Rekordwert, der dort im Jahr des Oderhochwassers 1997 gemessen wurde. Landesweit sei die Alarmstufe an 47 Pegelmessstationen überschritten worden. Der Bürgermeister von Jarnoltowek ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Staubeckens liegen. Dieses drohte überzulaufen. 

Die Einwohner von zwei benachbarten Dörfern, die an dem Fluss Zloty Potok liegen, wurden ebenfalls aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. „Die Situation hat sich sehr zugespitzt, und das innerhalb weniger Minuten. Wir haben wirklich wenig Zeit“, sagte Bürgermeister Grzegorz Zawislak dem polnischen Nachrichtenportal Onet. 

Krakau bietet Bürgern Sandsäcke zum Abholen

Auch Polens zweitgrößte Stadt Krakau kämpft nach starken Regenfällen mit Überschwemmungen. An 28 Stellen im Stadtgebiet könnten sich Bürger, die ihre Gebäude selbst schützen wollen, Sandsäcke abholen, schrieb die Stadtverwaltung auf X. Der öffentliche Nahverkehr in der südpolnischen Metropole mit rund 800.000 Einwohnern war am Samstag vorübergehend gestört, nachdem mehrere Unterführungen im Zentrum mit Wasser vollgelaufen waren. Straßenbahnen und Busse mussten zeitweise umgeleitet werden. Am Nachmittag meldete die Stadtverwaltung, dass die Probleme behoben worden seien. 

Auch in einzelnen Regionen in Deutschland herrscht Hochwassergefahr. Am Nachmittag wurde im sächsischen Schöna an der Elbe bereits Alarmstufe 1 (vier Meter) überschritten. Dabei beginnt die Ausuferung der Gewässer und die Lage wird ständig überwacht. In Dresden wird dies aktuellen Vorhersagen zufolge am frühen Sonntagmorgen erwartet. 

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Dort arbeiten derzeit Einsatzkräfte mit Hochdruck an der zum Teil eingestürzten Carolabrücke. Der Hochwasserscheitel wird für Donnerstag erwartet, anschließend sollen die Pegelstände wieder zurückgehen. Für Riesa wird mit einem Elb-Anstieg im Bereich des Richtwertes der Alarmstufe 3 gerechnet. Auch für Torgau ist dies nicht ausgeschlossen.

Hochwassergefahr in Ostsachsen

Dauerregen östlich von Elbe und Spree lässt zudem die Flüsse im Osten Sachsens anschwellen. Laut Karte des Landeshochwasserzentrums wurde an der Neiße in Zittau mit einem Pegel von 2,48 Metern die Alarmstufe 2 ausgerufen. Die Behörden appellieren an die Anwohnerinnen und Anwohner, Vorsorge zu treffen. Am Pegel Gröditz am Löbauer Wasser (Spree-Gebiet) gilt Alarmstufe 2 mit einem Wasserstand von 2,32 Metern. 

Eine Absperrung am überschwemmten Innufer in Passau. Armin Weigel/dpa
Eine Absperrung am überschwemmten Innufer in Passau.
Eine Absperrung am überschwemmten Innufer in Passau.

Im Süden und Südosten Bayerns füllen zahlreiche Menschen nach stundenlangen Regenfällen Sandsäcke, weil Überschwemmungen durch Flüsse drohen oder das Grundwasser nach oben drückt. Mancherorts fallen Bahnverbindungen aus, Unterführungen werden gesperrt, Felder sind überflutet. 

In Passau, wo sich drei Flüsse treffen, gab es am Nachmittag erste Sperrungen in der Altstadt, wie die Stadt bekanntgab. Zudem sollten Fahrzeuge aus dem Überschwemmungsgebiet gefahren werden. In den Hochlagen der Alpen sind Winterreifen und Schneeschieber gefragt – und das alles Mitte September.

Dauerregen lässt im Südosten Bayerns Pegelstände steigen

Der Hauptteil der fürs Wochenende angekündigten Niederschläge in Bayern ist nach Erkenntnis der Hochwassernachrichtendienst (HND) bereits gefallen. Der Dauerregen habe im Südosten Bayerns die Wasserstände vom Isar-Einzugsgebiet bis zum Bayerischen Wald ansteigen lassen, an einigen Orten gebe es kleinere Ausuferungen. 

Eine Warnung vor Überschwemmungen für bebaute Gebiete gab es bis zum Nachmittag zunächst nur für den Landkreis Cham im Osten des Freistaats und den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Süden. (dpa/mp)

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