Gewalt-Hotspot Hauptbahnhof: Jetzt gibt es neue Zahlen
Hamburgs Hauptbahnhof ist seit Jahrzehnten ein Gewalt-Hotspot der Stadt. Im vergangenen Jahr gab es am Hauptbahnhof im bundesweiten Bahnhofsvergleich die meisten Gewaltdelikte. Das hat sich dieses Jahr geändert, wie aktuelle Zahlen zeigen. Für die Innenbehörde gibt es dafür vor allem einen Grund. Die Probleme sind damit aber noch lange nicht gelöst.
Die Zahl der Gewaltdelikte am Hamburger Hauptbahnhof sind rückläufig. So zählte die Bundespolizei an Deutschlands meistfrequentiertem Bahnhof im ersten Halbjahr 290 Gewalttaten, wie ein Sprecher der Innenbehörde der Deutschen Presse-Agentur sagte. Im Gesamtjahr 2023 seien es mit 720 Fällen noch die meisten in ganz Deutschland gewesen.
Hamburger Hauptbahnhof nur noch bei den Eigentumsdelikten weit vorn
Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion liegt der Hamburger Hauptbahnhof damit nun nicht mehr unter den fünf Bahnhöfen mit den meisten Gewaltdelikten. Diese seien jetzt Dortmund mit 401 Taten im ersten Halbjahr, Berlin mit 384 Taten, Hannover mit 359 Taten, Köln mit 337 Taten sowie München mit 327 Taten.
Mit Ausnahme bei den Eigentumsdelikten liegt der Hamburger Hauptbahnhof nun in keinem Kriminalitätsfeld mehr auf einem der ersten fünf Plätze, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Insgesamt seien am Hauptbahnhof der Hansestadt im ersten Halbjahr 1304 Eigentumsdelikte gezählt worden. Damit liege die Hansestadt auf Platz zwei hinter Köln, wo 1408 Taten gezählt worden seien. Die Innenbehörde verwies jedoch darauf, dass auch bei den Eigentumsdelikten die Zahlen rückläufig seien.
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Das Risiko, im Bahnhof Opfer einer Straftat zu werden, ist nach Angaben des Sprechers in Hamburg niedriger als in anderen Städten. Denn setze man die im vergangenen Jahr meisten Gewalttaten Deutschlands auf die Zahl der täglich 550.000 Reisenden ins Verhältnis, dann lag Hamburg im vergangenen Jahr den Angaben zufolge auf Platz fünf. Am riskantesten war es demnach in Dortmund, wo 644 Fälle auf 80.000 Reisende kamen, gefolgt von Hannover, Köln und Berlin.
Quattro-Streife soll Hauptbahnhof sicherer machen
Die Innenbehörde führt den erfreulichen Trend auch auf die „Allianz sicherer Hauptbahnhof“ zurück. So habe Hamburg in den vergangenen beiden Jahren die Polizeipräsenz verstärkt, sogenannte Quattro-Streifen eingeführt, bei denen Polizei, Bundespolizei, DB Sicherheit und Hochbahnwache gemeinsam patrouillieren, und vor dem Bahnhof eine Videoüberwachung gestartet.
Zudem sei ein Waffen- und Alkoholverbot erlassen und die Reinigungsfrequenz am Bahnhof erhöht worden. Viele Anwohnern in St. Georg beschweren sich jedoch über einen Verdrängungseffekt: Seitdem das Trinken von Alkohol am Hauptbahnhof stark eingeschränkt wurde, würden sich die Süchtigen in ganz St. Georg verteilen. „Die Menschen lösen sich ja nicht in Luft auf“, kritisierte Straßensozialarbeiter Florian Pittner im Gespräch mit der MOPO. Die Probleme verschieben sich lediglich.
Derzeit richtet die Staatsanwaltschaft Hamburg darüber hinaus das ogenannte Sonderdezernate „Hauptbahnhof“ ein. Damit sollen vor allem Täter effektiver verfolgt werden, die bereits wiederholt polizeilich in Erscheinung getreten seien, aber bei denen aber bislang keine Haftgründe vorlagen. (dpa/mp)