Hochwasser in Polen immer schlimmer: Vier Tote, zwei Städte werden evakuiert
Hochwasser hat mehrere Orte im Südwesten Polens verwüstet. Mit der Ausrufung des Katastrophenzustands in drei Woiwodschaften bekommen die Behörden mehr Befugnisse. Zwei Städte müssen evakuiert werden.
Polen hat nach schweren Überschwemmungen den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete ausgerufen. Eine entsprechende Verordnung verabschiedete die Regierung in Warschau in einer Krisensitzung.
Nach Angaben eines Polizeisprechers sind bisher vier Menschen ums Leben gekommen. Es handele sich um drei Männer und eine Frau aus vier verschiedenen Orten, sagte ein Polizeisprecher bei der Sitzung des Krisenstabs in Breslau (Wroclaw).
Katastrophenzustand gilt 30 Tage
Der Katastrophenzustand gilt für einen Zeitraum von 30 Tagen für Teile der Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Oppeln. Er gibt den Behörden mehr Befugnisse, Anordnungen zu erlassen, da die bürgerlichen Freiheiten und Rechte vorübergehend eingeschränkt werden. Beispielsweise können die Behörden leichter anordnen, dass bestimmte Orte, Gebiete oder Einrichtungen evakuiert werden müssen. Sie können auch verbieten, dass sich Bürger an bestimmten Orten aufhalten.
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Anhaltende Regenfälle haben im Südwesten Polens an der Grenze zu Tschechien zu Hochwasser geführt. In der niederschlesischen Kleinstadt Klodzko standen ganze Straßenzüge unter Wasser, hier gab es auch ein Todesopfer. Das Dorf Glucholazy in der Region Oppeln wurde von Wassermassen verwüstet. In der Kleinstadt Nysa in der Region Oppeln drang das Wasser auf der Glatzer Neiße in das örtliche Kreiskrankenhaus ein. Die Klinik wurde mittlerweile komplett evakuiert.
Riss in Staumauer: Zwangsevakuierung!
Nachdem ein Riss in der Mauer eines Stausees entdeckt wurde, hat der Bürgermeister die sofortige Evakuierung der tiefer gelegenen Ortsteile der der Kleinstadt Paczkow im Südwesten Polens angekündigt. „Niemand kann garantieren, dass sich der Schaden nicht verschlimmert“, warnte er in einem Aufruf in sozialen Medien.
Nachdem ein Aufruf, die Gebäude freiwillig zu verlassen, nicht befolgt worden sei, habe er sich nun zur Zwangsevakuierung entschlossen, sagte Bürgermeister Artur Rolka im polnischen Fernsehen. Der betroffene Stausee wurde oberhalb von Paczkow an der Glatzer Neiße, einem Zufluss der Oder errichtet.
„Die Lage ist sehr bedrohlich“
Auch in Nysa, einer anderen Stadt in der Region mit mehr als 40.000 Einwohnern, wurde am späten Nachmittag eine sofortige Evakuierung angeordnet. Dort schien die Lage zunächst unter Kontrolle. Dann aber kam es zu einer dramatischen Zuspitzung. Sirenen heulten in der Stadt.
„Die Lage ist sehr bedrohlich, Gesundheit und Leben der Einwohner sind bedroht“, hieß es in einer Stellungnahme der Stadt. Die Entwicklung könne «in die schlimmste Richtung gehen», warnte der Bürgermeister vor der Gefahr eines Deichbruchs. Im polnischen Fernsehen waren lange Autoschlangen auf den Brücken der Stadt zu sehen. (mp/dpa)