Was verdient eigentlich eine Erzieherin in der Behindertenhilfe?
Über Geld spricht man nicht? Oh doch! Wir machen jede Woche mit Menschen aus Hamburg den Kassensturz. Heute geht’s um den Verdienst einer Erzieherin, die in einer Tagesförderstätte für Menschen mit Behinderungen arbeitet. Sie verrät, was sie verdient.
Nach dem Abi habe ich direkt mit einem Studium begonnen, aber dabei schnell gemerkt, dass ich lieber direkt mit Menschen arbeiten möchte, anstatt nur vor dem Laptop zu sitzen. Ich brach mein Studium ab und entschied mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderungen.
Die Arbeit dort hat mir sehr gut gefallen, weil ich viel Verantwortung übernehmen konnte und kein Tag war wie der andere. Was ich bis heute nie vergessen habe: Es gab einen Bewohner, der Schwierigkeiten hatte, Menschen an sich heranzulassen. Am Anfang hat er nie mit mir gesprochen. Nach einem halben Jahr fragte er mich beim Abendessen plötzlich: „Kannst du mir bitte das Brot geben?“ Dieser einfache Satz war ein sehr berührender Moment für mich. Weil der Bewohner mir damit zeigte, dass er mich angenommen hatte.
Erzieherin in Tagesförderstätte spricht über ihr Gehalt
Inzwischen bin ich 33 Jahre alt, habe eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und arbeite in Vollzeit als Arbeitspädagogische Fachkraft in einer Tagesförderstätte für Menschen mit Behinderungen. Jeden Morgen kommen die Beschäftigten mit einem Bus bei uns an. Wir helfen ihnen dabei ihren Tagesablauf zu strukturieren und sie in ihrer Selbständigkeit zu fördern, indem wir zum Beispiel gemeinsam backen, basteln und werken.
Mir gefällt es die Menschen in ihrer Entwicklung so nah zu begleiten und wenn sie sich freuen, dass ich da bin. Gut gefallen mir auch die Arbeitszeiten und mein Team. Nach einigen Jahren im Beruf habe ich mich dann für eine Weiterbildung entschieden: Spezialisieren kann man sich in meinem Job insgesamt in viele Richtungen, zum Beispiel als Kunsttherapeutin oder Sozialfachwirtin. Neben der Arbeit habe ich im Fernstudium Soziale Arbeit studiert.
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Natürlich ist mein Job auch herausfordernd. Nach Feierabend ziehe ich mich gern mal zurück. Dann lese ich ein Buch oder schaue Fernsehen zur Entspannung. Aber wenn ich am nächsten Morgen die Beschäftigten vom Bus abhole und sie sich auch den Tag freuen, ist alles wieder vergessen.
Mit der Bezahlung bin ich auch zufrieden und froh, dass wir einen Tarifvertrag haben. Mein Jahresgehalt beträgt brutto etwa 50.000 Euro im Jahr. Wegen des Fachkräftemangels wird es im Januar eine Tariferhöhung geben, dann sind es etwa 53.000 Euro.