Hochwasser in Europa: Italien ruft Notstand aus
Die Hochwassergefahr hält nicht nur Deutschland und Polen in Atem. Nach tagelangem Regen wurde nun auch in Italien der Notstand für zwei Regionen ausgerufen.
In Polen bewegt sich die Scheitelwelle des Hochwassers an der Oder weiter flussabwärts. In der Kleinstadt Scinawa in der Woidowschaft Niederschlesien stieg der Wasserstand über Nacht rasch an. „Wir leben in der Hoffnung, dass alles gutgeht“, sagte ein Einwohner dem Nachrichtensender TVN24.
Lage noch nicht beruhigt
Regierungschef Donald Tusk nahm in Wroclaw (Breslau) an einer Krisensitzung teil. „Mancherorts stecken wir noch mitten in den Hochwasserschutz- und Rettungsmaßnahmen“, betonte der Politiker.
Nach intensiven Regenfällen war es in Teilen Tschechiens, Österreichs und Polens zu Hochwasser und Überschwemmungen gekommen. Ganze Städte wie Klodzko in Polen und Jesenik in Tschechien wurden überflutet und verwüstet. Im niederschlesischen Wroclaw (Breslau) hielten die vorsorglich verstärkten Dämme. Die Schäden in den betroffenen EU-Staaten gehen in die Milliarden.
Nach Einschätzung des Instituts für Meteorologie und Wasserwirtschaft (IMGW) könnte sich die Lage in den weiter flussabwärts gelegenen Städten Glogow und Nowa Sol besorgniserregend entwickeln. Der Höchststand der Oder wird dort am Montagmorgen erwartet.
In der Woiwodschaft Lebus, die im Westen an Brandenburg grenzt, laufen die Vorbereitungen derweil auf Hochtouren. „Wir nehmen jeden Sandsack, den wir noch finden können“, sagte Woiwodschaftspräsident Marek Cebula der Agentur PAP. Der Europaabgeordnete und ehemalige Innenminister Marcin Kierwinski wurde zum Bevollmächtigten der Regierung für den Wiederaufbau nach der Flut ernannt.
Impfungen in Tschechien, Notstand in Italien
Im Nachbarland Tschechien gingen die Aufräumarbeiten weiter. In der Großstadt Ostrava begann Gesundheitspersonal damit, in den von den Überflutungen betroffenen Stadtteilen kostenlose Impfungen gegen Hepatitis A anzubieten. Durch Überschwemmungen ist die Gefahr, sich mit dieser Infektionskrankheit anzustecken, erhöht, denn das Wasser kann kontaminiert sein.
Auch Italien hat nach tagelangen Regenfällen für zwei Hochwasser-Regionen im Norden des Landes den Notstand ausgerufen. Die rechte Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni stellte den beiden Gebieten Emilia-Romagna und Marken zudem 20 Millionen Euro an Soforthilfe zur Verfügung.
Wegen des Regens stehen dort zahlreiche Straßen unter Wasser. Insgesamt mussten mehr als 2500 Menschen aus ihren Häusern gerettet werden. Betroffen sind Städte wie Bologna, Modena und Ravenna und auch das Strandbad Rimini an der Adria.
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Inzwischen gibt es zwischen Rom und den Regionalregierungen der Hochwasser-Gebiete auch gegenseitige Schuldzuweisungen. Der rechte Katastrophenschutz-Minister Nello Musumeci warf der sozialdemokratisch regierten Verwaltung der Emilia-Romagna vor, bereits zur Verfügung gestelltes Geld nicht richtig verwendet zu haben. „Irgendetwas stimmt nicht. Es kann nicht immer zu derart katastrophalen Überschwemmungen in der Emilia-Romagna kommen“, sagte der Minister. Vergangenes Jahr kamen dort bei Unwettern 17 Menschen ums Leben. Der Sachschaden ging in die Milliarden.
Die Sozialdemokraten wiesen die Vorwürfe als wahltaktisches Manöver zurück. Im November finden in der Emilia-Romagna, einer der reichsten und traditionell linken Regionen Italiens, Wahlen statt. (dpa)