„Stört extrem“: Was in Leverkusen vorm Bayern-Kracher die Gemüter erhitzt
Kaum hatte Granit Xhaka all seine Wut nach dem „Riesen-Weckruf“ abgeladen, da sprang ihm zum Start der Woche der Wahrheit der Trainer zur Seite. Die vernichtende Kritik des Anführers von Bayer Leverkusen, aber auch die unmissverständliche Forderung an die Mitspieler sei „total korrekt“, betonte Xabi Alonso – und schob eine eindringliche Warnung hinterher: „Wenn wir so weitermachen, werden wir nicht die Möglichkeit bekommen, etwas Großes zu erreichen.“
Beim Double-Gewinner herrscht kurz vor dem Gipfeltreffen bei Bayern München Alarmstimmung – da die Defensive plötzlich bedenklich wackelt. Und weil bis zum Topspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) nur wenig Zeit bleibt, um die akuten Abwehrprobleme in den Griff zu bekommen.
Nicht erst seit dem Last-Minute-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg (4:3) breiten sich die Zweifel unter dem Bayer-Kreuz aus, ob der Meister mit dieser teils desolaten Defensive in München wirklich bestehen kann.
Xhaka nimmt die Mannschaft in die Pflicht
„Mir fehlt der letzte Biss, das Tor zu verteidigen“, schimpfte Xhaka, der im Anschluss an die Partie gegen Wolfsburg kaum zu beruhigen war. Es habe etwas „mit dem Kopf zu tun, ob man diesen Meter nochmal machen möchte oder nicht.“ Er jedenfalls sei jemand „der sehr ehrlich zu sich ist. Ich hoffe, dass das auch die anderen sind“, betonte der Schweizer. Alle müssten sich „an die eigene Nase fassen“.
Luft nach oben gibt es jedenfalls reichlich, die Alarmglocken schrillen. Die Offensivkünstler wie Florian Wirtz und Victor Boniface liefern zwar zuverlässig, doch gegen den VfL kassierte Bayer wie schon zuletzt gegen RB Leipzig (2:3) drei Treffer. Dabei hatte Leverkusen in der Meistersaison nur 24 Gegentore hinnehmen müssen, in dieser Spielzeit sind es bereits neun. Nur Augsburg (10), Hoffenheim (11) und Kiel (13) haben nach vier Partien noch mehr kassiert.
Alonso fehlte „das richtige Mindset“
„Das stört mich extrem. Natürlich ist das nicht unser Anspruch. Wir müssen verstehen, dass mehr von uns kommen muss“, sagte Abwehrchef Jonathan Tah: „Wir müssen in jedem Moment wach sein und dürfen nicht schlafen.“ Zumal die Münchner um Superstar Harry Kane angesichts des perfekten Saisonstarts nur so vor Selbstvertrauen strotzen – und nach ihrer 20-Tore-Woche warmgeschossen sind.
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„Es ist egal, wer kommt. Das interessiert uns nicht“, sagte Xhaka zwar. Doch bei Alonso hat die Suche nach Erklärungen längst begonnen. Gegen Wolfsburg, meinte der Spanier, sei es etwa in der ersten Halbzeit „zu verrückt, zu instabil, zu soft verteidigt“ gewesen. Zudem habe Bayer nach der Englischen Woche und dem Königsklassen-Traumstart in Rotterdam (4:0) vielleicht „nicht das richtige Mindset“ gehabt.
Tah zuversichtlich: „Wir wissen, zu was wir fähig sind.“
Aber: Seine Spieler seien „nicht dumm. Sie wissen, was wir tun müssen. Natürlich können wir es besser“, sagte Alonso. Die Aufarbeitung in dieser Woche solle „auf einem positiven Weg“ stattfinden. Dann sei Leverkusen auch „absolut bereit, zu 100 Prozent“, um den Bayern Paroli zu bieten, fügte Tah hinzu: „Wir wissen, zu was wir fähig sind. Und wir wollen natürlich mit einem Sieg nach Hause fahren.“ (sid/mg)