Mojib Latif
  • Klimaforscher Mojib Latif in der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
  • Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

paidHamburger Klimaforscher Mojib Latif: „Wir diskutieren wieder rückwärtsgewandt“

Der Hamburger Mojib Latif ist der profilierteste Klimaforscher Deutschlands – und seit Beginn seiner Karriere ein gefragter Erklärer des Klimawandels und Mahner vor den Folgen. Am Sonntag wird Latif 70 Jahre alt. Im MOPO-Interview blickt er zurück auf seine Kindheit und Widerstände im Laufe seiner Karriere – und er erklärt, warum es Klima-Themen im aktuellen Diskurs so schwer haben und woher er trotzdem seinen Optimismus nimmt.

MOPO: Herr Latif, Sie sind gebürtiger Hamburger, hier aufgewachsen. Woher kam bei einem Stadtkind das Interesse für die Natur – und später die Naturwissenschaften?

Mojib Latif: Als ich ein Kind war, sah die Stadt noch anders aus, es gab viel mehr Natur. Wir haben in Stellingen gewohnt, da war der Weg zum Niendorfer Gehege nicht weit. Da sind wir mit dem Rad hin, haben Rehe gesehen. Zuhause hatten wir einen Garten mit Blumen und Obstbäumen, ich konnte Insekten beobachten und wie sich Blüten entwickeln – das hat mich wahnsinnig fasziniert. Und auch das Wetter: Ich fand es spannend, in den Himmel zu schauen, meistens passiert da ja was mit den Wolken. Besonders interessiert habe ich mich für Gewitter, da habe ich kindliche Theorien aufgestellt: Die Wolken stoßen zusammen, dann rumst es – so dachte ich mir das. (lacht) Das Interesse an der Natur war immer da.

Sie haben trotzdem erstmal BWL studiert.

Genau, auf Wunsch der Eltern. Ich fand es aber nicht so prickelnd, dass es da immer nur um Kosten ging. Das war mir einfach zu lebensfern.

Haben Sie das Studium trotzdem durchgezogen?

Nee, nee – Ich glaube drei Semester habe ich durchgehalten. Dann bin ich zum Glück in die Meteorologie gewechselt – und geblieben.

Sie sind schon relativ früh in Ihrer wissenschaftlichen Karriere zum öffentlichen Erklärer des Klimawandels geworden. Es gibt Videos von Auftritten von Ihnen aus den 1980ern, als noch kaum jemand über das Thema sprach. Wie kam das?

Ich fand, dass das Thema so wichtig ist, dass man es in die Öffentlichkeit transportieren muss. Das wurde vor 40 Jahren nicht ausreichend gemacht – ich wollte das ändern. Ich war damals am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie und bekam Rückendeckung vom damaligen Chef – der wollte selbst nicht so gerne in die Öffentlichkeit.

Hatten Sie das Gefühl, dass Sie damit was bewegen können?

Bewegen vielleicht nicht – aber was mich damals schon motiviert hat, vielleicht auch heute motiviert: Ich habe das Gefühl, dass die Menschen das verstehen, was ich sage. Niemand hat etwas davon, wenn ich irgendwelche Fach-Termini verwende – und die versteht dann kein Mensch.

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