Haben Sie das gesehen? Gestrichener HSV-Profi beeindruckt Baumgart
Steffen Baumgart nahm sich am Samstagabend selbst auf den Arm – denn er hatte sich nach dem emotionalen Moment des 2:2-Ausgleichstreffers selbst überrascht. „Ich bin schon froh, dass ich noch springen konnte und mir nichts dabei gerissen habe“, sagte der Trainer über den Jubellauf, zu dem er im Fritz-Walter-Stadion tief in der Nachspielzeit angesetzt hatte. Baumgart versank in der Jubeltraube, ohne sich dabei zu verletzen. Im Nachgang beeindruckt ihn aber etwas ganz anderes an dieser besonderen Aktion. Es geht um Moritz Heyer.
Der 29-Jährige war als einer von 21 HSV-Profis mit in die Pfalz gereist, wurde am Spieltag dann aber aus dem Kader gestrichen. Zu groß, tief und breit ist das Aufgebot des HSV aktuell, als dass Baumgart noch einen freien Platz für den Allrounder gehabt hätte. Vor dem Anpfiff saß Heyer in Präsentations-Kleidung auf der Auswechselbank, kurz vor dem Abpfiff war er dann aber mittendrin: Heyer sprintete nach Davie Selkes Treffer ebenfalls vor die Gästekurve der HSV-Fans, um mit seinen Kollegen zu jubeln. Und diese Aktion hat bei Baumgart Eindruck hinterlassen.
Moritz Heyer erst gestrichen – und dann in der Jubeltraube
„Ich nehme Mo Heyer aus dem Kader und er ist der Erste, der in der Traube ist“, hat Baumgart beobachtet und lobt: „Das zeigt, wo wir hinwollen. Das zeigt, was wichtig ist für uns.“ Und zwar: Zusammenhalt. Baumgart weiß: Die HSV-Joker um Selke, Jean-Luc Dompé und Adam Karabec haben geliefert – aber auch die Profis, die gar nicht gespielt haben oder die wie Heyer aus dem Kader gestrichen wurden, ordneten an diesem Abend alles dem Teamgedanken unter: „Ich habe gesagt, du musst über das ganze Team kommen. Und das war wieder so ein typisches Beispiel.“
Dennoch dürfte es in den kommenden Wochen wieder Momente geben, in denen einzelne Profis gefrustet sind. Denn Baumgarts Aufgabe, sich auf den Spieltagskader festzulegen, wird nicht leichter. Am Dienstag standen mit Ausnahme von Daniel Heuer Fernandes alle Profis auf dem Trainingsplatz, inklusive Rückkehrer Bakery Jatta und den vier Torhütern um die beiden U21-Talente Luis Klatte und Hannes Hermann mischten 32 Spieler mit. Und der Coach muss nun entscheiden, ob er seine Startelf umbaut und einige Top-Joker wie Karabec oder Dompé bringt.
HSV-Trainer Baumgart hält sich alle Startelf-Optionen offen
„Wir kommen in die Situation, dass wir jede Woche ändern können“, sagt Baumgart zu der Überlegung, schon am Samstag (13 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) gegen Paderborn zu rotieren. „Und zwar nicht, weil einer schlecht oder gut war, sondern weil wir auf die nächsten Gegner reagieren und flexibel sein können.“ Der 52-Jährige deutet an, dass er den HSV künftig auch je nach dem Gegner aufstellen möchte. „Wir haben die Situation, dass wir in der Lage wären, zu jedem Spiel zu wechseln – und zwar so, dass es zum Gegner passt. Das hat oft gar nichts damit zu tun, ob jetzt einer gut oder vielleicht nicht so gut gespielt hat.“ Auch nicht mit Blick auf das Spiel in Kaiserslautern.
Baumgart widerspricht dem allgemeinen Eindruck, dass der Auftritt des HSV in der ersten Stunde des Topspiels insgesamt nicht gut war. „Die ersten 60 Minuten war es ein normales Fußballspiel“, meint er. „Die beiden Gegentore haben sich nicht angedeutet.“ Das stimmt. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass der HSV erst mit den Einwechslungen deutlich besser wurde. „Die haben Schwung reingebracht“, bestätigt Baumgart, sagt aber auch: „Ich bin mir nicht sicher, wenn die anderen von Anfang an gespielt hätten, dass das Spiel besser geworden wäre.“
Am Ende ist es spekulativ. Baumgart muss trotzdem entscheiden, ob er gegen den SC Paderborn Karabec statt Marco Richter oder Selke statt Ransford Königsdörffer aufstellt. Oder Dompé anstelle von Fabio Baldé. Womöglich ist der Franzose auch deshalb als Joker so gut, weil die gegnerischen Abwehrspieler schon etwas müde sind. „Uns in den letzten 20, 30 Minuten Minuten zu halten, wenn wir in Schwung kommen, kann für jeden Gegner schwer sein“, weiß auch Baumgart und lässt sich alle Optionen offen. „Es wäre nur schön, wenn wir nicht gleich 0:2 hinten liegen.“