Semester beginnt – doch Tausende haben noch keine Wohnung
Anfang Oktober beginnt das Wintersemester. Doch viele Studierende haben noch keine Unterkunft. Beim Studierendenwerk Hamburg stehen Tausende Bewerber auf der Liste für einen Wohnheimplatz. Jetzt hat sich der Chef des Studierendenwerks zur Lage geäußert.
Angesichts der Wohnungsnot von Studierenden in Hamburg wird die Bewerberliste für einen Wohnheimplatz des Studierendenwerks immer länger. Nach jüngsten Daten von Mitte September lag die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber bei 2859, wie der Geschäftsführer des Studierendenwerks, Sven Lorenz, sagte.
Nur ein Bruchteil der Zimmersuchenden hat Chancen auf Wohnheimplatz
Und bis zum Beginn des Wintersemesters Anfang Oktober dürften noch einige hinzukommen. Tatsächliche Chancen auf einen Wohnheimplatz habe nur ein Bruchteil der Zimmersuchenden. Schon im vergangenen Jahr lag die Zahl der Bewerber zu Beginn des Wintersemesters mit 2.734 deutlich über dem Vor-Corona-Niveau von gut 2500. Während der Pandemie 2021 und 2022 war die Zahl der Bewerber auf etwa 2100 bis 2300 gesunken.
„Auch wenn sich nicht alle Studierenden auf unserer Bewerbungsliste allein beim Studierendenwerk nach Wohnungen umschauen und manche bei anderen Anbietern fündig werden, so sind die zahlreichen Bewerbungen dennoch Ausdruck des angespannten Wohnungsmarkts, insbesondere im preisgünstigen Segment“, sagte Lorenz. Die aktuelle Kostenentwicklung belaste die rund 120.000 Studierenden in Hamburg zusätzlich.
Studierendenwerk-Chef: Wahl der Hochschule sollte nicht von Mietpreisen abhängig sein
Das Studierendenwerk verfügt in seinen 26 Wohnanlagen über 4400 Zimmer und Apartments für Studierende und Auszubildende. Die Mieten betragen den Angaben zufolge inklusive aller Nebenkosten zwischen 280 und 450 Euro im Monat. Ein Preis, der auf dem freien Mietmarkt fast nirgends zu bekommen ist. Einer Analyse des Moses Mendelssohn Instituts in Zusammenarbeit mit dem Internet-Portal „WG-gesucht“ zufolge müssen Studierende im Wintersemester 2024/25 im Schnitt pro Monat 620 Euro für das Wohnen ausgeben. Dem gegenüber steht eine maximale BAföG-Wohnkostenpauschale von 380 Euro im Monat.
„Die Wahl der Hochschule und des Ausbildungsplatzes sollte nicht von Mietpreisen abhängig sein“, sagte Lorenz. Das könne sich der Hochschul- und Wirtschaftsstandort Hamburg auch gar nicht leisten. Für ihn zeigten die Ergebnisse, „wie notwendig der Ausbau von bezahlbarem Wohnraum, gerade in der Metropole Hamburg, ist“. Das Studierendenwerk selbst plane im Zeitraum 2020 bis 2030 den Bau von 2000 zusätzlichen Wohnplätzen. Aktuell entstünden im Elbbrückenquartier 370 neue Wohnplätze.
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„Unser Ziel ist es, weiterhin bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und den vorhandenen Bestand zu erhalten“, sagte Lorenz. Die Finanzierung von Bauvorhaben werde jedoch immer schwieriger, während gleichzeitig der Bedarf an erschwinglichem Wohnraum immer akuter werde. „Für eine erfolgreiche Umsetzung des Masterplans Wohnen ist es daher von zentraler Bedeutung, ob öffentliche Förderung abrufbar und deutlich stärker ausgebaut wird“, betonte Lorenz. (dpa/mp)