Geothermie-Standort
  • Hier soll 3500 Meter tief in die Erde gebohrt werden
  • Foto: Hamburg Energie

Energie aus der Erde: So wärmt sich bald Wilhelmsburg

Bei heftigen 6000 Grad soll es im Erdkern brodeln – unter der Erde ist richtig heiß! Von der Oberfläche aus steigt die Temperatur pro 100 Meter Tiefe um drei Grad. Ganz schön praktisch – zwei innovative Projekte wollen Erdwärme jetzt nutzen, um damit auch oberirdisch zu heizen.

Auf dem unscheinbaren Gelände an der Alten Schleuse, im Gewerbegebiet im Hamburger Hafen, wird bald mehrere Kilometer tief in die Erde gebohrt. Das Ziel: 130 Grad heißes Thermalwasser, das in einem Reservoir in 3500 Metern Tiefe verborgen liegen soll. Diese Hitze soll künftig als natürliche und saubere Energiequelle dienen.

Tiefengeothermie in Wilhelmsburg: Wärme aus der Erde!

Dafür wird heißes Thermalwasser hochgepumpt und ihm mit einem Wärmetauscher die Hitze entzogen. Sie wird auf die Warmwasserversorgung und Heizungen von Privathaushalten übertragen. Das abgekühlte Wasser wird in 1200 Metern Entfernung wieder unter die Erde geleitet, und heizt sich dort dank der Erdwärme (Geothermie) wieder auf – ein Kreislauf.

Das könnte Sie auch interessieren: Der Streit um Namibia-Gestrüpp beendet: Hamburg kippt Öko-Energie-Projekt – vorerst

Rund 5000 Privathaushalte in drei IBA-Neubauquartieren in Wilhelmsburg sollen so mit Wärme versorgt werden.–Ab 2023/24 sind sie so Teil der „Wärmewende“, bei der mit dem Großprojekt „IW³ – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg“ um den Energieanbieter Hamburg Energie geholfen werden soll.

So soll die Geothermie in Wilhelmsburg funktionieren. Hamburg Energie
Geothermie in Wilhelmsburg
So soll die Geothermie in Wilhelmsburg funktionieren.

Denn mehr als drei Viertel der Energie in Privathaushalten wird für Wärme verwendet – und die kommt meist von fossilen Brennstoffen. Die Energiegewinnung durch Geothermie ist nahezu CO2-frei. Sie ist unabhängig von Wetter und Tageszeiten, es werden auch keine Rohstoffe für den Bau von Solaranlagen verwendet. Auch zur gefühlten Verschandelung von Landschaften oder zu Konflikten mit Fledermäusen wie bei Windparks kommt es nicht. Die höchsten Risiken bestehen bei den Bohrarbeiten.

Die Energiequelle ist für menschliche Dimensionen unerschöpflich. Bei dauerhafter Nutzung wird nach 40 Jahren aber vermutlich aufgehört – dann erhitzt sich das Wasser wieder und der ursprüngliche Zustand wird wiederhergestellt.

Aquiferspeicher: Wärme speichern!

Auch bei Aquiferspeichern wird Erdwärme genutzt – anders als bei der Geothermie wird hier aber keine Energie aus dem Erdinneren abgezwackt, sondern überschüssige Wärme gespeichert.

Über den Aquiferspeicher in Tiefstack soll Wärme gespeichert werden. Wärme Hamburg
Geplanter Aquiferspeicher Tiefstack
Über den Aquiferspeicher in Tiefstack soll Wärme gespeichert werden.

Aquifere sind unterirdische, geschlossene Gesteinsformationen, in denen Wasser gespeichert werden kann. Ist im Sommer zum Beispiel Abwärme aus der Industrie übrig, wird Grundwasser hochgepumpt, damit erhitzt und im Aquifer gespeichert. Dort kühlt es dank der warmen Temperaturen kaum ab. Im Winter pumpt man es wieder hoch und nutzt die Wärme.

Das könnte Sie auch interessieren: Bohrungen für Windenergieparks – Nordseeinseln fürchten um ihr Trinkwasser

In Hamburg soll ein zwischen 200 und 400 Meter tiefer Aquiferspeicher an das Geothermie-Projekt angebunden werden, wo genau steht noch nicht fest. Ein weiterer soll in 1000 Metern Tiefe auf dem Gelände des Kraftwerks Tiefstack entstehen. Mitte nächsten Jahres wird dafür Probe gebohrt.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp