Debatte in Hamburg: Zwischen Tanzlust und Delta-Variante
In Berlin durften die Clubs am Wochenende ihre Außenbereiche öffnen. In Hamburg ist das bisher verboten. Immer wieder kommt es an beliebten Treffpunkten wie im Stadtpark zu Konflikten zwischen Partyfreunden und der Polizei. Jetzt denkt der Senat über Lockerungen für das Tanzen im Freien nach, schaut dabei aber mit Sorge auf die Delta-Variante.
Tausende Menschen trafen sich am vergangenen Wochenende mit Musikboxen und Grillutensilien im Stadtpark. Im Laufe des Abends sei die Stimmung aggressiver geworden, teilte die Polizei mit. Vergeblich hätten die Beamten versucht, größere Gruppen aufzulösen und schließlich den ganzen Park geräumt. Dabei wurde von einigen Feiernden Pyrotechnik gezündet und Flaschen geworfen. Ähnliche Bilder gab es in den vergangenen Wochen immer wieder zum Beispiel auch am Winterhuder Kai, die MOPO berichtete.
Hamburg denkt über Tanzen im Freien nach
„Wir haben jetzt am Wochenende bei diesem sehr günstigen sommerlichen Wetter Entwicklungen gehabt an einigen Orten der Stadt, die einfach nicht in Ordnung waren“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag. Tanzveranstaltungen im Freien sind in Hamburg bisher gemäß der Corona-Verordnung nicht erlaubt. Jetzt will der Senat sich es womöglich anders überlegen. „Wir denken darüber nach. Es ist möglich, dass wir das in einem weiteren Öffnungsschritt auch für Hamburg vorsehen“, so der Bürgermeister.
Die MOPO-Anfrage wurde am Montag durch verschiedene Behörden gereicht, als es um die Frage nach Ideen für coronakonforme Feiern ging. Es gebe kein Hin- und Her-Geschiebe von Kompetenzen, so Tschentscher dazu am Dienstag. „Das, was der Senat beschlossen hat, wird von allen Behörden getragen.“ Es gehe gar nicht um Infektionsschutz und Corona. Wenn Flaschen fliegen, dann seien das „Situationen, die geregelt werden“. Das sei der Auftrag der Polizei, darüber gebe es keine zwei Meinungen im Senat.
Opposition fordert Ordnungsdienst
Die CDU forderte am Wochenende angesichts der Party-Probleme, den bezirklichen Ordnungsdienst wieder einzuführen. Einen bezirklichen Ordnungsdienst gab es in Hamburg schon einmal. Er wurde Ende 2014 aufgelöst, Mitarbeiter und Aufgaben auf andere Organisationen verteilt.
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„Das ist eine große Fehleinschätzung der Lage“ so Tschentscher. Die öffentliche Sicherheit lasse sich am besten durch die Polizei herstellen. „Der öffentliche Sicherheitsdienst war ein großer Flop. So, wie er konzipiert war, war er gar nicht in der Lage für Sicherheit und Sauberkeit zu sorgen.“
Delta-Variante gibt Anlass zur Sorge
Der Senat hält mit Blick auf die Delta-Variante an seinem vorsichtigen Kurs fest. „Wir müssen betonen, dass wir noch nicht am sicheren Ufer sind“, so Tschentscher. Er verwies auf die steigende Inzidenz in Großbritannien und die Abriegelung der portugiesischen Hauptstadt Lissabon am vergangenen Wochenende wegen der Delta-Virusvariante. Die Delta-Variante wurde in Hamburg bisher in 27 Fällen nachgewiesen, das sind 9 Fälle mehr als in der Vorwoche.
Insgesamt wurden in der vergangenen Woche 191 Infektionen gemeldet – die Delta-Variante machte also etwa 5 Prozent aller Fälle aus. „Wir können sicher sein, dass sich diese Variante prozentual stärker ausbreitet“, sagte Tschentscher. „Die Frage ist, ob es dazu führt, dass wir einen Anstieg der Gesamtinfektionszahlen haben.“ Die Stadt werde das beobachten. Auch die britische Mutation sei in Hamburg als Metropole früher aufgetreten als im Bundesdurchschnitt.